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Dark Easter Metal Meeting 2017 – Der Bericht

Ein weiteres Mal öffnete die wohl wichtigste Institution in Sachen Metal in München ihre dunklen Pforten, um die diesjährige schwarze Ostermesse des Who is Who der Black Metal Szene zu beherbergen. Aufgrund des großen Erfolgs und der Nachfrage wurde es diesmal auf zwei Tage ausgedehnt und begann bereits am Samstagnachmittag. Am ersten Tag standen die zwei kleineren Venues Werk und Club zur Verfügung, die gleich zur ersten Band gut gefüllt waren. Die schwedischen AVSLUT hatten das Publikum sofort gut mit ihrem Midtempo Black im Griff und der basslastige Sound fegte gut abgemischt über die Metalheads. Nicht nur die zwei starken Sänger (bzw. Gitarrist) sind bei dieser Band eine Erscheinung, auch der Rest der Truppe macht mit ihrem Corpse Paint was her. Die herrischen Aufforderungen des Sängers an das Publikum „Scream for me, Munich!“ brachten bereits etwas Bewegung in die Feiertagsmeute. Ohne große Pause ging es gleich im etwas größeren Nebenraum mit IMPERIUM DEKADENZ weiter, die sichtlich Spielfreude an den Tag legten, vielleicht auch wegen einer Flasche Weißwein, die während des Auftritts geleert wurde. Die Metalgemeinde war durchaus angetan und feierte die Schwarzwälder andächtig, ja fast mesmerisiert, der Sound zu dem Zeitpunkt immer noch basslastig, ein richtiges Brett. Auf der mit Helmen geschmückten Bühne zeigten die Mannen eine engagierte Bühnenshow, ihr Midtempo-Black kam bei der Menge richtig gut an, vor allem, als sie ihre Hymne „Schwarze Wälder“ ankündigten, gab es vermehrt Horns und Weizenglas-Prosts: „Hier unsere Schwarzwälder Schlachtplatte!“. Nicht nur der Bassist, der mit wahrer Freude auf sein Instrument einhämmerte, zeigte, dass diese Band routiniert und professionell ist. Im Anschluss hämmerten sich in der bayrischen Szene bereits etablierten GILGAMESH aus München mit ihrem Blackened Death Metal durch ihr High-Tempo-Set. Der Sänger zeigte sich extrem variabel in allen Metal-Facetten, von klar über Screams bis hin zu Growls. Gegen Ende war der Brechersound etwas zu viel und die Gitarren etwas übersteuert, so dass die Lead-Gitarre kurzzeitig hinter dem Bass verschwand. Aber auch dieses Problem wurde von der Technik schnell behoben. Diese Band hat definitiv bewiesen, dass mit ihr in Zukunft zu rechnen ist. Danach zeigten sich die Thüringer DESERTED FEAR in absoluter Hochform, das nächste Highlight dieses Tages. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht zockten sich die Death Metaller flott durch ihr überzeugendes Set. Nicht nur ihre spaßigen Ansagen machen die Jungs einfach super sympathisch, so dass sie immer noch in den Spielpausen Zeit haben, das Publikum mit witzigen Anekdoten zu amüsieren, z.B. über ihre Aufregung wegen einer Polizeikontrolle: „Die sind ja bei euch immer noch grün!“. Beeindruckend ist, dass sie live noch räudiger klingen als auf CD. Es paaren sich Vollgas-Passagen mit eingängigen Hooks und Melodien. Sie verabschieden sich dann mit einer Bemerkung zu Pfeffi und Vita-Cola, was die bayrische Crowd ganz offensichtlich amüsiert. Als nächstes versuchten die polnischen OUTRE, den Club mit ihren Blastbeats abzureißen. Der ganz klassische Blackmetal kommt beim sehr gemischten Publikum gut an. Erfreulich ist im Übrigen, dass man nicht nur lokales Publium antraf, sondern eine hohe Zahl von Gästen aus der Schweiz, Österreich, Italien, Griechenland und osteuropäischen Nachbarländern. Als nächstes traten die griechischen RAVENCULT auf die Bühne, die mit ihrer langen Liste an Veröffentlichungen auf einem Majorlabel eine breite Anhängerschaft vor sich versammeln können. In ihrem klassischen satanischen Black Metal finden sich aber auch Midtempo-Passagen, die besonders überzeugen können. Der rauchige, kratzige Gesang des wirbelnden Sängers passt gut zu dem punkigen Black `n‘ Roll, der streckenweise irgendwie an Motörhead erinnert. Die norwegischen SARKOM sind als nächstes dran und blasen der Fangemeinde ordentlich die Gehörgänge frei. Lange Blastbeat-Strecken erzeugen ein regelrechtes Soundgeröll, das sich über die Masse wälzt und streckenweise vielleicht ein bisschen laut und übersteuert geraten ist. Die Midtempo-Passagen grooven nur bedingt, dafür ist das Corpse Paint ein absoluter Hingucker. Die Masse reagiert ekstatisch, als der Sänger seine umgedrehten Kreuz-Ketten in die Höhe streckt. Die kleine Bühne bietet auch nur wenig Spielraum für die fünf Mannen, die in ihrer Bühnenshow sichtlich eingeschränkt sind. Oben haben sich derweil die Backstage-Ränge gut gefüllt. Die letzte Band und der Headliner des Abends sind die betagten Herren von MEMORIAM, der Bolt Thrower Nachfolge- und Tribute-Band. Die „Jungs“ sind sichtlich erfreut, wieder auf der Bühne zu stehen und ihr neuestes Werk zu präsentieren, es zeigt sich von Beginn an ihre Routine und Spielfreude und sie lassen sich von den zahlreichen Fans enthusiastisch feiern. Das Ganze klingt zwar weniger nach Bolt Thrower als mehr nach Motörhead, auch wenn der Gesang natürlich unverkennbar ist. Um halb 12 ist dann für den ersten Abend Schluss und die Metal-Gemeinde geht zu Recht zufrieden nach Hause, um sich für Tag zwei fit zu schlafen. Für knapp 30 Euro (Tagesticket) gab’s hier mehr als genug qualitativ hochwertigen Extrem-Metal zu sehen.

Am Sonntag dann, pünktlich zum höchsten christlichen Festtag des Jahres startete die schwarze Messe dann bereits am frühen Nachmittag. Schon zur ersten Band VALBORG war der Club gut gefüllt. Zunächst begannen die Bonner sehr doomig, der Gesang in alter Tiamat-Manier. Später steigerten sich die drei hin zu stampfenden, kriegsähnlichen monotonen Beats mit deutschen Texten zu einem aggressiven Progressive Death, der von Klargesang bis hin zu Totenmond-ähnlichem Gekratze alles zu bieten hatte. Keine leichte Kost, die aber in gewohnter Weise vom Publikum gut aufgenommen wurde. Im Anschluss zeigten DÉCEMBRE NOIR ihre ganze Bandbreite an Variabilität, von doomigen Passagen bis hin zu deathig-blackigen Passagen mit schönen Melodien inmitten von blastlastigen Passagen. Der charismatische Thüringer glänzte mit seiner breitgefächerten Range, was die letzten schläfrigen Metalheads aus dem Mittagsschlaf locken konnte. Nun stiegen auch im großen Werk die ersten Musiker auf die Bühne, um die Metalgemeinde mit zwei Sängern und einer sechsköpfigen Band zu beschallen. Die Iren von MOURNING BELOVETH sind schon seit vielen Jahren im Geschäft und präsentieren ihren Doom-Death als gäbe es kein Morgen. Der Sänger krächzt am Tag der Auferstehung, als würde er Höllenqualen leiden und das Publikum schunkelt zufrieden zum Doom-Soundteppich mit, der sich unter die schönen Melodien legt. Im Anschluss ging es gleich im Club mit den local heroes von HAILSTONE weiter. Die Münchener präsentieren sich gewohnt spielfreudig und zeigten, dass sie sich zu Recht bereits einen Namen in der Death Metal Szene gemacht haben. Der Sänger erweist sich als ein Meister der Grimassen und heizt dem Publikum mit mächtig Hall auf den Growls ordentlich ein. Damit animiert er die Crowd endlich zum headbangen. Der Sound ist wie das ganze Wochenende super und bringt die Leadgitarre schön zur Geltung. Nebenan ist der Saal bei FÄULNIS dicht und draußen warten die Metalheads auf Einlass, da die Band gut anzukommen scheint. Die Mannen von AHAB präsentieren als nächstes ein klassisches Doom-Infernale, auf das man sich aber vollständig einlassen muss, um die Atmosphäre richtig genießen zu können. Der sonst in den neuer Stücken typische Klargesang ging leider ein bisschen unter, aber trotz der Schwere ihres Funeral Dooms kommen die Mannheimer gut beim Publikum an, das sich als aufmerksam und wach zeigt. Bei HARAKIRI FOR THE SKY bietet sich leider das