DARK EASTER METAL MEETING – Tag 2 (Konzertbericht)

Sichtlich derangiert erwachten wir am Ostersonntag nach einer schwer(en)metallischen Nacht. Aber nur die Harten kommen in den Garten, so dass wir uns mit einer Büchse Bier pünktlich wieder um kurz nach zwei in die Warteschlange einreihten, um den Opener MORGENGRAU zu sehen. Die junge Band aus Plattling in Niederbayern, die letztes Jahr ihr Debütalbum in Eigenregie herausgebracht hat, tat ihr Bestes, einen eindrucksvollen Auftritt hinzulegen vor einem randvollen Club, inklusive innovativem Corpsepaint (vor allem des Schlagzeugers) und sehr sympathischen Ansagen ihrer Songs im breitesten Dialekt, deren Lyrics rein deutsch sind. Die statische Bühnenpräsenz kann dem Trve-Klischee, der Aufregung oder dem begrenzten Raum geschuldet gewesen sein. Ob ein sechsaitiger Bass bei einer klassischen Black Metal Band gut aufgehoben ist, ist allerdings fraglich (no offence!). Wie bis jetzt immer kam dieser Opener schon sehr gut bei den anwesenden Schwarzkutten an. Danach schwappte die Menge in gewohnter Weise direkt hinüber in die Halle, um sich die Schweizer IMPURE WILHELMINA aus Genf anzusehen. Diese präsentierten sich als etwas schwerere Kost mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen cleanen Gesang, der auf einem schmalen Grat zwischen genial und anstrengend wanderte. Musikalisch dagegen konnten die Doom-Anleihen sofort überzeugen, wie auch die Bühnenshow vor allem des Bassisten, der Bewegung in den Auftritt brachte.

Das Werk eröffneten an diesem Tag die Italiener NOVEMBRE, die mit ihrem Progressive Doom gesanglich in eine ähnliche Kerbe schlugen, allerdings schuf Sänger Carmelo eine ganz andere angenehme Atmosphäre mit seinen sanften Melodien. Bis dato war die Location natürlich noch nicht ganz gefüllt und die melancholischen Tonfolgen luden intentional eher zum gemütlichen Stehen oder Sitzen ein als zum wilden Headbangen. Trotzdem zeigten die Anwesende durchaus Gefallen an den anspruchsvolleren Klängen. Im Club traten im Anschluss die Nürnberger FREITOD auf, die für mich eine der größten Überraschungen des Wochenendes waren. Ihr Depressive Black Metal gefror wohl auch anderen Metalheads in den Adern, wie z.B. „Die falsche Krankheit“ oder „Unter schwarzen Wolken“ – ein unfassbarer Ohrwurm – vom aktuellen Album „Der unsichtbare Begleiter“. Besonders der sanfte Clean-Gesang von Vocalist G. Eisenlauer jagt mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Die Österreicher ANOMALIE mit ihrem Post Black Metal haben wir im Werk gleichzeitig leider verpasst.

Für uns ging es dann weiter mit den Deutschen SECRETS OF THE MOON, die aufgrund ihrer langen Bandhistorie (seit 1995) eine breite Fanbase haben, die sich auch zahlreich vor der Bühne versammelt hatte. Der spirituell angehauchte Black Metal der Routiniers stützt sich live vor allem auf den kräftigen Gesang des charismatischen Sängers. Insgesamt konnte mich die Band persönlich nicht überzeugen, der Funke sprang in der großen Halle bei mir nicht über. Neben mir wurde allerdings das doomige Set gelobt, das die eher rockigeren Nummern vernachlässigte. Die ersten Kapuzen des Tages gab es nebenan im Club mit AU DESSUS aus Litauen, die ihr Debütalbum des letzten Jahres präsentierten. Die Jungspunde konnten mit ihrem modernen Post Black Metal mehr als überzeugen. Die Menge tobte für Black Metal Verhältnisse und zeigte willig jede Menge Ziegenhörnchen. Innovativ präsentierte sich vor allem der variable Gesang, der zwischen fast cleanen Vocals und typischen Screams changiert, dahinter die typischen Black Dissonanzen, genau das richtige, um für die meisten den ersten Bier-Tiefpunkt zu überwinden. Als nächstes wären eigentlich DAWN OF DISEASE auf dem Plan gestanden, die aber kurzfristig wegen Krankheit absagen mussten. Schade, denn auf die hatte ich mich gefreut. Unfassbar allerdings, wie der Veranstalter es kurzfristig geschaffte hatte, einen Ersatz mit den österreichischen Black Metallern ASPHAGOR zu organisieren. Hut ab für dieses spontane Einspringen! Mein absolutes persönliches Highlight des ganzen Wochenendes waren danach die Wahnsinns-Schweden NAGLFAR, die in allen Bereichen punkten konnten, von Bühnenshow über Sound über musikalische Darbietung. Bei einem überragend glasklaren Sound, der die brillanten Melodien optimal hervorhob, zeigte sich Sänger Kristoffer in bester Laune, grimmassierte munter über die Bühne und suchte sympathischerweise die Kommunikation mit dem Publikum, das ihn frenetisch feierte. Erstmals war das Werk bis auf den letzten Platz proppenvoll und die Menge wogte auf Aufforderung im Takt. Der Einsatz der Bandmitglieder zeigte sich außerdem in den zahlreichen Schweiß- und Speichelpfützen auf der Bühne. Für mich waren die Schweden der Top-Act des Festivals.

