BAVARIAN BATTLE OPEN AIR, Kirchdorf/Obb., 30.5.-1.6.2019 (Festivalbericht)

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Auch wenn das BAVARIAN BATTLE OPEN AIR schon seit über zehn Jahren stattfindet, waren wir diesmal das erste Mal vor Ort im oberbayrischen Kirchdorf, um uns das zweitägige heimelige Spektakel anzusehen. Im Vorfeld freuten wir uns schon unbändig, dass wir sogar auf dem offiziellen Flyer vertreten waren. Der Vorteil kleinerer Veranstaltungen ist ja immer die familiäre und freundliche Atmosphäre, wie auch der kurze Weg vom Auto zur Bühne, wie es auch hier der Fall ist. Das Ganze findet sozusagen auf dem Hinterhof und der Kuhwiese eines Bauerns statt. Das Festival wird vom BB Events e.V. veranstaltet, ein Verein von Musikern und Musikliebhabern, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Konzerte zu veranstalten und den Musikernachwuchs zu fördern. Also ein Festival von Fans für Fans. Und in diesem Festival steckt mehr als nur ein bisschen Herzblut. Das ganze Organisationspersonal wird aus Mitgliedern des Vereins gestellt, die Tag und Nacht mit Blut, Schweiß und Tränen dabei sind, um dieses Festival Jahr für Jahr auf die Beide zu stellen. Natürlich merkt man, dass es an der einen oder anderen Stelle noch etwas hakt. Aber genau diese Ecken und Kanten machen das Ganze nur umso authentischer.

Erster Tag

Bereits um halb fünf ging es mit den Black Metallern GROZA los, die wir aufgrund des etwas stockenden Einlasses fast verpasst hätten. Für manche mögen die Kapuzenmänner etwas deplatziert am frühen Nachmittag gewirkt haben, aber nachdem ihre Show sowieso nicht auf Abriss angelegt ist, war die kontemplativ-misanthropische Stimmung genau das richtige. Der moderne Black Metal der Mühldorfer konnte auf jeden Fall überzeugen. Die routinierteren Münchener DEAD ALONE schmeckten uns am Dark Easter Metal Meeting dieses Jahr schon richtig gut, und auch wenn sie ebenfalls keine grandiose Bühnenshow abfackelten, kamen die Death/Black Metaller bei den bereits zahlreich anwesenden Metallern gut an. Und auch wenn Thrash nicht so ganz unsere Teetasse ist, rissen uns die nächsten Lokalmatadore aus München PEQUOD mit ihrer Spielfreude ein bisschen mit. Die Mienen der Jungs zeugten auf jeden Fall von Spielfreude und Engagement auf der Bühne.

In der Zwischenzeit konnten wir auch eine Platzbegehung vornehmen und uns schon das ein oder andere Bierchen im teilweise überdachten Biergarten zu Gemüte führen. Der einzige Minuspunkt, den wir anbringen möchten, ist, dass es außer Pommes kein vegetarisches Gericht im Angebot gab, so dass das Pommesbarometer an diesem Wochenende in die Höhe schnellte. Auch einige kleine feine Merchandise Stände waren für unser schwarzes Seelenwohl aufgebaut. Daneben muss auch unbedingt der Herr von der Süddeutschen Zeitung erwähnt werden, der zwar nicht so wirklich ins Bild passen wollte, aber sichtlich Spaß an der Veranstaltung hatte. Und die Crew von Madhouse Promotions, die Underground Promo-Boxen verteilt hat, mit deren Erlös Musikunterricht für Kindern aus sozial-schwachen Familien ermöglicht wird.

Als nächstes auf der Bühne waren die Kölner Thrasher PRIPJAT, die ihren Spaß vor allem mit Grimassen und Späßen demonstrierten. Thrash Metal ist einfach nicht so bierernst wie Black Metal. Zu diesem Zeitpunkt war das Gelände schon gut gefüllt und der Campingplatz bereits wegen Überfüllung geschlossen. Leider mussten schon Metaller abgewiesen werden, da das Festival wieder einmal ausverkauft war. Hier würde man sich für die Zukunft ein größeres Areal wünschen.

