DARK EASTER METAL MEETING 2018 – Tag 1 (Bericht inkl. Galerie)
Während der Papst in Rom das wichtigste christliche Fest zelebriert – oder wie Kristoffer von NAGLFAR später so schön sagte: „we are here to celebrate the death of Jesus“ -, öffnen sich in München zum bereits siebten Male die Tore zur metallischen Unterwelt und entzünden das schwarze Höllenfeuer der Crème de la Crème des internationalen Black Metals. Bereits Wochen im Voraus war das Event bis auf die letzte Karte ausverkauft und nur wenige konnten in den sozialen Netzwerken noch kurzfristig ein Ticket ergattern. So war auch am Samstag vor der ersten Band ein guter Trupp schwarzer Nietenfreunde angereist, um das obligatorische Bierchen in der Warteschlange zu schlürfen. Da das Backstage aber seit einiger Zeit auch Scanner für die Print at Home Tickets hat, kamen die Musikdürstigen zügig durch den Einlass, um sich die bayrische Zweimann-Combo EWIGEIS anzuhören, die in keinster Weise einen undankbaren Slot als Opener hatten, denn der Club war schon gut gefüllt. Dank ausgiebigen Soundchecks war der Sound von Anfang an ein Ohrenschmaus, und die zwei Black Metaller führten der Menge vor, dass es keine voll besetzte Bühne braucht, um druckvolle Blasts und Melodien hervorzubringen. Wie auch im letzten Jahr war der Opener eine mehr als gute Wahl und der deutschsprachige Black in Schwedenmanier brachte die Stimmung schon auf Betriebstemperatur.
Die Menge schwappte danach sofort in die zweite Location nebenan hinüber, um sich eines der absoluten Highlights des Tages anzusehen. UNLIGHT präsentierte sich als klassische Black Metal Band, die mich sehr an Größen wie Naglfar erinnerte. Die Schwarzwälder/Schweizer wurden flankiert von überdimensionalen Ziegenkopfpostern und waren selbst in klassischer Montur mit Nagelarmbändern, Nieten und jeder Menge Corpse Paint. Mit ihren flirrenden Melodien und genügend Blasts konnten sie die schon gut in Partystimmung gekommene Meute euphorisieren. Weiter ging es danach in der größten Halle mit NOCTEM, die mit Joker-ähnlichem Corpsepaint auffielen. Musikalisch boten die Spanier soliden Black/Death/Thrash Metal, der die anwesenden Schwarzkutten zufriedenstellen konnte, aber nichts Besonderes präsentierte. Danach mussten wir uns das erste Mal zwischen zwei Bands entscheiden, da die Black Metaller LEBENSSUCHT und EIS gleichzeitig auftraten. Unsere Wahl fiel auf die Nordrheinwestfalen, die dem Publikum einen Querschnitt durch ihre Alben präsentierten, angefangen mit „Galeere“ und „Kainsmal“. Nach etlichen Bands, die mit Vollgas-Black-Metal mächtig auf die Tube gedrückt hatten, wurde es nun zeitweise etwas doomig-schleppender. „Mann aus Stein“ wurde mit den Samples original vom Album dargeboten, die die Geschichte des Mannes im Intro erzählen. Dass der Funke übergesprungen war, zeigt sich darin, wie viel Spielfreude die Band an den Tag legt und das Publikum noch für ein Foto zusammenholte.
Im Werk rissen danach die Landshuter DARK FORTRESS die Bühne ab. Die schon seit über 20 Jahren aktiven Melodic Black Metaller konnten auf eine zahlenmäßig große Fanbase an diesem Tage zurückgreifen, die sie ordentlich abfeierten. Im Club wurden dann die Fronten gewechselt, um auch den Death Metal Freunden etwas zu bieten. Die Münchener COMMANDER brachten also ihre gerade neuerschienenen Platte „Fatalis (The Unbroken Circle)“ aufs Tablett, die mit ihrem traditional Death Metal den Anwesenden gut zu schmecken schien. Die im Stillen genießenden Black Metaller wurden an dieser Stelle vom headbangenden Deathpublikum nach hinten gedrängt, was den Lokalmatadoren ihrerseits gefiel. Trotz des beschränkten Platzes auf der Bühne ging auch die Band gut vorwärts.