gleiche Problem wie schon bei Fäulnis – wer zu spät kommt, muss draußen bleiben. Durch die Tür klang es nach einem gelungenen Auftritt. Die Tiroler ASPHAGOR punkten als nächstes mit zwei Sängern, die im Gleichklang krächzen und schreien. Bei den Black Metallern dominiert hohes Tempo, in den Midtempo-Passagen zeigen sie schnörkellose Riffs ohne viel Gefrickel. Vom Balkon, der für die Sonntagsshows geöffnet wurde, sieht man den zweiten Sänger dann auf ein Bierchen ins Publikum gehen, und sogar den Saal beim letzten Song bereits verlassen. Sympathische Jungs, für die die Bühne wohl personenmäßig etwas zu klein geraten war. Die erste Majorband des Tages ist dann ASPHYX, die das Publikum routiniert animieren und das Werk gut füllen. Der graue Van Drunen kuschelt mit seinem Bassisten und zeigt, dass er ordentlich Bock auf den Auftritt hat. Dies überträgt sich auf die Zuschauer, die bis nach hinten fleißig zu den holländischen Deathern bangen. Van Drunen agiert gewohnt redselig auf Deutsch mit den Metalheads und gibt sich lässig, frisch und unverbraucht. Wie immer sehenswert. In den kleineren Sälen spielen ELLENDE und PILLORIAN gleichzeitig. Die Österreicher von ELLENDE punkten mit variablem Gesang und Geigenklängen in den Breaks als Einspieler. Auch dieser Ambient Post-Black Metal wird von der Menge gut aufgenommen. Im großen Werk steigen im Anschluss MARDUK auf die Bühne, die ihre ganze Erfahrung ausspielen und die Fans bis in die hinterste Ecke in ihren Bann ziehen, so dass man das Gefühl hat, Teil einer riesigen schwarzen Messe zu sein. Marduk zeigt sich als riesige Maschine, die mühelos ihr Set herunterzockt, auch wenn sie keine aktuellen Songs zu bieten haben. Soundtechnisch geht es wohl nicht besser, hier sind wirklich Profis am Werk. Die Songs wirken klassisch, aber nicht verbraucht. Diese Urväter des Black Metal zu ignorieren ist schlicht unmöglich. Nebenan spielen HELRUNAR und CARONTE gleichzeitig. Die Italiener von CARONTE beweisen, dass die frische Kombination aus Stoner Rock und Doom Metal gut funktioniert, was die Band sicherlich von anderen 0815 Doom-Bands unterscheidet. Der Sänger bekreuzigt seine Anhänger mit einem okkulten Ritual in alle Himmelsrichtungen, es herrscht ekstatisches Gewaber bei der wohl nebligsten Band des Wochenendes.  Der große Headliner MAYHEM wird dann von praktische allen Anwesenden gesehen. Die Erwartungen an diese Black Metal Macht sind groß, die Fans lassen sich von Anfang an von den Hexern in den Bann ziehen. Persönlich hat mich weder die Show noch der sehr matschige Sound überzeugt, aber ich bin überrascht, wie sehr die Masse mitgeht und die Norweger abfeiert. Sicherlich ein würdiger Headliner für dieses mächtige Festival der Düster-Szene. Die letzten Bands des Abends heißen BATUSHKA und REVEL IN FLESH. Die letzteren sind sicher die richtige Wahl zu so später Stunde, denn die Schwaben geben noch einmal alles, um die trink- und feierfreudigen Metalheads zu begeistern. Ihr klassischer Death Metal kann mit krächzigen Growls und rasenden Riffs mit schwedischen Melodien begeistern. Wer bis zu dieser späten Stunde noch durchgehalten hat, wurde definitiv nicht enttäuscht, höchstens im einzigen Pit des Wochenendes malträtiert. Alles in allem hat das Backstage wieder gezeigt, dass es DIE Institution in Bayern ist, wenn es um Metalkonzerte geht. Umso schlimmer, dass die Zukunft der Location immer noch nicht ganz geklärt ist. Wir hoffen inständig, dass es ein weiteres Dark Easter Metal Meeting im Jahr 2018 geben wird, denn ein besseres Indoor-Festival, das trotz Regen so gut funktioniert, gibt es wohl nicht. Insgesamt war die Band-Auswahl extrem breit gefächert, so dass für jeden Metalgeschmack gesorgt war. Ein kleiner Wermutstropfen war, dass es wegen Überfüllung nicht möglich war, alle Bands zu sehen. Vielen Dank, München!

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