DOWNFALL OF GAIA – München/Backstage – 12.02.2018
Da freut man sich nach einem harten Arbeitstag, den Montag entspannt bei modernem Extreme Metal ausklingen zu lassen und soll dann kurzfristig als Fotograf und Berichterstatter einspringen. Warum man das aber nicht nur sehr gerne tut, sondern der Abend auch noch ein ganz besonders musikalischer Leckerbissen war, erfahrt ihr im Konzertreview.
Die Karte war bereits gekauft und die Vorfreude groß. Endlich konnte ich DOWNFALL OF GAIA sehen. Und als Vorband sollte HAMFERÐ auftreten. Das neue Album Támsins Likam hat bei uns ganze 10 von 10 möglichen Punkten erreicht. Die Erwartungen waren hoch gesteckt. Doch kurz vor dem Konzert fiel unsere Fotografin und Berichterstatterin aus. Und so sollte ich einspringen. Kein Problem, dachte ich mir: Berichte hab ich schon geschrieben und Fotos zu machen wäre zwar das erste Mal, aber auch das sollte ich schon irgendwie hinbekommen.
Das Backstage in München war gespenstisch leer. Ungewöhnlich, man sollte denken, dass die beiden Bands mehr Münchner an einem kalten Montagabend aus der Wohnung locken würden. Das Konzert fand im Club statt, der kleinsten der drei Bühnen des Backstages. So peu à peu trudelte die Konzertgemeinde ein, der Club war aber weit weg vom Zustand voll. Pünktlich betraten HAMFERÐ die Bühne. Wie zu erwarten waren die sechs Musiker von den Färöer-Inseln in schwarzen Anzügen gekleidet. Lediglich der Drummer hatte Jackett und Krawatte abgelegt. Ihm sollte in der nächsten Stunde ausreichend warm werden. Bereits nach wenigen Tönen fällt auf, die Abmischung des Sounds ist hervorragend gelungen im Club. Das ist nicht immer so. Aber HAMFERÐ haben auch gar nichts anderes verdient. Die Mischung aus Doom und Death verzauberte die Menge. Diese lauscht andächtig den dunklen Klängen und nickt entspannt mit dem Kopf. Es ist schier unglaublich, welchen Stimmumfang der Sänger aufweist. Er kann hervorragend schreien, doch sein theatralischer Klargesang ist es, welcher die Musik so besonders macht. Bei all dem Staunen vergesse ich es fast, ein paar Fotos zu schießen. Also schnell nach vorne und wild rumgeknipst. Dort hab ich mich dann mit meiner kleinen Spiegelreflexkamera zwischen den großen Objektiven der anderen Fotografen etwas geschämt. Egal, Automatikmodus rein und ab geht’s. Die Band spricht kein Wort und die Musiker bewegen sich kaum, zeigen wenig Emotion. Die legt der Sänger dafür voll und ganz in seine Stimme. Klar, das gehört alles zu Show, aber es passt zur Musik und geht voll auf. Zur Atmosphäre trägt auch der Keyboarder unheimlich bei. Es ist ein sehr entspanntes schwarzmetallisches Konzert, zum Augen-zu-machen und Lauschen. „Ein perfektes Montags-Abend-Konzert, um in die Woche zu starten“, wie meine Begleitung anmerkt. Nach über 10 Songs gibt es ein dankendes Kopfnicken des Sängers und die Band verschwindet von der Bühne. Eine Stunde durfte die Band spielen. Das ist viel für eine Vorband, aber auch absolut verdient. Die 10 von 10 Punkten kann ich nur bestätigen.
In der Pause spielte ich ein wenig mit meiner Kamera herum und entdeckte neben dem Automatikmodus noch den Nacht- und Sportmodus. „Na, die werde ich gleich mal ausprobieren“, dachte ich bei mir. Doch da hatte ich die Rechnung ohne DOWNFALL OF GAIA gemacht. Die vier Jungs nebelten zu Beginn ihrer Show so dermaßen die Bühne ein, dass man erst mal gar nichts mehr erkennen konnte. Ich und die richtigen Fotografen guckten uns verdutzt an. Die weise Wand raubte uns den Atem. Man kam ins Gespräch. Sie konnten ja nicht ahnen, dass dies meine Jungernfahrt auf den Meeren des Bildermachens war. Doch in diesem Nebel waren wir alle eins. Ich war einer von ihnen. Ein Strobo- und Trommelfeuerwerk riss mich unsanft aus meinen Träumen. DOWNFALL OF GAIA legten los. Der Club war ein wenig voller geworden. Und was HAMFERÐ an Entspanntheit hat, kehrten diese vier Jungs ins Gegenteil um. Wild, schnell und brachial brach die Mischung aus Crust und Sludge über die Menge herein. Und dazu das hysterisch krächzende Gebrüll der drei Saiteninstrumentalisten: einfach herrlich. Die Musiker vertieften sich ganz in ihr Werk, blendeten das Publikum weitestgehend aus und erzeugten eine gruselige Atmosphäre. Die Setlist war ein Querschnitt durch die letzten drei Alben. Ein gelungener Auftritt von sehr talentierten Musikern. Die Band wurde während ihres Spiels eins mit ihrer Musik, so sehr, dass der Drummer, ganz wie in Ekstase, einen Teil seiner Drums umschmiss. Die schnellen Parts wechselten sich hervorragend mit den entspannteren ab, und zementierten die Stellung der Band an der Speerspitze des Extreme Metals. Nach einer Stunde war es leider vorbei und DOWNALL OF GAIA verschwanden mit einem leisen Danke von der Bühne.
Ein absolut fantastisches Konzert und auch überhaupt nicht tragisch, dass es auf der kleinen Bühne statt fand. Ganz im Gegenteil entfaltet diese Art von Musik gerade in diesen kleinen Locations seine schwarze Magie. Und als Fotograf habe ich auch einiges dazu gelernt. Was will man mehr?