THE MIDNIGHT GHOST TRAIN - Cypress Ave.
The Midnight GhostTrain - Cypress Ave..jpgGenre: Rock / Blues
Label: Napalm Records
Veröffentlichung: 28.07.2017
Bewertung: Bombe (9/10)
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Mit „Cypress Ave.“ begeben wir uns diesmal in ruhige Gefilde, begleitet von straighten zugleich wohligen Riffs und einer angenehm rauchigen Stimme, schweben wir durch gute 50 Minuten, in denen man einmal die Seele baumeln lassen kann und nicht so viel um das drumherum nachdenken muss. Für eine entspannte Pause nach der Arbeit mit einem Glas Whisky (oder wahlweise einem Tee) kann man sich THE MIDNIGHT GHOST TRAIN sehr gut auf die Ohren packen, auch wenn der Name der Band eher in eine andere Stil Richtung, ganz entgegengesetzt des Blues, hindeutet.

Zu Beginn wird man von einer ruhigen, melancholischen Gitarre in energetisch getaktete 8tel geleitet, die jedoch mit dem Einsatz der Vocals wieder deutlich ruhiger verlaufen. Im Vordergrund stehen zuerst einmal Gesang und Bass, der anscheinend willkürlich Melodien über gelegentlich klimpernde Gitarren spielt. Direkt beim ersten Song „Tonight“ präsentiert er schon eine große Auswahl seines Könnens, was sehr beruhigt, da man ausnahmsweise mal nicht das Klischee von faulen BassistInnen bestätigt bekommt.

Auch wenn der erste Track größtenteils zurückhaltend ist, wird es in Teilen des Chorus ein Stückchen wilder, was für meinen Geschmack gerne für einen längeren Zeitraum so bleiben könnte, um den Kontrast zwischen fast psychedelischen Riffs und straightem Rock zu vergrößern. Dafür sind die Gitarren allerdings schön muffig verzerrt und kreieren gemeinsam mit der außergewöhnlichen Klangfarbe des Sängers eine wunderbar verträumte Atmosphäre.

Der darauffolgende Song „Red Eyed Junkie Queen“ packt in Punkto Energie ein paar mehr Stufen drauf, denn dadurch, dass THE MIDNIGHT GHOST TRAIN sich hier für ein einziges Hauptriff entschieden haben, kann viel mit Dynamik gearbeitet werden, was die Jungs auch kräftig tun, denn der Chorus ist im Vergleich zum Verse (der nebenbei quasi nur vom drahtigen Bass und entspannten aber dennoch aufmerksamen Drums dominiert wird) schneller und einfacher. Dennoch schaffen die Jungs es mit einem rasanten Bruch vom Refrain in den Verse zurück, ohne lästiges Holpern. Später im Song finden wir dann ein weiteres Solo, dass sich prima in das Gebilde einfügt, allerdings ist hier das Schlagwerk zu leise, was dazu führt, dass ein hier notwendiger, treibender Effekt verloren geht.

Obwohl „Cypress Ave.“ an sich eine eher ruhige Platte ohne große dynamische Ausbrüche ist, gibt es noch weitaus leisere Songs zu entdecken. „The Watchers Nest“ gehört beispielsweise zu dieser Kategorie und schleicht sich mit einem wohlig klingenden 6/8 Takt in den Gehörgang. Mit dem Einstieg wabernder Gitarren und einem sanft in den Höhen angehobenen Schlagzeug, kratzen wir wieder ein bisschen an den typisch psychedelischen Elementen. Der Chorus dagegen ist wieder sehr straight und einer der wenigen Momente, in denen Sänger Steve mit ein bisschen mehr Aggressivität an die Sache rangeht.

Gegen Ende des Songs begegnet einem dann ein Riff, das ganz stark an „Knights of Cydonia“ von MUSE erinnert. Ob das Absicht war oder einfach Zufall, keine Ahnung, es passt trotzdem perfekt.

Im Großen und Ganzen ist das ein Album, welches gut ohne Synthesizer auskommt, die manchmal schon fast zur Musik gehören wie bei uns das Atmen zum Leben. Gelegentlich kommen hier zwar ein paar dieser „Hilfsmittel“ durch, allerdings nicht erdrückend inflationär, sondern immer nur in kleinen Prisen, die dann wie bei „Black Wave“ gekonnt mit dem Talent von Bassist Mike ausgeglichen werden.

Was zudem noch auffällt, ist das Fehlen von Background Vocals. Selten findet man mal zwei Wörter gedoppelt, jedoch bleiben Harmonien aus, wodurch der Sound von THE MIDNIGHT GHOST TRAIN einen besonderen Charakter verliehen bekommt. Genauso muss man melodische Gesangsmelodien suchen, denn Steve Moss bleibt lieber primär monoton, was auch unglaublich gut funktioniert. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass er seine Lyrics lediglich auf Grundtönen verteilt, denn ein gewisser Anspruch ist dann doch herauszuhören.

Insgesamt kann ich „Cypress Ave.“ nur weiterempfehlen, denn hier geht sehr viel über Gefühl anstatt über die Komplexität, was gelegentlich zwischen all dem Chaos, das man sich des öfteren mal freiwillig antut, eine willkommene Abwechslung ist und fast wie ein Reset wirkt. Wer allerdings nicht so auf sich wiederholende Riffs und Vintage-Sound steht, wird hier wohl leider weniger begeistert.

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