Dass Bayern eine Menge hervorragender Metal-Festivals zu bieten hat, sollte eigentlich kein Geheimnis mehr sein. Zu den wirklich besonderen zählt dabei auf jeden Fall das DARK EASTER METAL MEETING, welches jedes Jahr um die Osterzeit ins Backstage lockt. Wir waren natürlich für euch vor Ort. Lest hier den Bericht und macht euch in der Galerie einen Eindruck

Ostern: Das ist diese Zeit im Jahr neben Weihnachten, die viele Menschen nutzen, um in die Heimat zu fahren und die Familie zu besuchen. Und manche feiern dabei tatsächlich so etwas wie ein christliches Fest. Doch gleichzeitig findet seit 2012 ein Familientreffen der ganz besonderen Art statt, welches aber nur noch wenig mit christlichen Werten in Einklang gebracht werden kann. Die Rede ist natürlich vom DARK EASTER METAL MEETING. Am 20. und 21. April 2019 wurde das Backstage im München zur Pilgerstätte von Death und Black Metal Fans aus aller Welt. Und tatsächlich nehmen so manche Anhänger der schwermetallischen Musik eine weite Reise auf sich, so waren beispielsweise auch Fans aus Japan eigens für dieses Festival angereist. Tatsächlich ist das DARK EASTER schon zu einer richtigen Instanz geworden, die man der Hauptstadt des Freistaates oberflächlich vielleicht nicht zutrauen würde. In einem größeren Zirkel rund um die Location konnte man bereits am Karfreitag den einen oder anderen schwarzgekleideten Menschen im Biergarten entdecken und sich sicher sein, dass man sich die nächsten beiden Tage noch sehen würde.

Aber nun zum Festival. Das Backstage ist die perfekte Location für solch ein Indoor-Festival, bietet es doch mit drei verschiedenen großen Bühnen genug Platz, damit ständig irgendwo Musik läuft. Und gleichzeitig ist genügend Raum da, um sich im Freien entspannt in den hauseigenen Biergarten zu setzen oder über den „Metal Market“ zu schlendern. Und der Outdoor-Bereich wurde gerne in Anspruch genommen, da es das ganze Osterwochenende herrlich warm war und die Sonne ordentlich vom Himmel „brezelte“. Das führte sogar soweit, dass ein allein angereister Metal-Jünger aus der französischen Schweiz uns bat, ihm sein Rücken-Tattoo einzucremen. Ein gutes Bild dafür, wie friedlich und gesittet dieses ganze Festival vonstatten ging.

Tag 1

Eröffnen durften die lokalen DEAD ALONE. Keiner hätte es besser gekonnt, schließlich begrüßten sie die sehnsüchtig gespannte Gemeinde auf bayerischer Mundart, nur um anschließend ihr Death Metal Feuerwerk abzubrennen. Der Club, der kleinste der drei Konzerträume im Backstage, war bereits gut gefühlt und die vier sympathischen Jungs waren sehr dankbar und haben die Menge gut aufgewärmt. Weiter ging es in der zehn Meter Luftlinie entfernten Halle mit DECEMBRE NOIR, die mit ihrer Mischung aus Post Doom und Death Metal dem Publikum die letzte Mittagsmüdigkeit aus den Knochen schüttelte. Die Songauswahl war spitze und ein gute Mischung aus harten Parts und solchen zum mitgrooven. Der ein oder andere Ohrwurm ist bis heute hängen geblieben. Auffallend war, dass Alexander Dietz von HEAVEN SHALL BURN seine thüringischen Landsleute am Bass unterstützte. Der Sound in der Halle war erstklassig, was sich insbesondere im letzten Song beim Clean-Gesang zeigte. Leider war diese Soundqualität nicht bei allen Bands gleichermaßen gut. Aber gut, die ein oder andere Band beabsichtigt es ja auch durchaus etwas verwaschener zu klingen.

