2998003Das Rock Harz gilt nun schon seit Jahren als eine feste Größe in der deutschen Festivalszene. So überraschte es auch nicht, dass es auch dieses Jahr wieder zahlreiche Besucher an die Teufelsmauer zog. Neben einem grandiosen Line-Up gesellten sich diesmal noch einige Specials zum 25-jährigen Jubiläum mit dazu.

-DIENSTAG-
Den typischen Campalkoholikern sei Dank, die jedes Jahr noch früher anreisen wollen, um noch gefühlt 49 Runden Flunkyballl zu spielen, ohne eine Band zu verpassen, begab es sich auch dieses Jahr so, dass das Team um die SMV-Redaktion schon am Dienstag anreiste. Die vorherigen Umfragen auf der RHZ-Seite haben bei der Planung offenbar gut geholfen, denn nach nur etwa 30 Minuten konnte man schon auf das Gelände fahren. Die „freie Platzwahl“ ist zwar eine gute Idee, sorgt jedoch auch dafür, dass einige Camps glauben, sie müssten ihren eigenen Landsitz auf dem Rockharz eröffnen, so dass es schnell sehr voll wurde. Apropos voll: Der Rest des Dienstags ist aufgrund der vorher benannten 83 Runden Flunkyball leider in der Erinnerung nur verschwommen.

-MITTWOCH-

Aus unerfindlichen Gründen startete der Mittwoch ein wenig verkatert. Nach einem kurzen Frühstück ging denn auch das Schwitzen wieder los, denn, wie jedes Jahr, kratzte das Wetter nicht nur an der 30-Grad-Marke, sondern hat sie mehrmals am Tag durchbrochen.

Die für uns erste Band des Festivals war MONUMENT. Leider war es einfach viel zu heiß, sodass die Stimmung sehr durchwachsen war. Einige Leute lagen eher lethargisch auf dem Feld vor der Bühne und andere verursachten einen Sandsturm, indem sie einen Circle Pit anstießen. Respekt an dieser Stelle für diese konditionelle Meisterleistung. Soundmäßig gab es hier auch eher weniger zu meckern, aber bei beinahe absoluter Windstille und einer geringen Luftfeuchtigkeit auch alles kein Wunder. Der Mischer verstand seinen Job und wusste, was er tat. Guter Einstieg.

Während der Show von BANNKREIS nutzen einige findige Ostdeutsche aus Camp Olaf die Zeit und konsultieren einige Verkäufer auf dem Metalmarkt. BANNKKREIS lieferten hierzu eher die Hintergrundmusik, aber es sei gesagt, der Markt ist wie im letzten Jahr immer für eine Überraschung zu haben. Holzdildos, für den Falle eines Nuklearschlags, findet man auch nicht alle Tage.

Weiter ging es mit KREATOR. Was soll man zu der Band rund um Frontsau Mille noch groß sagen? Die Show ist absolut solide und der Sound ist wieder einmal super. Die Fans waren dank der mittlerweile gesunkenen Temperaturen richtig am Aufdrehen und der Mob am Toben. Die Stimmung stieg hier von Minute zu Minute wie das Thermometer um 12:00 Uhr mittags. Richtig guter Stoff zum Mittwochabend!

-DONNERSTAG-

Nach einem kurzen Flunkyfrühstück begann schon der musikalische nächste Tag. Noch ein wenig im Camp chillen und Dÿse hören, bis es dann vor die Bühne zur ersten Band des Tages ging: BLIND CHANNEL. Optisch ist die Band eine Erleuchtung, könnte auch daran liegen, dass diese komplett in weiß auftreten. Musikalisch waren diese allerdings keine große Offenbarung, auch war es vor der Bühne recht leer, aber zu Beginn doch ganz ok.

Weiter ging es mit einem Auftritt der besonderen Art. SKALMÖLD lieferten eine ordentliche Show ab und zogen mit ihrem Pagan Metal eine große Meute vor die Bühne. Der Auftritt war recht solide, aber eines machte ihn wohl ganz besonders: Drummer Jon musste direkt nach dem Auftritt zurück nach Island, um zu heiraten. Bei der Bekanntgabe dieser Tatsache war der Jubel im Publikum natürlich extrem groß und nach einem so soliden Auftritt vor einem derart großen Publikum sollten sicherlich auch die kalten Füße bei der Hochzeit ausbleiben. Junggessellenabschied over 9000!

