OVERHUNG - Moving Ahead (Review)
524467Genre: (Glam) Sleaze Rock 
Label: Nuclear Blast 
Veröffentlichung: 06.02.2018 
Bewertung: Gut (6/10) 

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Heute werfe ich einen Blick auf das Debütalbum ‚Moving Ahead‘ der indischen Band OVERHUNG.
Bereits mit ‚Sex Machine‘, dem ersten Song des Albums, zeigt die Band, wohin die Reise in lyrischer Hinsicht geht. „She’s a Sex Machine, machine with a mind“ ist nur eine von vielen gewitzten Textzeilen, bei denen es sich nur um eines dreht: Girls, Girls, Girls! Unterstrichen wird die Thematik im Opener unter anderem im Mittelteil, in dem eine Instrumentaleinlage durch (mehr oder weniger) rhythmisches Stöhnen untermalt wird. Während die weibliche Figur im Lied also zum Höhepunkt kommt, bildet auch der Opener einen ersten Höhepunkt des Albums, der im Übrigen mit einer weiteren Instrumentaleinlage endet, die nahezu thrashig daherkommt. Ungewöhnlich, aber gut! Definitiv einer der besten Songs des Albums.
‚Insane‘ kommt etwas ruhiger und schleppender daher. Zwischenzeitlich fühlt man sich an einen schmalzigen Pop Rock Song aus den frühen 2000ern erinnert. Wer sowas sucht, der wird hier fündig, ich jedenfalls springe lieber direkt weiter zu ‚Waiting‘, dem nächsten Titel des Albums.
‚Waiting‘ beginnt mit sanftem Gesang und leichter Untermalung durch Keyboard und Schlagzeug. Dann setzt die Gitarre ein und es wird eine Ecke rockiger. Mit leicht kratziger Stimme besingt im Refrain werden ständig die Worte ‚I‘m waiting‘ wiederholt. Klingt zwar gut, ist für meinen Geschmack aber etwas zu simpel.
Doch auch ‚I don’t believe her‘ liefert ordentlich ab. Der Song beginnt mit einem lang ausgespielten, ruhigen Instrumentalteil. Die cleane Gitarre leitet den Song ein, bevor er dann abrupt eine Ecke rockiger wird. Die Leadgitarre setzt ein und das Tempo steigert sich zunächst immer weiter. Dann setzt der Text ein, der zunächst sehr eingängig ist und gut im Ohr bleibt. Auch hier gibt es im Mittelteil wieder einen ausgeprägten Instrumentalteil, der durch seine groovige Art an die 70er Jahre zurückerinnert. Ein insgesamt sehr kontrastreicher Song, der immer wieder mit Tempowechseln aufwartet.
Es folgt ‚Through the Slime‘, bei dem vor allem der Refrain sehr starke Einflüsse des Heavy Metal hat. Dies spiegelt sich auch nochmal im Schlussteil wider, der erneut eine thrashige Richtung einschlägt.
Bei einer Band, die im Glam/Sleaze Bereich angesiedelt ist, darf die obligatorische Ballade natürlich nicht fehlen. Diese wird in diesem Fall mit ‚Waste‘ geliefert. Beim Schlussteil hätte ich beinahe die Arme nach oben gerissen, um sie mit dem Feuerzeug in der Hand im Takt zu schwenken. Aber nur fast.
Es folgen ,I am I‘ und ‚Must Drink‘, die eher als Lückenfüller dienen. Bei letzterem Titel fällt mir erneut auf, dass die Songtitel oftmals auch als Refrain dienen. Die einfache Aneinanderreihung vom Ausruf „Must Drink“ scheint, so wie z.B. auch bei Waiting, eher ein Lückenfüller für unkreative Phasen im Songwritingprozess zu sein.
Nach ‘Casual Bitch’ kommt zum Abschluss des Albums ‚You Think you’re so cool‘. Zwischenzeitlich scheinen sie das Schlagzeug mit einem Kochtopf ausgetauscht zu haben. Das liegt aber nicht an der Qualität der Produktion, sondern ist tatsächlich so gewollt. Der Song ist eine Abrechnung mit dem Posertum. Ein ziemlich abgedrehter Song, der mir etwas auf die Nerven geht. Haut mich insgesamt nicht gerade vom Hocker, da hätte ich zum Abschluss des Albums nochmal einen richtigen Kracher erwartet. So endet das Album eher mit gemischten Gefühlen. Experimentell ist eben nicht immer gut.

Dass die Band aus Indien offensichtlich noch nichts von der Sexismus-Debatte gehört hat, sei mal dahingestellt. Wer die Inhalte aber mit einem Augenzwinkern betrachtet, der wird schnell feststellen, dass die Texte teilweise nicht nur eine gewisse Komik mitbringen, sondern auch den einen oder anderen Anreiz für die intimsten Fantasien bietet und Dinge des realen Liebeslebens besungen werden. Leider hat das Album mit dem ersten, wirklich gelungenen Titel, sowohl in musikalischer, als auch textlicher Hinsicht einige hohe Erwartungen geweckt, die letztlich nur teilweise erfüllt werden konnten. Musikalisch bewegen sich OVERHUNG zwar durchweg auf einem ansprechenden Niveau, jedoch mit kleinen Ausreißern nach unten. Außerdem fehlt es dem Album stellenweise etwas an lyrischer Abwechslung. Schade, da wäre mehr drin gewesen. So ist es aber trotzdem noch ein „gutes“ Album.