Summer Breeze 2017 – Der Festivalbericht

Das Summer Breeze bietet nun schon seit einigen Jahren die Dienstagsanreise an, so natürlich auch für Cpt. Pikachu und seine Crew von Flunkyballspiellern. Abfahrt Hamburg mitten in der Nacht, um pünktlich um 10:00 Uhr vor den Toren des Festivals zu stehen – alles tadellos geplant und taktiert. Das Breeze hat hierbei zumindest teilweise mitgespielt, denn länger als eine Stunde musste man dieses Ma nicht warten, um auf das Gelände zu kommen. Wenn man bedenkt, dass es vor einigen Jahren auch gut und gerne mal vier Stunden gedauert hat, ist dies schon nicht zu verachten.

Der Dienstag wurde dann auch bei bestem Wetter zelebriert, sodass man den Übergang zum ersten Bandtag, dem Mittwoch, gar nicht wirklich wahrnahm. Die Nachbarn wurden traditionsgemäß zum Flunken herausgefordert und der Campeigene Olaf, seines Zeichens Besitzer der ersten Festival Flunkyballschule für Hochbegabte, hat gleich mal klar gemacht, wer auf Campgrund H der Meister ist.

—MITTWOCH—

Am Mittwoch waren neben Filmvorführungen und einigen Bands auch diverse surprise Acts geplant, die sich auch relativ schnell als Bands entpuppten, die einfach nur eine Special Show machen aber eigentlich auch auf dem Festival spielen, zumindest teilweise. Den klassischen Festivalaufgang boten jedoch BASMMUSIK ILLENSCHWANG, die, ähnlich wie die W:O:A Firefighters, ihre Rolle beim Festival sichtlich genießen. Fans sind einige vor der Bühne, sodass die Stimmung sehr gut ist. Natürlich fehlt hier auch keineswegs der obligatorische Circle Pit und auch dutzende Headbanger haben den weg vor die T-Stage gefunden.

Auf der Camelstage präsentierten sich die amerikanischen UADA mit tadellosem Black Metal und den mittlerweile in der Szene obligatorischen schwarzen Kapuzen spielfreudig und mit glasklaren Melodien auf Brecher-Blasts. Auch ihre Landsmänner VITAL REMAINS waren ein Schmankerl für die extremere Fraktion. Die Urgesteine der Death/Black-Szene prügelten sich souverän durch ihr Set und begeisterten die Anwesenden.

Der wohl interessanteste Surprise Act am Mittwoch waren AMON AMARTH, die auf einer knallvollen T-Stage vor allem alte Hits wie „The Last With Pagan Blood“ oder „For The Stab Wounds In Our Backs“, aber auch „Twilight Of The Thundergod“ zum Besten gaben. Trotz des überraschenden Auftritts der Headliner vom Freitag war die Fläche vor der ehemaligen Zeltbühne rappelvoll mit textsicheren Fans.

Zu besonders später Stunde gab es dann noch die finnischen Cover-Rednecks von STEEVE ´N´SEAGULLS! Für alle feierwütigen um 2 Uhr nachts definitiv die richtige Anlaufstelle, aber leider blieb die Stimmung trotzdem verhalten. Wahrscheinlich haben die als „Suprise Act“ angekündigten Sondershows der großen Bands die Fans mehr ausgepowert als gedacht.

—DONNNERSTAG—

Gerade so noch mit Puls wurde dann der Donnerstag eingeläutet, um auch hier mit einigen Krachern so richtig zu feiern.  Eröffnet wurde der Donnerstag durch die US-amerikanischen Deathcorer FIT FOR AN AUTOPSY zur Mittagsstunde auf der T-Stage. Mit dem brutalen Song „Saltwound“ wurde die Schlagzahl für die nächsten 45 Minuten vorgelegt. Die Setlist bot besonders am Anfang viele frische Songs vom neuen Album. Aber auch alte Fans kamen mit dem ultra-schnellen Song „The Jackal“ vom ersten Album voll auf ihre Kosten. Zwischendrin gab es Ansagen, wofür die Band einsteht: Gegen Rassismus und Sexismus und für die freie Entfaltung jedes Einzelnen. „Absolute Hope Absolute Hell“ beendete diesen wirklich durch und durch gelungenen Auftritt.