„Endlich Corpsepaint“, wird sich vielleicht mancher „trve“ Black Metal Fan gedacht haben, als GEHENNA die Bühne im Werk, der größten Räumlichkeit des Backstage, betraten. Abgeliefert wurde klassischer Black Metal mit Keyboard, der aber nicht so richtig zünden wollte. Ein wiederkehrendes Problem im Werk, da einfach zu viel Licht durch die Fenster eindringt und der dunklen Musik nicht das richtige Ambiente verleiht. Aber gut, dafür kann niemand etwas. Vor der Bühne hätte es voller sein können, aber die Anwesenden genossen den Auftritt. Nach den ersten drei Bands stellt sich das gut durchdachte System vom DARK EASTER ein: es spielen zwei Bands gleichzeitig im Club und in der Halle, während im Werk umgebaut wird und andersherum. So ging es direkt mit GOATH aus Nürnberg weiter, die von vielen mit Spannung erwartet wurden. Ein paar Worte: dunkel, dreckig, laut, schnell, teuflisch, böse. Trotz des neuen Bassisten, der in ABBATH-Gedächtnis-Corpsepaint auftrat, stimmte die Chemie bei dem Dreiergespann, die ihren Auftritt wie eine Industrienähmaschine durchballerten.

Apropos ballern: das tat die Sonne jedes Mal, wenn man aus den Räumen heraustrat. Ein schöner Kontrast, von dem man sich mit Bier auf Sonnenliegen erholen konnte. Aber noch schnell zu URN, die erstmal das Publikum fragen, ob sie Thrash Metal spielen sollen und dann bei astreinen Black’n’Roll die ersten heißen Soli des Tages auspacken. SEAR BLISS fallen zwar mit ihrem Mann an der Posaune, der entweder ein wahnsinnig grooviges Spiel aufs Parkett bringt oder mit wahnsinniger Geschwindigkeit headbangt, aus dem typischen Bandbesetzungsmuster heraus, können aber mit dieser eigensinnigen Mischung in voller Gänze überzeugen. Zu einem wirklich großartigen Auftritt hätte man die Posaune aber noch einen Zacken lauter hören müssen. Bei den Berlinern ESSENZ war ich die ersten Songs damit beschäftigt, das Logo zu entziffern. Aber auf der Bühne gab es eh nur schemenhaft etwas zu erkennen, zu stark und dicht verschleierte blauer Nebel die Sicht („War das ein Keyboarder oder der Barkeeper?“). Zu hören gab es auf jeden Fall eine Mischung aus Doom und Geballer mit der einen oder anderen Punkrock-artigen Einlage.

Bei NECROPHOBIC war das Werk dann das erste Mal so richtig gefüllt. Das Bühnenbild war an das 1997 erschienene Album „Darkside“ angelehnt und vermittelte sofort was man von den Death und Black Metal Legenden zu erwarten hat: Oldschool Sound vom allerfeinsten. Und das lieferte man ab wie der Osterhase die bunten Eier. Die Herren sahen zwar in ihren martialischen Bühnenoutfits böse aus, wirkten aber so sympathisch und hatten richtig Bock auf den Auftritt. Die Gitarrensoli waren dermaßen auf den Punkt gespielt und mit das Beste, was man an dem Tag hören konnte. Und spätestens bei der Mitgröl-Hymne „Tsar Bomba“ platzen alle Hemmungen im Publikum und es wurden energisch Köpfe und Körper geschwenkt. Wahrscheinlich war es deswegen anschließend bei THULCANDRA zu Beginn noch vergleichsweise leer. Doch das erledigte sich zum Glück schnell und die Lokalmatadore aus München überzeugten zur Prime-Time das Publikum mit ihrer Hommage aus klassischen Black und Death Metal, der sogar einen kleinen Pit entstehen ließ. Tatsächlich hätte der Sound ein bisschen druckvoller sein müssen, um der Musik in Gänze gerecht zu werden. Danach brannten TSJUDER die Halle mit ihrem unaufhaltsamen Old School Black Metal nieder. Eine zerstörende Krachwalze von Anfang bis Ende. Es mag einem stumpf vorkommen, aber die drei Musiker haben mehr Energie auf die Bühne gekotzt, als jede andere Kapelle an dem Abend. Es gab nur eine Gangart: Geknüppel. Zur Erholung luden dann THE RUINS OF BEVERAST ein, die mit ihrem Intro den Anker auswarfen und die Geschwindigkeit locker erstmal um die Hälfte drosselten. Im Laufe des Sets gab es dann eine wohlige Mischung aus atmosphärischen Doom-Passagen und schnelleren Abschnitten. Genau die richtige Mischung zur bereits späteren Stunde. Einziger Kritikpunkt dürfte wohl sein, dass sie viel zu wenig ältere Stücke gespielt haben.