In der Halle nebenan verpassten wir derweil die Black/Ambient Band SUN OF THE SLEEPLESS bis auf den letzten Song. Ihre netten Fackeln hätten dann noch fast die Halle niedergebrannt inklusive meines Schuhs, vor allem weil keiner die Feuerlöscher bedienen konnte. Das kleine Maleur wurde dann von vier Mann in den Griff gekriegt. Das nächste optische Highlight boten die Nordrheinwestfalen BETHLEHEM um Neu-Frontfrau Onielar, die zum ersten Mal für die Band live hinter ihrer wallenden Mähne versteckt die obskuren deutschen Lyrics hervorkeifte. Die holde Weiblichkeit kam dabei natürlich nicht nur wegen ihrer Bühnenperformance gut an. Der experimentelle Black/Doom/Rock lag den Anwesenden vielleicht doch eher zwischen den Pommes und Burgern schwerverdaulich in der Magengrube. Aber Schonkost gibt’s halt woanders.
Im Club spielten dann die etwas unbekannteren Münchener PEQUOD auf, die aber sicherlich aufgrund ihrer Spielfreude einige Fans mit ihrem Thrash/Metalcore dazugewinnen konnten, die sie einluden, mit ihnen zu moshen. Im Anschluss gab es das nächste Schmankerl für die klassischen Black Metal Fans bei ULTHA aus Köln, die mit ordentlich Geprügel, melodisch-atmosphärischen Gitarren und wütenden Gekeife, die die noch recht junge Band frisch und modern á la Der Weg einer Freiheit und in keinster Weise angestaubt wirken ließen. Für Abwechslung sorgten die doomigen Zwischenparts, die vom Höllengeschrei dominiert sind.
Ein erster Headliner wurde im Werk mit den Schweden SHINING erwartet, die ja manchmal für eine Überraschung auf der Bühne gut sind. Sänger Kvarforth präsentierte sich allerdings ungewohnt handzahm und schlich unauffällig über die Bühne. Der Black ‚n‘ Roll ist für die breite Masse nicht allzu leicht zugänglich, trotzdem fanden sich genügend Die Hard Fans, die den Exzentriker feierten. Den Black Metal/Ambient der Italiener ENISUM im Club haben wir leider währenddessen verpasst, auch wenn es diesmal im Vergleich zum letzten Jahr kein Problem war, überall hineinzukommen. Im vorherigen Jahr standen wir noch des Öfteren in den kleineren Locations vor verschlossener Tür, weil es zu voll war. Das war dieses Mal wohl besser verteilt.
Die Hessen AGRYPNIE füllten die Halle mit ihrem Progressive Post Black Metal bis in die letzte Reihe und hinterließen beeindruckte und glückliche Fans, wie mir ein paar Mädels danach bestätigten. Um ihr Album gebührend darzubieten, hatten sie den Sänger von Dornenreich mit auf der Bühne, der auf dem Silberling als Gastsänger fungiert und sowieso anwesend war, weil er bei SUN OF THE SLEEPLESS als Live-Gitarrist aufgetreten war. Zu hören ist er auf dem Track „Aus Zeit erhebt sich Ewigkeit“. Im Anschluss strömten alle Metalheads zum großen Headliner des Tages BLOODBATH. Die – wie Sänger und Engländer Nick Holmes von PARADISE LOST stets betonte – Schweden gingen gewohnt professionell ans Werk. Als Bühnenshow reichen ihre blutverschmierten Körper und ein mühelos growlender Nick Holmes, der sichtlich not amused war, da das Publikum nicht seinen Wünschen entsprechend mitging. Der brachiale Death Metal schmeckte den mehrheitlichen Black Metallern nur bedingt, so dass sich das Werk etwas leerte. Die unverständlich gebrummelten Ansagen von Mr Holmes und sein Unmut trugen seinen Teil dazu bei. Für alle Death Metaller allerdings ist der >(körperlich) nicht einmal so große Nick Holmes nun mal eine Legende und beeindruckt in seiner bodenlangen blutverschmierten Robe auch ohne große Bewegung in der Bühnenshow. Der letzte Song „Eaten“ allerdings löst noch einmal Euphorie aus, bevor die Meute in die kleineren Locations verschwindet. JUST BEFORE DAWN verpassen wir aus Zeitgründen. Unsere letzte Band des Abends sind AURA NOIR, die es in ihrer Südstaatenoptik und Sonnenbrille schaffen, die betrunkenen Metalheads in den ersten Reihen zu einem kleinen, aber heftigen Pogo-Moshpit anzustiften. Ansonsten können die norwegischen Black Thrasher nur bedingt zu später Stunde überzeugen.