Auf der Breeze-Stage ging es mit WHILE SHE SLEEPS weiter. Der Gesang des Gitarristen war nur schwer zu vernehmen, dennoch wussten die Metalcorer bei brütender Hitze zur frühen Stunde zu überzeigen. Spätestens mit ihrem großen Hit „Four Walls“ hatten sie die Menge vom Mitsingen überzeugt.

MISS MAY I feuerten ein tolles Metalcore-Feuerwerk ab. Die sympathische Band aus den USA scheint trotz langer Touren und ständig neuen Materials so schnell nicht müde zu werden. Bei der Menge wurde sich mit vielen neuen Songs bedankt, ohne die Hits zu vernachlässigen.

WHITECHAPEL lieferten auf der Breeze-Stage feinsten Deathcore ab. Das Wetter wurde zunehmend stürmischer, was zwar etwas Abkühlung zur sengenden Sonne brachte, aber auch den Sound etwas verwehte. Manch einer mag dankbar gewesen sein, dass ein Großteil des Bodens gepflastert war, sonst wäre einem bei der Menge an Pits ordentlich Staub in die Ohren geblasen worden.

Oceans Ate Alaska, deren neues Album leider nicht so viel Anklang fand, zogen zwar verhältnismäßig wenig Leute vor die Bühne, aber diejenigen die dort waren genossen die Show und feierten kräftig. Der halbwegs ruhige Core mit vielen gesprochenen Passagen ist zur frühen Stunde wirklich angenehm und eine schöne Abwechslung zu den Vorgängerbands.

Technisch ausgefeilten Progressive-Metal gab es von TESSERACT auf der T-Stage. Dieser versierte Metal inklusive Klargesang lud die Menge weniger zum Moshen ein. Dafür konnte man in den präzisen und einwandfrei gespielten Gitarren Melodien schwelgen. Musik, die nicht für jedermann und eher schwer zugänglich ist. In der Menge tummelten sich vermehrt Nerd-Brillen (der Autor trägt selber eine dicke Brille, Anm. d. Red.) und die ein oder andere Weed-Wolke waberte durch die Menge. Der Sänger verschonte die Menge mit langen Ansagen und ließ die Musik im Vordergrund stehen. Mein Highlight für den Donnerstag.

Zu dem 20. Geburtstag des Summer Breeze haben sich LONG DISTANCE CALLING etwas Besonderes einfallen lassen, denn die Band legte die Songauswahl in die Hände der Fans. Sie durften aus den ersten drei Alben („Satellite Bay“, „Avoid The Light“ and „Long Distance Calling“), welche allesamt ganz ohne Gesang auskamen, ihre Favoriten zu einer Setlist zusammenwählen. Hieraus entstand eine bezaubernde Instrumental Show, die durch die Fans zu einem Erlebnis einer ganz eigenen Art wurde. Trotz der Variabilität der Songs hätte man sich zwar den einen oder anderen persönlichen Liebling dennoch gewünscht, aber bei so einer sauber gespielten Show fällt dies schon unter die Kategorie „meckern auf hohem Niveau“.

Während LONG DISTANCE CALLING also auf der T-Stage trotz des allgemein bekannten schlechten Sound eine glanzvolle Leistung vollzogen, mischten AUGUST BURNS RED auf der Breeze Stage die Menschenmassen ordentlich auf. Die Vorfreude auf ihr kommendes Album „Phantom Anthem“ war deutlich zu spüren, denn sowohl Fans als auch Band nutzten die Zeit aus, um gemeinsam die Musik bis ins kleinste Fitzelchen zu feiern, was nicht nur an der hohen Anzahl an Circle Pits festzumachen war. Natürlich war auch dieses Set mit einer Stunde gefühlt deutlich zu wenig, dafür hat man als eingesessener Liebhaber trotzdem Qualität geliefert bekommen.
Die Camelstage ist ja immer bekannt für die kleinen Acts, die sich aber den Arsch für ihre Fans abspielen, wie auch TURBOBIER, die die Menge zum Toben brachten mit Songs wie “Fuaßboiplatz”, “Die Bierpartei” oder “Insel muss Insel bleiben”. Die Wiener Punkrocker brachten das bierselige Publikum nicht nur mit ihren überragend lustigen Songtexten („Insel muss Insel bleiben, denn auf der Insel kannst Du’s in den Büschen treiben“), sondern auch mit ihrem für deutsche Ohren amüsanten Wiener Akzent. So macht Punkrock Spaß, wenn man sofort alle Songs mitsingen kann.