Mit den GRAILKNIGHTS wird zur 45-minütigen Schlacht zur Rückeroberung des heiligen Grals geblasen. An den Superheldenkostümen samt Capes, Masken und Musclesuits zeigte sich gleich, dass sich die Fünfer-Formation selbst nicht so ernst nimmt und neben dem Humppa Power Metal viel Wert auf eine lustige Show legt. Und das zog schon am Mittag ein recht großes Publikum an, das brav jeder Aufforderung der Band zu Unsinn folgte. Zwischen den Songs  gab es dann auch dementsprechend viel  Gerede. Mit der „Grail-Robic“ Einlage des Publikums und einem solide abgemischten Sound konnte dann auch der Bösewicht vertrieben werden, und Songs wie „Laser-Raptor“ und „Superhelden Medley“ brachten eine ausgelassene Partystimmung.

Als nächstes ist eine der persönlichen Hassbands auf der Bühne: LETZTE INSTANZ. Ob man die schon beinahe lethargisch wirkenden Ansagen nun gut oder schlecht findet, sei mal dahin gestellt. Ob der relativ absurde Sprechgesang gut ist, ist jetzt auch mal auszuklammern, aber eines muss man der Band lassen: Sie haben treue Fans. Die Fans haben sich offenbar jeden Text der Band runtergeladen und in einem Bootcamp draufgezogen, denn textsicher sind die Fans auf jeden Fall. Positiv ist hier, dass es durch die fortschreitende Zeit etwas kühler geworden war, doch leider frischte der Wind immer weiter auf, sodass auch der Sound hier und da immer mal ein wenig matschig wurde. Aber da kann man bei einem Open Air einfach nichts machen.

Nach kurzer Pause ging es denn weiter mit einem der ersten richtigen Headliner des Festivals: EQUILIBRIUM. Die Band überraschte größtenteils durch die Tatsache, dass sie noch existieren und noch immer live eine echte Show abliefern und das nach beinahe zwei Jahrzehnten im Geschäft. Hier und da sollte man den Mannen aber mal sagen, dass ein paar weniger Backing-Tracks angebracht wären, wir sind ja nicht auf dem Schlagermove. Als Musiker weiß ich, dass sich Bands immer zu 100% an Abmachungen und vorgeschriebene Zeiten zu halten haben, aber den Sänger einen Song ankündigen lassen, die Band dann anfängt zu spielen und dann den Strom abzustellen, ist schon ein wenig, sagen wir es kulant, fragwürdig. Zweifelsfrei  verständlich und nachvollziehbar, aber das hätte man sicherlich anders lösen können. Davon abgesehen war dies eine typische und solide EQUILIBRIUM Show.

Weiter geht es mit einer Band, die erst vor kurzem von uns zehn Punkte in einem Review kassiert haben. AMORPHIS! Der ehemalige Dreadlock-König und Sänger Tomi ist in Topform und rockt einen Brecher nach dem anderen runter und heizt dem Publikum so richtig ein. Auch die Fans von AMORPHIS zeigten sich textsicher und sangen ihre Lieblingssongs wie „Silver Bride“ lauthals mit. Die Band zeigte sich dankbar und lieferte eine grandiose Show ab. Leider machte der Wind hier immer mal dem Sound einen Strich durch die Rechnung und je nachdem, wo man stand, gingen immer ein wenig der Gesang oder die Gitarren unter. Das tat aber der Stimmung und der guten Show keinen Abbruch. Zweifelsfrei die bis dahin beste Band des Festivals.

