ZEAL AND ARDOR – 21.11.18 – Hamburg, Knust
Das ist gerade der heißeste Scheiß auf dem Newcomer-Markt. Wobei das Projekt jetzt eigentlich nicht mehr Teil der Newcomer-Sektion ist. Aber ZEAL AND ARDOR sind weiterhin noch ein Geheimtipp, nach der Tour jedoch wahrscheinlich nicht mehr. Wenn man das erste Mal mit der Band konfrontiert wird, ist man wahrscheinlich erstmal sprachlos. Diese wilde Mischung aus Post Black Metal, Gospel (ja, richtig gelesen), Soul, Blues, Jazz und vielem mehr will erstmal verdaut werden. Aber, um hier meine Konzertbegleitung zu zitieren: „Wenn man sich schon mal bei Muttis Gospelchor gedacht hat, dass das Ganze einen Blast Beat vertragen würde… Es funktioniert.“ Und das tut es tatsächlich erstaunlich gut. Die Presse-Fraktion war ebenfalls zahlreich vertreten, was nur wieder das Interesse und dieser Band widerspiegelt.
Aber der Reihe nach:
Das Hamburger Knust ist an diesem Mittwochabend ausverkauft. Zuletzt konnte man zwar noch Karten kaufen, aber auch diese gingen ratzfatz über den digitalen Tresen – die Abendkasse war nicht mehr vorhanden. Die Vorband sind die Finnen von NYOS. Ein gut ausgewählter Support Act, da das Duo ebenfalls recht experimentelle Musik darbietet. Der Schlagzeuger und der Gitarrist geben alles, beide beherrschen ihre Instrumente sehr gut und eskalieren ebenso gut auf der Bühne, sodass es Spaß macht ihnen zuzugucken. Texte sind keine vorhanden, alle Stücke sind instrumental. Auch hier werden verschiedene musikalische Einflüsse eingebunden. So werden in einigen Stücken die Bässe ziemlich laut gestellt, Drone lässt grüßen. Doch die Lieder haben mal mehr mal weniger Struktur, weshalb wohl nicht jeder begeistert sein wird, aber für offene Musikliebhaber sind NYOS auf jeden Fall zu empfehlen. Die Meute vor der Bühne war jedenfalls den beiden Jungs nicht abgeneigt und sie wurde schon mal für den nächsten Auftritt angefixt.
Nach einer kurzen Pause betraten also die Stars des Abends die Bühne. Man hat förmlich gespürt, wie viel Bock das Publikum auf die Band hat. Die Leute gingen von Anfang an mit, die Action steigerte sich von Lied zu Lied, sodass sich ab der Hälfte des Sets Mosh Pits auftaten. Durch die stark durchkommenden Gospeleinflüsse entsteht teilweise eine Atmosphäre wie bei einem Gospelchor-Auftritt, mit Vorsänger, Geklatsche und allem drum und dran. Nur um gleich von verzerrten Gitarren und Harsh Vocals wieder unterbrochen zu werden. ZEAL AND ARDOR präsentieren eine recht ausgeglichene Liste an Songs aus beiden Alben („Devil Is Fine“ & „Stranger Fruit“) und halten sich nicht viel mit Songansagen auf. Um hier den Sänger zu zitieren: „Wir wollen nicht lange reden, schließlich habt ihr für Musik gezahlt.“ Und die Band liefert. Auch sie haben Spaß am Auftritt und geben alles. Die Musik entfaltet live noch mehr Kraft als auf Platte, man kann sich dem Groove kaum entziehen. Wer genauer auf die Texte achtet, hört schnell raus, dass die Lyrics den gleichen Sprachcode benutzen wie die ursprünglichen Gospelsongs, nur das alles auf Satan(ismus) oder Lucifer umgemünzt wurde. Hier wird also auch der stereotype Black-Metal-Liebhaber bedient.
Zwischendurch versucht eine Person aus dem Publikum zu crowdsurfen, doch das wird recht schnell von der Security unterbunden. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon verabschiedet sich die Band zum ersten Mal von der Bühne. Zum Glück ertönen noch drei Zugaben, doch dann wird das Publikum nun endgültig in die Nacht entlassen.
Ein wirklich hervorragender Auftritt, der gut aufzeigt, wie man in der Metal-Szene innovativ und kreativ sein kann, sodass man deutlich aus der Masse der Bands hervorsticht. Diejenigen, die sich noch nicht mit ZEAL AND ARDOR beschäftigt haben und offen für musikalische Experimente sind, sollten sich dieses Projekt auf keinen Fall entgehen lassen. Wer vielleicht von den Alben nicht hundertprozentig überzeugt ist, sollte auf jeden Fall ein Konzert der Gruppe besuchen. Das lohnt sich, denn der Auftritt war ein absolutes Erlebnis!
Setlist:
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Sacrilegium I
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In Ashes
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Servants
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Come On Down
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You Ain’t Coming Back
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Row Row
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We Never Fall
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Hold Your Head Low
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Fire of Motion
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Ship on Fire
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Waste
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Blood in the River
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Stranger Fruit
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Cut Me
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Gravedigger’s Chant
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Children’s Summon
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Built on Ashes
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Don’t You Dare
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We Can’t Be Found
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Devil Is Fine
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Baphomet