Nebenan spielten gleichzeitig IMPERIAL TRIUMPHANT vor leider recht ausgedünntem Publikum. Die drei Goldmasken-Musiker aus New York und ihr vertrackter Mix aus Black, Doom und dissonantem Jazz hätte eine größere Menge durchaus verdient gehabt. Pünktlich um kurz vor Mitternacht betrat der Headliner TIAMAT die Bühne, stilecht ohne Backdrop. Sänger Johan Edlund und seine Band sind sich über ihren Status in der Szene bewusst und müssen wohl niemanden mehr etwas beweisen. So ist TIAMAT nun nicht unbedingt für mitreißende Bühnenperformance bekannt. Alles wirkt eher routiniert. Die Setlist ging quer durch die Schaffensphase, was beim Publikum sehr gut ankam. Etwas mehr Energie hätte trotzdem nicht geschadet, um den langsam müde werdendem Backstage das Gähnen aus dem Gesicht zu wischen.

Folgende Bands wurden leider verpasst: ADVENT SORROW, MORD’A’STIGMATA, ENDEZZMA, MIDNIGHT.

Tag 2

Dem ein oder anderen ist am zweiten Tag der Vortag noch deutlich anzusehen. Doch CONVICTIVE schicken sich an, mit Vollgas zu starten. Zwar ist es anfangs mit fünf Musikern auf der Bühne im Club fast voller als vor der Bühne, aber das ändert sich zum Glück schnell. Mit melodiösem Post Black Metal und einer talentierten Sängerin, die sich zur frühen Stunde bei deutschen Texten die Seele aus dem Leib schreit, wird der Staub aus den Haaren geschüttelt. Selbst wenn die Instrumentalisten eine ruhigere Gangart anschlagen, gibt’s bei der Sängerin nur eins: alles geben. Die halbe Stunde Spielzeit wird super ausgenutzt, indem kaum Ansagen gemacht werden. KARG bauen danach mit drei Gitarren eine enorme Soundwand auf, die dank guter Soundabmischung ordentlich in den Körper drückt. Lediglich der Gesang des Gitarristen hätte deutlicher hervortreten können. Sänger Michael brüllt sich infernalisch den Frust von der Seele, was der volle Saal mit rhythmischem Kopfnicken quittiert. Einen Abzug in der B-Note gibt es für das Keyboard vom Band. Was KARG an Melodie über hatte, haben HELHEIM erstmal direkt zertrümmert und erst im Laufe des Sets wieder zusammengesetzt. Trotz Video-Backdrop mit brennendem Kreuz und Heldenchören wollte im halbvollen Werk der Viking Metal Funke nicht so wirklich auf die Menge überspringen.

POSSESSION haben dann aber mit ihrem stumpfen, schwarzen, schnellen und geradlinigen Mix aus Black, Death und Thrash alles aufgeweckt. Die Meute war begeistert. Nebenan im Club gab es melodiöseres Kontrastprogramm von THORMESIS. Die Gruppe wechselt schneller zwischen fixen Ballerparts und ruhigeren Abschnitten, als man sich Notizen machen kann. Und das alles eindrucksvoll düster und gekonnt. Bemerkenswert ist auch, dass der Gesang zwar sehr kräftig ist, aber nicht im Vordergrund steht und vergleichsweise selten vorkommt. Auf der großen Bühne im Werk war es nun Zeit für HARAKIRI FOR THE SKY und obwohl Michael bereits bei KARG auf der Bühne gesungen hat, tat dies seiner Stimme keinen Abbruch. Die Band haut ein Set raus, dass das Publikum vollends begeistert und schafft die Gratwanderung zwischen brachialer Energie und träumerischer Atmosphäre. Ihre Wertschätzung gegenüber dem Publikum drücken sie auch ganz ohne Ansagen aus.

Bei WALDGEFLÜSTER fallen einem direkt die verzierten Äste auf, die als Mikrofonständer dienen. Zu hören gibt’s Post Black Metal mit gesprochenen Passagen voller Energie und Biss. Alles wirkt mystisch angehaucht und voller naturnaher Melancholie. Die Band spielt viel vom neuen Album, was sehr gut beim Publikum ankommt. Aus diesem Grund haben es nebenan INFESTUS aus Garmisch-Partenkirchen nicht so leicht und es blieb vergleichsweise leer im Club. Auf der Bühne wurde es mit sechs Leuten dann umso enger. Drei Gitarren und ein Keyboard wirkten dann doch etwas überladend für die kleinste Location im Backstage. Dabei war der Mix aus Black und Heavy Metal sehr überzeugend. Das Piano-Solo wurde von der Menge leider viel zu wenig gewürdigt. Wahrscheinlich wollten alle zu TAAKE, bei denen das Werk am zweiten Tag das erste Mal so richtig voll wurde. Als Intro gab es dann erstmal eine groovige Bass-Passage, die man eher in einem Fahrstuhl erwarten würde. Der gut abgestimmte Sound sorgte anschließend für einen Abriss ohne Gnade. Der Spaß, den die Musiker augenscheinlich auf der Bühne hatten, sprang auf die Menge über. Und das ein Song dem Drummer gewidmet wurde, hat auch eher Seltenheitswert.