Nach AMORPHIS waren SCHANDMAUL am Zug. SCHANDMAUL boten am Donnerstagabend eine entspannte Show mit Klassikern wie „Narrenkönig“ oder „Leuchtfeuer“. Die mittelalterlichen Klänge erhoben sich über der Abendsonne und waren ebenfalls gut aus der Ferne zu genießen, z. B. als Hintergrundmusik beim Stöbern an den Merchandiseständen. Durch Songs wie „Walpurgisnacht“ rutschte der Auftritt jedoch keinesfalls ins Langweilige ab, auch wenn die Mittelalter-Folk-Rocker im Vergleich zu anderen Bands eher Entspannung als Entertainment boten.
Die folgende „Metal-Messe“ von POWERWOLF machte mit Liedern wie „Amen and Attack“ schon deutlich mehr Partystimmung. Die Leute gingen gut zu dem stampfenden Power Metal ab, sodass der Staub nur so durch die Gegend wirbelte. Auch die neuen Songs wie „Demons are a Girls best Friend“ kamen gut beim Publikum an, aber nicht so überragend wie die alten Dauerhits wie „Resurrection by Erection“. Die Band ließ das Publikum immer schön mitsingen und bezog sie mit in die Bühnenshow ein. A propos Bühnenshow: Die Band wechselt ihr Bühnenbild häufiger als Tarja Turunen ihre Kleider….wer’s mag.  Die eingesetzte Pyrotechnik ist bezüglich seiner Wirkung allerdings noch deutlich ausbaufähig. Mit „Lupus Dei“ wurde das Ende der Show wie üblich – etwas langatmig – zelebriert.

HURLEY UND DIE PULVERAFFEN sind zum zweiten Mal in Folge auf dem Rockharz und konnten trotz der späten Set Time ein beeindruckend großes Publikum zum Feiern und Tanzen bewegen. Aber ihr „Sauf-Schlager im Piraten-Setting“-Metal ist vielleicht auch nur derart gut angenommen, da der Durchschnittspegel vor der Bühne etwa 2 Promille betrug. Der Band ist das ganz offenkundig egal und sie zockten ihr Set souverän durch. Hier scheint wirklich jeder Spaß zu haben und die Band lieferte einen grandiosen Abschluss – oder Abschuss – für den ersten Festivaltag.

-FREITAG-

Nach MR. HURLEY am Vorabend ist es nur verständlich, dass das gesamte Festival erst einmal richtig wach werden muss. Um auch diesen Bericht, wie den des letzten Jahres, richtig überzeugend zu gestalten, spielen wir dasselbe Spiel wie jedes Jahr. Camp Olaf und die Ritter der Betrunkenen schreiben Worte für unseren kompetenten Journalisten auf, welcher dieser dann äußerst seriös in seinen Bericht einbauen muss (in kursiv markiert). Vorher geht es aber noch zur Duschparade, um den Dreck der Vortage abzuwaschen.

Im Gegensatz zum Vortag war an diesem Tag das Wetter, zumindest bis zum Nachmittag, deutlich angenehmer, da es bedeckt und windig war. So wundert es auch nicht, dass zu NANOWAR OF STEEL schon recht viele Leute vor der Bühne waren. Die Band ist eine italienische Version von J.B.O. und der Drummer erinnert ein wenig an Spongebob Schwammkopf. Passend für das Rockharz haben Sie noch das Lied „Schwanzwald“ gelernt, um die Fans noch ordentlich zu begeistern.

Weiter geht es nach kurzer Zeit mit ANNISOKAY, die dem Publikum mit ihrem Duett-Gesang ordentlich einheizten. Mitten zur einsetzenden Mittagshitze gab es dann noch eine richtig heftige Wall Of Death, die beim Aufeinandertreffen beider Seiten an einen richtigen Saurierrums erinnerte. Sänger „Dave“ erinnert ein wenig an einen langhaarigen Brad Pitt und springt zum Ende des Sets noch einmal in das Publikum und feiert mit den Fans. Ein richtig schöner Auftritt auf diesem Festival.

Direkt danach ging es weiter mit THE OTHER, die optisch ein wenig an eine Kreuzung aus Graf Zahl und dem Krümelmonster erinnern. Musikalisch präsentieren sie sich dann eher wie SaMo in einer leichten Gothic Version. Musikalisch und showtechnisch war das alles eigentlich nicht verkehrt, allerdings waren die Fans dann doch eher der Meinung, entspannt ein Bierchen trinken zu müssen und feierten eher wenig mit, allerdings störte dies die Band weniger und feierte sich selbst dennoch ordentlich.

Nach kurzem Päuschen im Camp MacFellmmut ging es weiter mit dem Disney-Prinzen von AMARANTHE. Stilistisch startet das Ganze durch die Backing-Tracks eher an Elektro erinnernd, rein gesanglich durch den Wechsel von Mann und Frau eher an Nightwish. Auch optisch passt der Vergleich ganz gut. Die Show ist einsame Spitze und muss sich vor niemandem verstecken. Der Sound ist, leider wieder dem Wind geschuldet, ein wenig schwammig, aber auch dies lässt sich verkraften.