Ebenfalls auf der Camelstage präsentierten DAWN OF DISEASE ihre neue Platte, die ein Ohrenschmaus für alle Fans ist. Souverän und sympathisch kloppten die Pottler durch ihr Set und sahen sich genügend headbangenden und crowdsurfenden Fans gegenüber.

Die Ur-Death-Gesteine von SUFFOCATION machten sich dann daran, mit dem Schlagzeug-Tornado das gesamte Gelände wegzublasen, so dass man sich wie nach einer Druckwelle fühlte – welch unfassbare Geschwindigkeit der amerikanischen Deather! Dementsprechend groß waren auch die Begeisterungsstürme der Fans, die die Jungs frenetisch feierten.

Etwas überraschend verlief der Gig von LIFE OF AGONY, die gerade nach einer langen Pause eine neue Platte veröffentlicht haben, denn es waren wesentlich weniger Fans anwesend als gedacht. Die amerikanische Rock-Band mit nun Sängerin Mina statt Keith kam nur mäßig gut an, der Gesang war für mich eher schwach, die Show unspektakulär. So brachen sie auch ihren Gig 15 Minuten früher, als auf der Running Order angekündigt, ab.

Als nächsten waren DEVIN TOWNSEND PROJECT auf dem Plan, die, nicht nur wie es typisch für das Breeze und HevyDevy ist, mit grandiosem Sound aufwarteten, nein, sie hatten auch noch eine Besonderheit. Mit Gastsängerin Anneke van Giersbergen standen die Jungs auf der Bühne, sodass auch besonders Songs des Albums „Addicted“ super präsentiert werden konnten. Der Auftritt selbst war eine absolute Offenbarung. DTP machen eine super Show und bringen das Publikum komplett zum ausrasten. Sänger Devin zeigt sich mal wieder von seiner unfassbar sympathischen Seite und baut in die Show noch ein paar Lacher mit ein und so sagt er den letzten Song mit den Worten „I dedicate this song to this flying unicorn over there“ an. (Ja, es flog ein pinkes Einhorn durch die Luft, wenn auch nur als Luftballon)

Direkt danach auf der Summer Stage waren MEGADETH zu finden. Da die Jungs mittlerweile schon seit etwa dreißig Jahren im Geschäft sind, kann man hier wohl auch eine tolle Show und einen abgestimmten Sound erwarten. Was jedoch sehr unerwartet kam, war die Tatsache, dass die Band einfach zehn Minuten kürzer gespielt haben, als es auf dem Plan war. Sehr zur Enttäuschung natürlich einiger Fans. Woran das genau lag, vermag man nicht zu sagen, allerdings ist Sänger und Mastermind Dave Mustaine ja ohnehin für seine Eigenarten bekannt – #justsaying.

Weiter im Programm: AMON AMARTH. Was soll man zu dieser Band noch groß sagen? Die Jungs aus dem hohen Norden liefern einfach immer ein absolutes Brett ab. Sie sind so gewaltig, wie Campground H am Dienstag betrunken. Das die alten Klassiker, ebenso wie die etwas neueren Songs gleichermaßen gefeiert werden, steht wohl außer Frage. Auf der Bühne wird wieder bekanntlich viel gezündelt und vor der Bühne viel geheadbangt. Eine typische, solide AMON AMARTH Show eben.

Während AMON AMARTH noch auf der Bühne abgehen, starten ARCHTITECS auf der Nebenbühne. Die Form der Band ist nicht gerade die Beste, auch wenn sie sich dennoch voll reinhängen. Leider merkt man auch, das auf den Hauptbühnen noch voll Programm ist, denn auch hier ist vor der Bühne noch voll Platz, sodass die typisch klaustrophobischen Platzprobleme ausbleiben. Dies hielt die Fans jedoch keineswegs davon ab, ordentlich vor der Bühne zu moshen, um der Band zu zeigen, dass auch wenige Fans ordentlich Stimmung machen können.

Um auch unsere Hater ein wenig glücklich zu machen, erfolgt der IN EXTREMO Bericht in verkürzter Form: Die Band war genau wie immer, keine besondere Show, keine ausgefallenen Songs. Standard halt.