Die junge Truppe FIRTAN spielte mehrheitlich Songs vom neuen Album „Okeanos“. Bereits das stimmige Intro von „Seegang“ mit den anschließenden markerschütternden Schreien haben sie live unglaublich perfekt gespielt. Die Band selber behauptete, dass sie „Schminke und Dreck zuhause vergessen haben“, und irgendwie muss man den sympathischen Jungs das glauben. Als dann auch noch bei „Nacht Verweil“ eine Violinistin die Bühne betritt und ein hervorragendes Solo spielt, ist auch der letzte Skeptiker im rappelvollen Club überzeugt. Weiter geht es mit „Volle-Pulle“ Death Metal von UNLEASHED, auf die die meisten schon sehnsüchtig gewartet hat. Während draußen die Sonne langsam untergeht, geriet die Menge drinnen in Wallung und wurde bei Hymnen wie „The Longships Are Coming“ und „Stand Your Ground“ zum mitgrölen animiert. Die Gitarrensoli fegten dann alles hinweg. Der Sound war stimmig und der Gesang ordentlich hörbar. Bei LIK, die ja zur Zeit jedes Festival zu spielen scheinen, war die Abmischung leider nicht so gelungen, da man hauptsächlich Drums hörte und die Gitarren kaum voneinander abgrenzen konnte. Dies hat aber dem rasenden Mix aus Death und Thrash Metal nicht geschadet und mit brachialer Geschwindigkeit läuten die Schweden das Finale des Festivals ein.

DORNENREICH ist ja so eine Sache für sich, die wahrscheinlich ebenso viele Fans wie Skeptiker hat. Sehenswert war die Show aber alle Male, zumal man sich für die eher schnelleren Stücke entschied, was zur bereits späteren Stunde genau das richtige war. Verstärkt wurden sie am Bass und Gesang von Eklatanz von HERETOIR. Die Violine war durchgehend gut zu hören. Schließlich betrat der Headliner TRYPTIKON die Bühne, die allein aufgrund des Legendenstatus von Tom G. Warrior zumindest zu Beginn vor vollem Haus spielten. Leider waren gerade ersten Songs sehr doomig und für viele müde Kriegerinnen und Krieger etwas zu erdrückend. Die späte Uhrzeit zollte ihren Tribut. Doch es waren noch genug da, die ausreichend Stimmung machten und schließlich ab dem dritten Song mit schnelleren und mitreißenderen Songs belohnt wurden.

Folgende Bands wurden leider verpasst: DAWN OF DISEASE, NOCTE OBDUCTA, DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT

Fazit

Insgesamt war das DARK EASTER METAL MEETING ein rundum gelungenes und friedliches Festival. Und das Backstage ist als Location einfach wie gemacht dafür. Die Bands haben alle pünktlich angefangen, der Sound war in Gänze betrachtet super. Das Schöne ist tatsächlich, dass man vom Umbau auf den Bühnen nichts mitbekommt, weil man einfach in die andere Location wechselt, im Biergarten entspannt oder bei den verschiedenen Ständen des „Metal Market“ seine Merchandise und CD-Sammlung vervollständigen kann. Auch ein großer Kritikpunkt der letzten Jahre, dass es zu voll wäre und man nach Beginn der Bands nicht mehr in die Räume reinkommt, war diesmal überhaupt nicht der Fall. Das hervorragende Wetter tat ihr Übriges und lud dazu ein, den letzten Winkel des Backstage zu erkunden und so den Biergarten und die Gleisbar zu finden. Hervorheben muss man auch das geschmackvolle Artwork des Festivals. Und wem das alles noch nicht reicht, der durfte anschließend sogar kostenlos in die Aftershowparty „Freak Out!“ bzw. „Rock Antenne Metal Night“. Was will man mehr? Na vielleicht, dass das Jahr ganz schnell rum geht und man auf das DARK EASTER METAL MEETING 2020 gehen kann.