Dank der Veganer im Camp und der Verzögerung der nächsten Band konnte man noch entspannt ein paar Fleischersatzbällchen im Camp essen, um dann auch bei Teil III von „Chewbacca und die goldene Unterhose“ (gemeint sind nackte Idioten) gleich wieder das Mittagessen alleine vom Anblick zu verlieren. Man fragt sich, ob diese Leute sogar zu arm sind, um sich bei MacGeiz eine Unterhose zu kaufen, oder einfach hoffen, dass „Der Nackte Mann“ funktioniert, um so ein paarungswillliges Weibchen zu finden. Zugegeben, auch Campkameraden haben sich in der Vergangenheit die Hose angeklebt, ganz nach dem Thema „Hinten offen und nichts drunter“, aber lieber sehe ich nackte Hintern als Schwänze.

Weiter ging es dann nach benannter Verzögerung und zwanzigminütiger Verspätung mit FINNTROLL. Die Band selbst war pünktlich, allerdings waren die Nachfolger Ensiferum am Flughafen stecken geblieben und so verzögerte sich alles. Wer FINNTROLL schon gesehen hat, weiß, diese sind live immer ein Brett und heizen dem Publikum immer ordentlich ein. Party ist hier vorprogrammiert.

Als nächstes waren ALESTORM auf der Bühne. Auch hier ist Party inklusive, allerdings nervt es dann doch etwas, dass zu Anfang die Gitarren kaum zu hören waren und Keyboarder Elliot, der eigentlich die harschen Passagen singt, gar nicht zu hören war. Hier konnte man also getrost abhauen. So wurde zwar eine dennoch existente Party verpasst, allerdings keine gute Show.

Um ganz ehrlich zu sein, hofft man bei Bands, die man selbst schon beinahe hasst, dass der Sound so klingt, als würde man einen Parkettbodenschwingschleifer zusammen mit einem wütenden und betrunkenen Russen im Einkaufswagen ganz langsam durch einen Industrieventilator schieben. Leider war dem bei EISBRECHER nicht so. Allerdings wirkte der Sänger ein wenig so, als hätte sein Psychologe irgendwas mit einem Wasserbombenkatapult an den Kopf bekommen, sodass sein Mitteilungsdrang durchbricht. Selten hat ein Musiker so viel überflüssiges Zeug gelabert. Nicht nur überflüssig, sondern auch falsch. Der „Nullchecker“ hat doch ganz ehrlich das 26. Jubiläum gelobt. Vielleicht hat ja auch eher er und nicht sein Psychologe was an den Kopf bekommen.  Da hilft es auch nicht, dass – und das sage ich eher ungern – das Bühnenbild, Show und Sound einwandfreie, ja gar überragend, waren.

Next on Stage: HAMMERFALL. Diese starteten wie zu erwarten mit einer epischen Hymne in die Headline Show, die von der breiten Crowd freudig mit hochgereckten Pommesgabeln begrüßt wurde. Die Songauswahl am Abend ist insgesamt sehr bunt gemischt: neben den Klassikern werden auch mehrere Songs der neuesten Platte abgefeuert, die das Publikum offensichtlich genauso begeistern wie die alten. Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums von „Legacy Of Kings“ standen die Songs dieser Scheibe ein bisschen mehr im Fokus. Beispielsweise “At The End Of The Rainbow“, „Heeding The Call“ und „Let The Hammer Fall“ wurden ausgiebig von Band und dem textsicheren Publikum zelebriert. Bei letzterem präsentierte Gitarrist Oscar Dronjak natürlich seine Gitarre im Design des Hammerfall-Hammers. Außerdem nimmt sich Sänger Joachim Cans die Zeit, die ein oder andere Anekdote zu erzählen. Vielleicht hätte man da die Zeit besser genutzt und stattdessen noch einen Song mehr gespielt, aber das bleibt wohl Geschmackssache. Was die Bühnenpräsenz angeht: Auch wenn der Sänger naturgemäß meist im Fokus steht, hatten die drei Saitenzupfer spätestens bei dem rein instrumentalen Song „Raise Your Hammer“ die Bühne und das Publikum vollends im Griff und rockten einfach richtig hart ab. Spätestens hier zeigte sich auch der akkurat abgemischte Sound, auch wenn es das ganze Konzert insgesamt ruhig noch ein bisschen lauter hätte sein können. Auch die Spezialeffekte, respektive Feuerbälle sind perfekt getimet. Außerdem gibt es nicht nur die Standardröstung von vorne, sondern auch noch zusätzliche Feuerlanzen, die hinter der Crowd aus den Soundtürmen abgefeuert werden, was eine besonders epische Atmosphäre entstehen ließ. Natürlich gab es bei ihrem All-Time-Hit „Hearts On Fire“, der ihr großes Finale darstellte, besonders viel Feuer, sodass dem Motto der Show „Harz On Fire“ gebührend Rechnung getragen. Eine rundum gelungene Show!

