Backdrop

Während die einen an diesem Wochenende massenweise zum Schlagermove strömten, widmeten sich die Leute im Logo vernünftiger Musik. Denn dort fand am Samstag ein Szenekonzert mit lokalen Bands statt und die hatten ordentlich was zu bieten. Den Anfang machten RACCOON RIOT, eine junge Punkband aus Hamburg. Es waren bereits viele Menschen da, aber der Raum unmittelbar vor der Bühne blieb dennoch leer. Da mussten die Massen wohl erst noch warm werden. Davon ließ sich die Band allerdings keinesfalls beirren und fing gut gelaunt ihre Show an. Nach den ersten zwei Songs wurde das Publikum kurz von der Band begrüßt und es ging sofort mit flotter Mukke weiter. Man konnte durchaus Bewegung in der Menge feststellen, doch so richtig abgehen wollte immer noch niemand. Schade eigentlich, denn der Punk, den die Jungs anboten, lud geradezu ein Pogo zu tanzen. Zwischendurch sagte Sänger Andy die Lieder an und bedankte sich bei dem Headliner des Abends für die Einladung. Da vor der Bühne genügend Platz war, stellte er sich dorthin, um von der kleinen Bühne runterzukommen. Die Band hatte sichtlich Spaß an ihrem Auftritt, doch sah man auch, dass die Jungs noch nicht allzu häufig aufgetreten sind, da insbesondere Gitarrist Manta und Bassist Manu recht konzentriert die Songs durchzockten. Nach 40 Minuten war das Set gespielt und die Band ging zufrieden von der Bühne.

Als nächstes folgten BAD BLOOD EXHAUST. Die Jungs traten bereits deutlich souveräner und routinierter als ihre Vorgänger auf. Gleich von Anfang an ermunterte Sänger Danny das Publikum weiter nach vorne vor die Bühne zu kommen und mit der Band abzufeiern. Dies wurde dann sogleich in die Tat umgesetzt. Die Band spielt Industrial Metalcore, somit wurde an Heaviness eine große Schippe draufgepackt. Das Publikum hatten die Jungs von Anfang an im Griff, da die Menge sofort auf alles reagierte, wozu die Band sie anstiftete. Sänger Danny zeigte eine gute Bandbreite an Screams, Growls und Cleangesang. Eine erste Überraschung gab es, als „Enjoy The Silence“ von Depeche Mode gecovert wurde. Das kam unterwartet, aber wer sich in der Geschichte des Metal auskennt, weiß, dass das Lied sehr gerne in der Szene gecovert wird. Danach wünschte sich die Band einen Circle Pit für ihren nächsten Song, doch daraus wurde nichts, das Ganze verkam zu einem Mosh Pit mit vier Leuten. Auch die Ehrenrunde des Gitarristen Martin im Publikum vermochte dies nicht zu ändern. Dennoch ging das Publikum ab und niemand stand still. In der Mitte des Sets machte ein Teil der Band kurz Pause, während Drummer Nicky ein tolles Solo aus den Rohren feuerte. Danach wurden die letzten paar Songs gespielt und die Band kündigte an, dass sie bereits an neuen Songs arbeite. Alle Bandmitglieder haben einen soliden Auftritt hingelegt und sind nicht nur auf der Bühne ausgerastet, sondern wussten auch mit ihren Instrumenten umzugehen.

Nun war es Zeit für den Headliner des Abends – INFECTION. Die Band gibt es schon ein wenig länger, doch zwischendurch war es ruhig um sie. Doch in den letzten Jahren gab es wieder vermehrt Lebenszeichen und auch diese Truppe ist dabei, an neuem Material zu arbeiten.
Zunächst wird ein spannendes, rein elektronisches Intro eingespielt, welches man vielleicht eher im gotischen Bereich verordnet hätte, aber es passt dennoch. Damit wurde die Adrenalinproduktion schon mal gut angeheizt. Währenddessen kamen die Jungs auf die Bühne und Sänger Tümay forderte die Leute ebenfalls auf, den Raum vor der Bühne zu füllen, doch sehr musste er sich nicht bemühen, die Leute kamen von alleine. Dann ging es in den ersten Song „Screw“ über und auch hier merkte man schnell, dass die Jungs sehr gut wissen, was sie da auf der Bühne tun. Alle vier Mitglieder geben von Anfang an alles, doch insbesondere Tümay war richtig aufgereht und mutierte zur Rampensau. Außerdem war es schön zu sehen, dass er sich stimmlich noch zu den letzten Jahren deutlich verbessern konnte.
INFECTION gaben Vollgas und das Publikum nahm diese Energie dankend an und gab sie an die Band zurück, sodass es hier zu einer dieser symbiotischen Momente zwischen Künstler und Fans kam. Auch bildeten sich vereinzelt kleine Mosh Pits, doch wenn jeder für sich ausrastete, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Zwischen den Songs wurde viel mit dem Publikum kommuniziert und die Band bedankte sich bei den Fans für’s Erscheinen und beim Logo für’s Ausrichten des Konzerts. Auch Tümay nutzte die Gelegenheit ins Publikum zu gehen, um kurzfristig der Enge der Bühne zu entfliehen. Außerdem konnte man erwarten, dass es nach der Show zwischen ihm und der Säule auf der Bühne zu einem heißen Date kam. Das könnte man jedenfalls gedacht haben, so wie er sie in seine Perfomance integriert hat. Neben Klassikern wie „Blue Eyes“ und „Ashes to Dust“ wurden auch neue Songs wie „The Crucial Event“ gespielt, und jeder einzelne Song wurde vom Publikum ausgiebig gefeiert. Am Ende des Sets verlangte die Meute nach einer Zugabe, welche die Band dann auch lieferte. Es wurde sich dafür entschieden, den ersten Song erneut zu spielen („Spielt denselben Song noch mal!“), angeblich aus Repertoire-Mangel. Jetzt mal ehrlich Jungs, ihr hättet noch genügend Songs zur Auswahl gehabt. Den ersten Song noch mal zu spielen ist doch schon ziemlich banane.

Alles in allem war dies ein grandioser Abend. Alle Bands hatten Spaß und haben sich ordentlich ins Zeug gelegt, um den Leuten eine gute Show zu bieten, und dies wurde von denen auch entsprechend honoriert. Die angenehmste Überraschung des Abends war aber, dass der Sound im Logo mal wirklich gut war. Wer den Laden kennt, weiß bereits, dass das Logo nicht unbedingt dafür bekannt ist, guten Sound zu liefern. Doch der junge Herr am Mischpult hat an diesem Abend einen guten Job gemacht. Die Location war zwar nicht zum Bersten gefüllt, aber es waren doch erfreulich viele Leute da, sodass die Bands nicht vor leeren Rängen und einzig den eingefleischten Fans und Freunden spielen mussten. Auch die Konstellation der Bands hat gut gepasst, jeder kam auf seine Kosten. Es ist immer wichtig, die lokale Szene zu unterstützen, und dieses Konzert hat bewiesen, wie viel Laune das macht. Vielen Dank für den tollen Abend, Jungs!

Setlist INFECTION:

Screw
Mindscream
Feed Me
Deep Hills
Heal
Aesthetic
Blue Eyes
Moskow Kiss
The Crucial Event
Ashes to Dust
Luna

Zugabe:
Screw