Zu weit fortgeschrittener Stunde gab es für die nie müden Fans noch feinen Death Metal auf der Camelstage. REVEL IN FLESH spielten sich auch zu dieser späten Stunde noch den Arsch ab und konnten die noch recht zahlreichen Metalheads durchaus noch mit ihrem rohen Sound und brutalen Growls animieren. Sympathisch sind im Übrigen immer die schwäbischen Ansagen von Sänger Ralf.

Wann als zu später Stunde kann man Bands wie WARDRUNA noch auf der Mainstage spielen lassen – die Norweger präsentierten experimentellen Nordic Folk / Ambient, der in der Fernsehserie „Vikings“ oft als Filmmusik dient. Neben Schlaginstrumenten gab es auch traditionelle Instrumente wie Hörner, Harfen, Flöten und Geigen, Frauengesang und Chor. Insgesamt ist das Ensemble mehr als experimentell und durch den einlullenden Charakter eher für die sehr späte Stunde geeignet – dementsprechend fiel es den wenigen Anwesenden wahrscheinlich auch nicht leicht, die bierschweren Augen aufzuhalten. Trotzdem lieferten die Bergener eine ungewöhnliche Performance ab.

—FREITAG—

FALLUJAH hauten ordentlich rein und konnten jeden davon überzeugen, ihren technisch anspruchsvollen Death Metal auch live perfekt zu spielen. Neben den beiden Gitarristen überzeugte insbesondere der Bassist, dass er ein wahrer Könner seines Instruments ist. Für mich auf jeden Fall die Highlight-Band, die ich vorher schon gehört habe und unbedingt sehen musste.

Auch wenn die Finnen von MORS PRINCIPIUM EST schon seit über 15 Jahren im Geschäft sind, waren sie vielen Fans wohl kein Begriff, da sich zwar eine schöne Fanbase vor der Bühne einfand, aber für den hochwertigen Melodic Death hätten es ruhig ein paar mehr sein können. Routiniert und überzeugend lieferten sie ihr Set ab und präsentierten schöne Melodien á la Insomnium gepaart mit genügend Krach und Lärm. Sicher eins der größeren Highlights neben den Headlinern.

Eine sehr große Überraschung waren GORGUTS, die zwar schon alte Hasen in der Szene sind, mir aber vorher kein Begriff waren. Die kanadischen Routiniers bliesen mit ihrem technischen Death Metal dermaßen über das noch trockene Gelände, das uns glatt die Kinnladen runterklappten. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente dermaßen souverän, dass die glasklaren, aber brutal schnellen Melodien jegliche Vergleichbarkeit entbehren. Auch ihre Bühnenpräsenz, die das Gesamtbild abrundete, zeigt ihre jahrelange Routine in der Szene. Für mich waren die Kanadier die positivste Überraschung des Wochenendes.

Wer BETONTOD schon gesehen hat, weiß, dass die meisten Gesangpassagen vom Publikum fehlerfrei mitgesungen werden – so natürlich auch auf dem Summer Breeze. Der Mop ist am toben und die Band genießt Ihren Platz auf der großen Summer Stage so richtig. Was ein wenig stört ist dann leider, dass die Ansagen alle etwas sehr in die Länge gezogen werden. Eigentlich viel doch niemand bei einem Konzert über die Wasserwerfer und die Securitys der letzten Jahre etwas erfahren, genauso wenig Sinn würde es machen über die Dialektik von Gut und Böse während des Konzerts zu philosophieren.

Mit HATEBREED geht es weiter, die auch gleich so richtig auf die Fresse geben. HATEBREED stehen zweifelsohne für richtig dicke Eier und diese halten Sie den Fans gerne mitten ins Gesicht. HATEBREED waren wohl eine der heftigsten Bands des Tages, die einfach nur straight mitten in die Fresse hauen. Wer HATEBREED noch nie gesehen hat, hat definitiv den persönlichen Nackenbruch verpasst.

Mittlerweile ist Sonne und Hitze auch dem Unwetter gewichen, was einige Fans natürlich davon abhält, sich vor die Bühnen zu bewegen. Während COB gerade Ihre Show beginnen, versucht Cpt. Pickachu konsequent seinen Pavillon von der Flucht aus Bayern abzuhalten. Da es nicht funktioniert hat, eine Kanu aus Bierdosen zu bauen, muss der heftigste Teil des Unwetters erst einmal im Camp ausgeharrt werden. Der Rest von CHIDREN OF BODOM wirkt zwar solide, da die Band ausnahmsweise Mal auch ihre Soli fehlerfrei spielen kann, dennoch wirkt die Show Soundtechnisch ein wenig schwach. Wenn man jedoch das Unwetter und den starken Wind bedenkt, ist das schon in Ordnung.