Auch die Show der Folk-Rocker von VERSENGOLD ist trotz später Stunde noch gut besucht. Der Umstand, dass der Auftritt von ENSIFERUM verschoben wurde und diese danach spielten, mag seinen Teil dazu beigetragen haben. Trotzdem können sich selbst die übelaussehendsten Mattenschwinger ein bisschen Rumgeschunkel bei „Haut mir kein‘ Stein“, „Niemals sang- und klanglos“ oder „Versengold“ nicht erwehren, sodass man den Eindruck bekommt, dass auch sie zumindest ein bisschen Spaß bei dem gelungenen Auftritt der Bremer haben.

 

-SAMSTAG-

Der letzte Festivaltag ist immer ein wenig traurig. Die ersten Leute beginnen schon ihr Camp abzubauen, um dann, direkt nach Schluss des Festivals, den Harz wieder gen Heimat zu verlassen. Der Campground sieht ein wenig aus wie ein gerupftes Hühnchen, in dem mittendrin die paar Volltrunkenen sind, die ihren restlichen Alkohol nicht mit nach Hause nehmen wollen, und demnach nochmal alles mit einem Trichter in sich reinschütten. Platzsparen im Auto halt.
Man kann die Zeit aber auch anders nutzen, z.B. mit etwas Musik!
WALKING DEAD ON BROADWAY vertreten das dieses Jahr etwas unterrepräsentierte Core-Genre und dementsprechend gibt es in der kleinen Crowd die typischen Stampf-Moves und verhaltenes Violent Dancing. Auch in der Kleidung des Publikums hebt sich die Show ab: Ich sage nur bei 26°C in der Mittagssonne eine Wollmütze tragen. Die Band wirkte bis zum Anschlag motiviert und ballerte aus allen Rohren. Das schien sich auch auf das Häufchen vor der Stage abzufärben. Die überschüssige Energie wurde einfach in einen Circle Pit umgewandelt. Mit so einem brachialen Start in den Tag kann man sich direkt den morgendlichen Kaffee als Wachmacher getrost sparen!

Nach einer etwas längeren Pause, in dem auch wir was zum „gerüpften-Hühnchen-Look“ beigetragen haben, ging es dann wieder zurück zur Bühne zur wohl größten Party/Sauf Band des Festivals: TROLLFEST! Die Jungs fetzten auf der Bühne so richtig und geben von der ersten Sekunde an Vollgas und taten alles, um das Publikum zu begeistern – teils mit Erfolg. Man sieht hier ganz deutlich, wer noch das platzsparende Trichterprinzip anwendet und wer eher zur Hühnchenfraktion gehört, das Publikum ist so gespalten wie die USA in Trump-Fragen. Vielleicht nicht die beste Idee, TROLLFEST am letzten Tag spielen zu lassen, aber manchmal passt es einfach nicht anders.