Die erste Überraschung des Tages für uns waren die Dresdner DEATHRITE, die uns mit ihrem sehr speziellen Mix aus Blackened Rock und Blast Beats zunächst verwirrten, dann aber auch positiv überzeugten. Das Outfit der teilweise sehr jungen Metaller mit Schlaghosen und Lederjacken war auf jeden Fall stilecht. Mittlerweile senkte sich die Sonne schon gen Horizont und es wurde ganz schön frostig. Wäre jetzt eine Black Metal Kapelle aufgetreten, hätte ich mir vielleicht Frostbeulen geholt, zu den Landsberger Thrasher DUST BOLT schüttelten die meisten aber nicht nur Haare, sondern auch die Tanzfüße. Zudem wärmten Pyros auch die vorderen Reihen. Zum Sound muss man auch sagen, dass dieser bis zum Headliner absolut tadellos abgemischt war, auch dem fehlenden Wind sei Dank. Mit den letzten zwei Kapellen stieg auf jeden Fall die Lautstärke und der Bassanteil, was ganz schön übers Festival Gelände fegte. DUST BOLT präsentierten Songs von ihrer neuen Scheibe „Trapped in Chaos“, wie den Titelsong, aber auch ältere Tracks.

Nach ein bisschen Verzug in der Running Order war die bierseelige Meute vor allem gespannt auf den Headliner THE CROWN, die nicht jeden Tag auf Festivals zu sehen sind. Leider gab es am Anfang etwas Soundprobleme mit den Mikros und der Leadgitarre, was die erste Euphorie etwas dämpfte. Auch wenn Sänger Johan Lindstrand zum Teil etwas angefressen wirkte, ging bei den Schweden mächtig die Post ab zu später Stunde. Die Routiniers spielten sich munter durch ihre fast 25-jährige Diskographie, sogar von ihrem Debütalbum, als sie noch Crown of Thorns hießen, gab es eine Kostprobe. Natürlich durfte aber auch „Cobra Speed Venom“ vom gleichnamigen aktuellen Album nicht fehlen. Der Death/Thrash Metal knallte ganz schön und kam richtig räudig daher, was die Fans der ersten Reihe bestens abfeierten. Mit diesem Schmankerl endete der erste Festivalabend, für uns im heimischen Bett und nicht auf dem Campingplatz – in unserem Alter ja auch irgendwie verständlich.

Zweiter Tag

Der zweite Festivaltag startet mit einem entspannten Weißwurstfrühstück im festivaleigenen Biergarten. Bei Maßkrügen aus Glas schmeckte die Wurst gleich doppelt so gut. Auf der Biergartenbühne wärmte zunächst etwas gemäßigter der bayrische Liedermacher HANSE SCHOIRER die Meute auf. Bei HURRICANE HOAGASCHT ging es mit Drums, Gitarre und Tuba schon wesentlich rockiger zu und leitete passend in den Nachmittag über. Mit vollgeschlagenen Bäuchen fanden die ersten Zuhörer den Weg zur Bühne auf der BLOODLINE inzwischen starteten. Die Jungs aus Holzkirchen grüßten mit bayrischer Mundart und versuchten die Menge anzuheizen. Doch die Mittagssonne brannte und lockte nur den wenigstens Besuchern mehr als nur das obligatorische Kopfnicken aus den Gliedern. Dabei gab es auf der Bühne ordentlichen Mix aus Thrash und Death Metal. Anfängliche Soundprobleme, wie zu viel Hall auf dem Mikro des Sängers, wurden im Laufe des Sets behoben.

COMMANDER aus München waren zwar gefühlt doppelt so alt wie ihre Vorgänger, ließen aber nicht weniger Energie auf der Bühne vermissen. Im Gegenteil, sie beherrschten technisch astrein ihre Instrumente und wirkten trotz der sengenden Hitze sehr routiniert. Zunächst kam der Eindruck auf, das Mikro des Sängers sei viel zu laut eingestellt, aber als er den Schreistock des Gitarristen benutzte, merkte man, der kann wirklich so laut brüllen. Ein schnelles, kompromissloses Set mit vielen Stücken aus dem neuen Album, ohne viele Ansagen. Oder um es mit den Worten der Band zu sagen: „Jetzt kommt ´ne Blastbeatgranate!“ RAYGUN REBELS stachen musikalisch und optisch an diesem Festivaltag definitiv heraus und wirkten mit ihrem spaßigen Mix aus Heavy, Hair und Speed Metal wie von den `80er Jahren ausgespuckt. Der Spaßfaktor der Band schaffte es die Mittagsmüdigkeit zu überbrücken, was nicht zuletzt am Sänger lag, der wie der Duracell-Hase über die Bühne hopste und die Menge animierte. Die Band hatte neben ihrer unterhaltsamen Musik auch noch eine Menge Pyroeffekte dabei, die zwar um 16:30 Uhr völlig übertrieben wirkte, aber das passte zum Auftritt der Band. Und seien wir mal ehrlich: Geil! Feuer!