Den Auftritt der Polen THAW, bei denen auch ein Mitglied von FURIA mitwirkt, haben wir nur kurz gesehen, da das nicht so unseren Geschmack traf. Die Noise-Drone-Ambient-Show mit Turntable ist nur für ganz Hartgesottene, von denen aber doch enorm viele versammelt waren. Der Krach/Noise-Level war hier schon recht hoch. Wir wollten stattdessen noch einen Blick auf die niederländischen Rocker DOOL um Frontfrau Ryanne werfen, die zwar musikalisch nicht so hart sind und damit etwas aus der Reihe fielen, aber mit ihrer Performance doch jede Menge, vor allem natürlich des männlichen Geschlechts, überzeugen konnte. Das nächste große Highlight boten die Österreicher BELPHEGOR, die schon an Bühnendeko einiges auffuhren. Die unzähligen blutverschmierten Wirbelsäulen und Trockenblumensträußchen hatten ja aber Satan sei Dank keine lange Anreisestrecke zu bewältigen. Die schon fast Veteranen des Black/Death Metals hatten ihr aktuelles Album „Totenritual“ im Gepäck, z.B. den Track „Totenkult“, der auch live mit einer lateinischen Litanei startet. Wie den ganzen zweiten Tag blies der sehr basslastige Sound eine mächtige Druckwelle über die Menge, untermalt vom Dauerfeuer des Schlagzeuges und den Growls von Sänger Helmuth, der dem Publikum seine Ansagen in schnarrend-grunzender Manier darbot. Insgesamt lieferten die Lederkutten eine sehr mächtige Show ab, die keine Fragen offenließ.

Die polnischen Black Metaller FURIA verpassten wir dann zugunsten von UADA, die fast die Halle sprengten. Da kam tatsächlich ein bisschen Platzangst auf, denn es war brechenvoll bei den amerikanischen Kapuzenmännern, so dass vermutlich der Sound etwas leiden musste, der sehr dumpf und verraucht rüberkam. Trotzdem rissen die Vermummten die Hütte unfassbar ab, mit Highlights wie „Devoid of Light“ von ihrem gleichnamigen Debütalbum. Dass der Funke der tobenden Menge auch auf die Band übersprang, war ihnen an ihrer Bewegungsfreude anzumerken, die sie auf anderen Konzerten nicht so ausgeprägt zeigten. Zufällig war ich später am Merchstand, als die Band ihre letzten Shirts einsammelte, und vielleicht konnte ich ja wirklich einen Blick auf die Gesichter der mysteriösen Mitglieder werfen, wer weiß.

Zum zweiten Mal trat Frontmann Nick Holmes dann im Werk auf, diesmal mit seiner Hauptband PARADISE LOST. An diesem Tag schien er etwas besser gelaunt zu sein, auch wenn punktgenau bei „Medusa“ die Gitarre ausfiel und fünf Minuten an der Technik herumgedoktort werden musste, bis der Song noch einmal gespielt werden konnte. Ansonsten bewegte sich das Set durch alle Phasen der Engländer, auch durch die ungeliebte Gothic- und Pop-Ära. Gut vor Ende der Bühnenzeit ging die Band dann von der Bühne, um sich lange bitten zu lassen, ihre Zugaben zu spielen und die endlich die lang ersehnten Hits „No Hope in Sight“ und „Say Just Words“ herauszuhauen, die jeden anwesenden Fan von Grund auf befriedigten. Nur der Klassiker „As I Die“ wurde diesmal ausgelassen. Das Werk war auch hier proppenvoll und Nick Holmes konnte diesmal die Menge besser begeistern als den Tag zuvor mit BLOODBATH, auch weil man ihn an diesem Tag besser verstehen konnte. Zwischendurch forderte er die Schwarzkittel auf, Songwünsche zu äußern, worauf er antwortete, dass es sowieso keinen Wert hat, weil er einfach seiner Setliste folgt. Kein besonders sympathischer Gag, muss man leider sagen.

Im Anschluss sollten eigentlich noch NOCTURNAL DEPRESSION spielen, die den Veranstalter aber wohl übel sitzengelassen hatten, da sie sich weder rückgemeldet haben noch aufgetaucht waren. Stattdessen zauberte jener die Münchener Black Metaller WOLVES DEN mit Helge Stang (Ex-Equilibrium) aus dem Hut, die dankbar gefeiert wurden. Einen kurzen Blick warfen wir dann noch auf die Koblenzer DESASTER, die schon von jeher eine feste Größe in der Szene sind. Wie immer in absoluter Partylaune konnte Sänger Sataniac den bierseligen Metaller noch einmal alles abverlangen und zum Abfeiern animieren.

Außer den üblichen Merchandise-Ständen gab es dieses Jahr noch eine besondere Ausstellung zu bestaunen, nämlich von Design-Mastermind KRISTIAN WÅHLIN aka Nekrolord, der seine Werke präsentierte. Auch wem der Name nichts sagt, hat sicher schon das ein oder andere CD-Cover von ihm gesehen, z.B. von Dissections „The Somberlain“, Therions „Lepaca Kliffoth“, Tiamats „Wildhoney“ oder Ensiferums „Victory Songs“. Bereitwillig stellte er sich den Fragen der Fans, die die Kunstdrucke dann auch erwerben konnten. Eine weitere Facette der Metal Szene hier vorzustellen, erwies sich also als brillante Idee für das Festival.

Alles in allem war das DARK EASTER METAL MEETING wie auch schon in den letzten Jahren fantastisch, da man nicht nur bekannte Bands hören, sondern auch neue entdecken konnte. Wie immer bei Festivals kann man nicht alles sehen, aber wir haben unser bestes gegeben, euch einen Eindruck zu verschaffen. Wir freuen uns schon auf die nächste schwarze Ostermesse.

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