Danach war es Zeit für den Corpsegrinder und seine Männer von CANNIBAL CORPSE. Hier gab es richtig auf die Fresse. Der Corpsegrinder legt einen Hit nach dem anderen nach und das Publikum schüttelt noch einmal den Staub der letzten Tage aus den Haaren. Hier ist richtiger Abriss angesagt und jeder gibt noch einmal Vollgas zu Songs wie „I Cum Blood“, „Only One Will Die“ oder dem Klassier „Hammered Smashed Face“.  Egal ob Hühnchen oder Trichter, hier ist Abriss. Der Sound passte hier trotz des Windes noch recht gut, auch wenn das Infield überraschend leer war. Dennoch war es ein famoser Auftritt und der Corpsegrinder war noch voll dabei, obwohl er schon seit Tagen auf Tour gewesen war und am nächsten Tag noch die Jungs von ENDSEEKER in Berlin von sich begeistern musste.
Persönliche Anmerkung: E-N-D-S-E-E-K-E-R auschecken!

Direkt im Anschluss standen DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf der Bühne. Was soll man hier sagen, außer: grottig. Als großer Fan tut es mir echt leid, dies zu sagen, aber – zumindest bei meinem Standort – war der Sound so dermaßen daneben, dass man allein am Intro den Kracher „Es wird schlimmer“ gar nicht erkannt hat und erst beim Text wusste, welcher Song gespielt wurde. Alles sehr, sehr schwammig, ABER die Band hat eine super Show abgeliefert und auch die Fans haben sich hier nicht wirklich aus der Ruhe bringen lassen. Später wurde der Sound dann auch noch besser.

Kurze Pause und direkt weiter mit der nächsten Partyband oder genauer gesagt mit „Der Meisten Band Der Welt“, die Rede ist natürlich von KNORKATOR. Hier sind Lacher vorprogrammiert und Show, Stimmung, Setlist, etc. war alles ist perfekt und brachte richtig Spaß. Es war ein Auftritt, der von vorne bis hinten richtig gut gemacht und durchdacht war und richtig Spaß brachte. Die Fans grölten ihre Lieblingssongs wie „Du Nicht!“ oder „Alter Mann“ lauthals mit und das DreamTeam Stumpen und Alf Ator machen eine bekannt gute Show, die von WTF-Momenten und Lachern lebt. Zuguterletzt spielte die Band dann natürlich noch „Wir werden alle sterben“, bevor es dann auf der Nebenbühne weiter ging mit dem letzten Headliner des Festivals: IN FLAMES.

Kaum eine Band hat die Metalszene in den letzten Jahren so gespalten wie IN FLAMES.    Es gab Zeiten, da waren IN FLAMES wie eine Religion und wer etwas gegen sie sagte, hat beinahe einen heiligen Krieg losgebrochen. In den letzten Jahren hat sich dies allerdings stark geändert und die Metalgemeinde ist gespalten. Ob man die Veränderung von IN FLAMES nun mag oder nicht, muss dennoch jeder zugeben, dass die Band es einfach drauf hat. Eine fantastische Bühnenshow, bei der man durch die ganzen Stroposcope sofort das Zappeln anfängt. Hier ist richtig Party angesagt und die Fans, die der Band noch geblieben sind, sind dafür umso feierwütiger und treuer. Doch bei alten Dauerbrenner macht dann dennoch jeder mit, der sich irgendwo in Hörweite befindet und die Party ist perfekt. Ein super Abschluss für ein super Festival.
Was soll man zum ROCKHARZ noch groß sagen? Nach 25 Jahren haben die Veranstalter natürlich viel Erfahrung gesammelt und einige Fehler der letzten Jahre ausgemerzt. Der Sound war beinahe immer absolut super, der Einlass war unkompliziert und schnell und im Infield war es nie wirklich überfüllt, was keineswegs an fehlenden Besuchern lag. Was allerdings ein wenig negativ ins Auge viel ist die Tatsache, dass jedes Jahr Temperaturen über 30° herrschen aber es noch immer nur eine(!) relativ kleine Wasserstelle für den Campingplatz gibt. Selbst bei 10° und Dauerregen wäre das zu wenig. Schwierig zu lösen, aber man sollte es mal auf die Agenda für die nächsten Jahre setzen. Auch ein paar mehr Secus auf dem Campingplatz wäre schön, denn nach zwei oder drei Tagen waren regelmäßig Rettungswege komplett zugeparkt – eher uncool.
Aber hey, dass ist alles meckern auf hohem Niveau. Das Rockharz ist eines der besten, wenn nicht sogar das beste, Festival Europas(!) dieser Größenordnung. Und dieses Festival zu toppen wird schon sehr sehr schwierig.

Bis zum nächsten Jahr liebe Teufelsmauer!