ASPHAGOR aus Tirol hatten ebenfalls ein neues Album im Gepäck und präsentierten ihren kompromisslosen Black Metal in passendem Corpsepaint und Bühnenoutfit. Auch bei der Gestaltung der Bühne gab man sich Mühe, so hängte ein Knochengerüst am Mikrofonständer. Der Fluch des Black Metals ist, dass er bei knallender Sonne leider nicht seine volle Wirkung entfalten kann, aber die Mischung aus Alter Schule und abwechslungsreichen, neueren Passagen, die dann und wann sogar in den Heavy Metal abdriftetten, kam bei der Menge gut. Manch einem Metaler juckte sogar das Tanzbein und am Ende war man sich einig, dass der Auftritt viel zu schnell vorbei war. GRACELESS haben die weite Reise aus den Niederlanden angetreten und sind für SKINNED eingesprungen. Vielleicht war es deshalb vor der Bühne vergleichsweise leer. Dabei war es ein gelungener Ersatz, der mit Old School Death inklusive Obituary-Vibe und Punk Einflüssen punkten konnte. Lediglich der Sound war ein wenig zu basslastig.

Den Spaß am Auftritt konnte man am frühen Abend den fünf Mannen von ENDSEEKER aus Hamburg auf jeden Fall ansehen. Der Sound rumpelte zwar etwas, aber dahinter verbarg sich lupenreiner, klassischer Death Metal. Neben der tollen Musik war der Wechsel des Gemütszustandes des Sängers ein absolutes Highlight. Eben noch lieblich verzückend die Ansagen gemacht, doch sobald der erste Ton des Songs erklang, verzog sich Gestik und Mimik zu der eines brutalen Besessenen, der ohne Unterlass auf der Bühne alles gab und sich die Seele aus dem Hals schrie. Sehr gelungener Auftritt!

Ein besseres Ambiente als die untergehende Sonne hätten sich DÉCEMBRE NOIR nicht aussuchen können. Gerade die ruhigeren Passagen kamen so extrem stimmig rüber und erinnerten trotzt anhaltenden warmen Temperaturen an späte Herbsttage. Der Sound war gut abgemischt und transportierte die Mischung aus getragenem Doom und fixen Metal ordentlich rüber. Vor der Bühne wurde es verdienterweise so langsam richtig voll. Ein toller Auftritt von talentierten Musikern die den späten Abend nicht besser hätten einläuten können.

Mit ILLDISPOSED betrat eine Band, die seit 1991 auf die Metal-Tube drückt und auch beim BBOA richtig Bock hat. Was will man mehr als harten Death Metal mit klassischen Squeals in zunehmender Dunkelheit. Na vielleicht noch witzige Ansagen des Sängers, die zwar mitunter dem Humor pubertierender 15-Jähriger entsprachen, aber bei der bierseligen Masse gut ankamen. Auch das Bayerntrikot eines Gitarristen dürfte für den ein oder anderen Pluspunkt gesorgt haben. Manch einer im Publikum behauptete, die bestens Songs seien direkt zu Beginn des Sets verballert worden, doch tatsächlich bestand der Auftritt aus hauptsächlich älteren Stücken, was sehr gut ankam. So lustig die Ansagen waren, so ernsthaft war dagegen die Musik. Es war erst das zweite Konzert des neuen Gitarristen, was er aber, wie der Rest der Band, professionell spielte.

Nun kam der Headliner: ASPHYX. Old School Death vom Allerfeinsten, sorgte zur Geisterstunde für eine Menge Unruhe im Publikum. Da wurde auf der Bühne zu viert ordentlich gescheppert. Ein würdiger Auftritt, der mal wieder beweist, dass die Dienstältesten des Festivals noch ordentlich Dampf auf die Bühne pressen können. Die Thrash-Anteile sorgten für eine rasante Geschwindigkeit und gelungene Abwechslung. Die Setlist mit einer guten Mischung aus neuen und alten Stücken begeisterte nahezu jeden im Publikum. Und am Ende war man sich einig, egal ob junger Hüpfer oder alter Hase, egal ob man die Band kannte oder sie gerade erst entdeckt hatte: Prädikat besonders wertvoll!

Und einen kleinen Ausblick für das Jahr 2020 haben wir auch noch, denn dann wird es vom 22. bis 23. Mai 2020 wieder ein BAVARIAN BATTLE OPEN AIR geben. Bestätigt sind bisher ATOMWINTER und SWEEPING DEATH. Na, wir freuen uns auf alle Fälle schon.

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