Die Sonne war untergegangen, es regnete mal mehr, mal weniger stark und der Abendwind brachte einen leicht zum frösteln. Ein perfektes Ambiente für INSOMNIUM. Viele im Publikum befürchteten, sie würden „Winter’s Gate“ in voller Gänze spielen, aber zum Glück gab es ein breites Spektrum durch ihre Song-Landschaft.

Die Thrash-Titanen von KREATOR haben sich nach COB fix den Platz auf der Bühne und die bereits feiernde Meute vor der Bühne zu Nutze gemacht, um so richtig Gas zu geben. Die Band haut, ebenso wie HATEBREED einige Stunden zuvor, gleich richtig los und hält ihre ebenfalls dicken Eier in die Gesichter der Fans. Von KREATOR muss man aber auch eine gute Show erwarten, da die Band zu den absoluten Urgesteinen gehört. Natürlich hat die Band auch richtig abgeliefert und zum Glück nicht abgeholt. Ein Auftritt, der sich trotz der Anreise durch Schlammlawinen richtig gelohnt hat.

Während KREATOR Ihren Thrash auf die Summer Breeze`ler loslassen, gibt es auf der Camel Stage Power Metal von GLORYFUL aus dem Pott. Die Stimmung ist leider nicht die Beste, auch wenn es die Band verdient hätte und auch nicht wirklich viele Fans haben den Weg vor die Bühne gefunden, aber dennoch lässt es sich die Band nicht nehmen, ihre 30 Minuten Summer Breeze Show richtig zu genießen. Sänger Johnny la Bomba hält sich mit seinen Ansagen relativ kurz, da er, wie er extra betont, „Redeverbot von seiner Band“ bekommen hat. Ein paar mehr Ansagen wären schön gewesen, aber dafür haben sie wenigstens die viel zu kurze halbe Stunde beinahe durchgehend mit Musik füllen können.

Zu später Stunde gab es auf der Camelstage noch ein besonderes Schmankerl für die Insider der Death Metal-Szene, die All-Star-Band THE LURKING FEAR. Die Schweden veröffentlichen gerade ihr erstes Album mit Mitgliedern von At the Gates, the Haunted u.a. um den Frontmann Tomas Lindberg. Dass die Jungs sich nicht so ernst nehmen und für sie die Musik im Vordergrund steht, zeigte sich schon am besten Backdrop aller Zeiten: Der Name der Supergroup war mit Edding auf ein DIN A4 Blatt Papier gekritzelt und hinten über den Camel-Schriftzug aufgeklebt! Ganz wichtig ist auch die charakteristische schwarz-weiße Käppi von Tomas, ohne die er wahrscheinlich keine Bühne betritt – hinter der Bühne war ein Ersatz zu sehen, falls diese verloren geht. Insgesamt war der Auftritt der Jungs solide, getragen vom unverkennbaren Gesang vom At the Gates-Sänger, aber nicht weltbewegend.

Den Tagesabschluss boten dann unsere Kumpels von WALDGEFLÜSTER, die wir tags drauf natürlich auch direkt zum Interview geladen haben. Leider hat man der Band nur 30 Minuten eingeräumt, sodass mehr als drei Songs einfach nicht drin waren, aber davor haben die Jungs wirklich alles gegeben und eine super Show abgeliefert. Die Shows von WALDGEFLÜSTER sind immer durchwachsen und man weiß eigentlich gar nicht, ob man Headbangen, moshen, weinen oder onanieren soll, da die Band die gesamte Gefühlplakette abreißt. Immer wieder ein Hochgenuss.

— Samstag —

Der Samstag startete etwas merkwürdig, denn MR. HURLY UND DIE PULVERAFFEN standen bereits um 11 auf der Bühne. Daher um so erstaunlicher, wie motiviert die Fans schon waren, mit den Seeleuten zu feiern. Und spätesten nach „Blau wie das Meer“ am Ende der Show waren dann auch alle wach.

Ähnlich erging es den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, die ebenfalls zu einer wesentlich späteren Zeit hätten spielen sollen. Im 90er-Jahre Outfit wurde ein (Nicht-) Hit nach dem anderen abgefeuert. Dies ist so herrlich asi, diese Band macht einfach Spaß. Und es mag nicht so wirken, aber die älteren Herren beweisen immer wieder, wie sehr sie es an den Instrumenten und am Mikro drauf haben.

