trees_of_eternity_hour_of_the_nightingale_cover_03b7a6c92bGenre: Doom Metal/ Ambient
Label: Svart Records
Veröffentlichung: 11.11.2016
Bewertung: Bombe (9/10)

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Da dieses musikalische Projekt nicht jedem geläufig sein könnte, ist es wert, hier nochmal ein wenig auszuholen. Die Bandgeschichte ist auch zudem wichtig, um dieses Album vollständig verstehen zu können.

TREES OF ETERNITY ist das Projekt des Swallow the Sun-Gitarristen Juha Raivio und der aus Südafrika stammenden Sängerin Aleah Stanbridge, die durch Gastauftritte bei eben genannter Band und auch Amorphis den Fans bekannt sein dürfte. Das Line-Up wurde später durch Kai Hahto (Nightwish, Wintersun), Fredrik und Mattias Norrman (ex-Katatonia, October Tide) ergänzt. Die Albumproduktion hat etwas länger gedauert, doch kurz bevor es veröffentlicht werden sollte, verstarb Aleah am 18. April 2016 (plötzlich) an einem Krebsleiden. Der ganze Umstand wird noch tragischer, wenn man weiß, dass Aleah und Juha nicht nur auf musikalischer Ebene miteinander verbunden waren.

Die Veröffentlichung stand auf der Kippe, das ursprüngliche Label sprang ab. Glücklicherweise erklärte sich das Team von Svart Records bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, sodass die Musik doch noch veröffentlich wurde.

Gleich der Anfang macht dem Hörer klar, dass dies kein gewöhnliches Album ist. Wer um die Hintergrundgeschichte weiß, und den ersten Song „My Requiem“ hört, merkt schnell, dass einen das Album nicht so schnell wieder loslassen wird. Obwohl die Erkrankung nicht unbedingt das Hauptthema des Albums sein sollte, kann man die Lyrics nicht wirklich losgelöst davon betrachten. Und so erzählt Aleah von all dem, was sie nicht ohne ihre Musik ausdrücken konnte. Wer jemanden an diese unsägliche Krankheit verloren hat, wird sofort wissen und verstehen, wovon sie singt.

Nach „My Requiem“ geht es weiter mit „Eye of Night“, dem „schnellsten“ Lied des Albums. Das Tempo überrascht, aber es passt zu der positiveren Atmosphäre des Liedes. „A Million Tears“ ist wohl eines der stärksten Lieder des gesamten Werks. Der Text beschreibt wohl am ehesten, wie Aleah sich die letzten Monate ihres Lebens gefühlt haben muss. Die Melodie lässt einen in das eigene Innerste blicken und wenn man sich bis dato nicht mit dem Tod auseinander gesetzt hat, wird man es beim Hören dieses Songs unweigerlich tun. Die dezent gesetzten Gitarren erinnern stark an Swallow the Sun, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut. Die Band hat es sogar geschafft, eine Ballade auf diesem eh schon langsam gespielten Album unterzubringen. „Sinking Ships“ hebt sich durch den alleinigen Einsatz von Akkustikgitarre und im Hintergrund gehaltenen Streichern nochmals ab vom Rest.

Der einzigartige, geisterhafte Gesang Aleahs prägt diese Scheibe und verleiht ihr eine besonders melancholische, dunkle Atmosphäre. Wer auf den brutalen, männlichen Ausgleich hofft, wird enttäuscht werden. Dieses Album ist bewusst ruhig gehalten, es waren keine Growls vorgesehen. Es sind jedoch zwei Gastmusiker dabei, die aber keineswegs als Kontrast fungieren, sondern das jeweilige Lied durch ihre Präsenz/ Stimme hervorragend ergänzen. Dies sind Mick Moss von Antimatter und Nick Holmes von Paradise Lost. Gerade der letzte Song mit Nick (Gallows Bird) ist ein wundervoller und sehr epischer Abschluss des ganzen Albums, trotz des langsamen Tempos.

Dieses Album ist wirklich jedem zu empfehlen. Wer sich jedoch ungern langsamen, ja fast schon zerbrechlichen Melodien hingibt, wird wohl keine Freude daran finden. Das Album ist absolut einzigartig und es wird auch nur dieses eine geben. Juha hat bereits bestätigt, dass es keine Fortsetzung (mit einer anderen Sängerin) geben wird.

Zum Abschluss möchte ich eine sehr persönliche Note hinzufügen: Dieses Album verdient es, so sehr verbreitet zu werden, wie es nur möglich ist, damit Aleahs Erbe in Erinnerung gehalten wird. Es ist eins der ehrlichsten, tiefgründigsten Alben, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Die emotionale Tiefe dieses Werks sucht seinesgleichen. Die Musik wird dich zu deinen eigenen emotionalen Abgründen führen, aber du kommst gestärkt wieder zurück. Ich würde „Hour of the Nightingale“ am liebsten eine 10/10 geben, jedoch muss ich auch an andere Hörer denken, weshalb die Bewertung bei 9/10 bleibt. Ich verstehe es, wenn man mir Sentimentalität vorwirft, dennoch kann man dieses Album nicht ohne das Wissen um die Umstände betrachten, es ist einfach alles zu eng miteinander verwoben.

Ein Kommentar zu „TREES OF ETERNITY – Hour of the Nightingale (Review)

  1. Sehr geiles Album! Musste mir sofort „My Requiem“ anhören und es ist wirklich ein unglaublich atmosphärischer und theatralischer Song!

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