Gegen Mittag gab es dann eine absolut witzige Show mit RANDALE und ihrer „All-Ages Show“ auf der Camel Stage. Die Familienfeier zeigt: es muss nicht immer schneller, härter, lauter sein, damit man eine gute Show hat. Beim crowdsurfenden Punk Panda Peter gehen im Publikum sofort die Handys hoch, um ein Bild von dem sympathischen Maskottchen zu machen. Bei dem Feuerwehr-Tribute Song „Tatü Tataa“ lernten dann auch alle Leute noch mal schnell eine keine Eselsbrücke, wie man sich die 112 merken kann und bei „Oma mit Chopper“ gibt es zum Ende hin noch eine riesige Polognese.

Auf der T-Stage spielten sich derweil die Franzosen von BENIGHTED die Finger wund. Die Death-Grind-Routiniers prügelten sich munter durch ihr Set und amüsierten das Publikum mit ihren netten Ansagen mit französischem Akzent. Auch sie kämpften mit den Störgeräuschen der PA, was den Sound teilweise etwas zu krass verzerrte. Im Anschluss bewiesen DER WEG EINER FREIHEIT, warum ihre Fanbase immer weiterwächst. Die Würzburger Black Metaller überzeugten mit ihren Screams und der Balance von schwedischen Melodien und Blastbeats. Das Herunterbrennen der Sonne auf den Schlamm vom Vortag tat der düsteren Stimmung im Übrigen keinen Abbruch. Als eine der wenigen Black Metal Bands bewiesen die jungen und aufstrebenden Franken, warum auch dieses Genre auf dem Summer Breeze seinen Platz verdient hat.

 

EMIL BULLS hatten am Samstag quasi ein Heimspiel vor sich, denn die Jungs stammen selbst aus Bayern und fühlten sich quasi wie zu Hause. Bei der voller Energie geladenen Show kamen sowohl jahrelange Fans als auch Neueinsteiger oder auch Gelegenheitshörer auf ihre Kosten, denn die Setlist bestand aus einem weitgefächertem Spektrum an Singles, bei denen der Chorus lauthals mitgesungen werden konnte. Anfangs schien die Menge noch ein wenig vom vorherigen Tag ermüdet zu sein, was sich gegen Ende der Show durch die Animationskünste von Sänger Christoph jedoch fast vollends verflüchtigt hatte. Alles in einem war es eine gut investierte Stunde, die noch mehr Vorfreude auf die gegen Ende des Jahres startende „Kill Your Demons“ – Tour zurückließ.

Keine Unbekannten waren die Schwaben END OF GREEN, die schon unzählige Male auf dem Summer Breeze gespielt haben. Mit ihrem Depressive-Rock überzeugen sie nicht nur die Metal Mädels, so dass ordentlich was los war für einen doch eher lokalen Act. Ihr Set präsentierte nicht nur alte Kracher, sondern auch Songs von der neuen CD, die zeigt, wie sie sich von der lokalen zur überregionalen Band gemausert haben. Sänger Michael Huber präsentierte sich in Plauderlaune und verriet, dass Schlagzeuger Matthias an diesem Tag ersetzt werden musste, da er sich in seiner Hochzeitsnacht verletzt hatte. Er konnte aber für die letzten beiden Songs auf die Bühne kommen und seinen Ersatz ersetzen, der sich zuvor grandios in die Band eingefügt hatte.

Am späten Nachmittag kamen dann MOTORJESUS auf die Camel Stage. Aus der anfänglich kleinen Traube an Leuten wurde dann aber recht große Menge, sodass man den Eindruck hatte, das MOTORJESUS zwar für die Camel Stage zu groß, für die T-Stage dann aber doch leider nicht groß genug waren. Hoffentlich ändert sich dieses, denn die Band überzeugte auf ganzer Linie und begeisterte auch die weiter entfernt stehenden, zufällig vorbeilaufenden und hängengebliebenen Zuschauer.

Wieso genau DARK TRANQUILLITY auf jedem Festival am letzten Tag spielen, und das auch nicht immer zur besten Zeit, ist mir seit Jahren ein Rätsel. Die Band ist einfach sagenhaft. Der Sound ist grandios, die Songauswahl perfekt und sobald Sänger Mikael auf der Bühne steht, ist diese komplett gefüllt. Manche Sänger würden wohl während der Show von der Bühne springen um, den Securitys zu helfen, einen Rollstuhlfahrer in den Graben vom Crowdsurfen zu holen. Aber nur ein Mikael Stanne nimmt sich dann noch die Zeit, um eben jenen zu Umarmen und sich mit ihm zu unterhalten. Wie sympathisch Mikael Stanne ist, zeigt vor allem, dass er ohne Berührungsängste mit den Fans sang und beim letzten Song zum Soundtower crowdsurfte und es gerade noch rechtzeitig zurückschaffte, bevor die Bühne sich ganz für den nächsten Act gedreht hatte. Man kann von der Musik halten was man will, aber Sänger Mikael ist der mit Abstand menschlichste und sympathischste Sänger der ganzen Szene.

Bei Einbruch der Dämmerung wurden dann die Schlangen vor den ersten Wellenbrechern länger, denn jeder weiß, dass  eine HEAVEN SHALL BURN Show eine ordentliche Party mit etlichen Pits bedeutet. Allerdings kamen die Songs des neuen Albums „Wanderer“ bei den Fans noch nicht so gut an, wie die Kracher des „Veto“ Albums „Land Of The Upright Ones“ und „Godiva“, und natürlich die Evergreens „Voice of The Voiceless“ und „Black Tears“. Die Band bedankte sich überschwänglich bei dem Festival und den Fans für den langjährigen Support. Schließlich standen die damals noch unbekannten Thüringer hier bereits 2003 auf der Bühne.

Einen absoluten Geheimtipp bilden CYPECORE, mit denen wir uns übrigens auch zum Interview trafen. Die Band aus Mannheim sollte man sich etwa so vorstellen: FEAR FACTORY in besser und mit Liveskills. Allein das Outfit der Band ist es wert, sich vor die Bühne zu bewegen, wenn man dann das Glück hat nicht taub zu sein, erfährt man hier, was richtig geile Mucke ist. Spielerisch ist die im Schnitt noch recht junge Band sogar weit vor vielen Genregrößen. Souverän und kraftvoll, anders kann und muss man diese Band gar nicht beschreiben.

Während auf dem Festivalgelände langsam bereits der Abreisestau begann, standen FIDDLERS GREEN auf der Bühne. Ob man die Band kennt oder nicht, oder überhaupt ein Fan vom Irish Folk ist, machte hier keinen Unterschied. Die Menge ist am Feiern. Die Musik ist für die Bühne gemacht und das merkt man bei jedem einzelnen Song. Dazu gibt es noch das Feuerwerk im Hintergrund, dass von der Summer Stage abgefeuert wurde und der Band ein wenig versuchte die Chance zu stehlen, aber keine Chance. Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen, die an den Armen Eingehakt im Kreis getanzt sind. Für viele ist dieses schon die letzte Band des Festivals, aber ein paar Namen stehen noch auf dem Programm.

Die letzte Band des Festivals für das Team von SMV sind die Hamburger von ENDSEEKER, die, wie unseren regelmäßigen Lesern bekannt sein sollte, einen Sarkasmusfreien-Status bei uns besitzen. Die Band rund um Sänger Lenny gibt gleich so richtig Gas und genießt ihren Auftritt richtig. Dass zu später Stunde der Platz nicht gerade überfüllt ist, stört die Jungs wenig und so wird Vollgas gegeben. Die Fans die sich mitten in der Nacht noch zum Auftritt von ENDSEEKER gewagt haben, wurden dann auch noch mit etwas Material vom kommenden Album belohnt. Ein gelungener Abschluss für das Summer Breeze 2017.
Abschließend kann man nur sagen, dass das Breeze einfach sagenhaft ist. Wem Wacken zu groß, dass Rockharz zu klein und das WFF nicht Metal genug ist, der ist auf dem Breeze genau richtig. Trotz der abertausend Besucher, hat man nie das Gefühl, dass alles absolut überfüllt ist. Die Securitys sind alle nett und hilfsbereit, das Gelände übersichtlich und der Preis wirklich angemessen. Das Breeze ist einfach „das kleinste große Festival“ und genau das macht es so gut.
Jedes Jahr wieder!

Vielen Dank an unsere Redakteure, die bei diesem Bericht geholfen haben:
Alex, Cordes, Stevie, Iris, Annika und Chris!

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