040715Genre: Pagan Folk
Label: Season of Mist
Veröffentlichung: 28.06.19
Bewertung: Klasse (8/10)

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Nun ist es endlich da, das heißersehnte neue Album von HEILUNG. Nach ihrem Riesenerfolg mit „Ofnir“ wurden schnell die Rufe nach mehr Musik laut. Jetzt wird geliefert.

Das eingesprochene Intro und die kurz danach einsetzenden Hörner nehmen einen sofort mit in eine andere Welt. Trommeln und Gesang kommen hinzu und formieren ein sehr rhythmisches, energiegeladenes Klanggebilde, bei dem der Puls von alleine in die Höhe schnellt. Als würde man auf Pferden galoppierend durch Feld und Flur reiten. Da möchte doch glatt der innere Heide gleich aus einem herausbrechen.
Darauf folgen die drei Lieder, die bereits veröffentlicht worden sind. Alle drei weisen eine sehr zur Meditation anregenden Atmosphäre auf: Der Rhythmus, das Repetitive und Marias Gesang lassen einen mühelos in einen tranceartigen Zustand verfallen.

Mit „Vapnatak“ folgt ein eingesprochenes Gedicht. Dem Zuhörer wird schnell auffallen, dass es in deutscher Sprache rezitiert wird, jedoch haftet dem Ganzen ein starker Akzent an. Laut dem Erklärungstext, welcher dem Album beiliegt, handelt es sich hier um einen vom aussterben bedrohten alten deutschen Dialekt aus dem fränkischen Raum. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie sehr sich Musiker in der historischen Materie vertiefen können, um ein einzigartiges Hörerlebnis zu bieten.
Auch „Elivagar“ ist ein Gedicht, welches, wie schon „Schlammschlacht“ auf dem vorangegangenen Album, höchst lebendig vorgetragen wird. An dieser Stelle könnte es einigen Hörern zu viel sein, da der Vortragende stark in seiner Stimmlage variiert und auch Kreischen mit in die Darbietung einbaut. Gegen Ende geht es dann in eine Art Sprechgesang über.
Im monumental langen Abschluss „Hamrer Hippyer“ wird das erste Mal so wirklich Manipulation der Klänge offensichtlich. Dass der Rest der Musik nicht reine Akustikinstrumente beinhaltet, ist klar, doch normalereise können die Kompositionen die Studiomanipulationen recht gut verbergen, sodass der Eindruck eines authentischen Klangs entsteht. Auch hier geht wieder dynamisch zu.

HEILUNG bieten für jedes Lied eine Erklärung, was die jeweilige Inspiration dahinter ist und wie es entstand (die Band ist ja dafür bekannt, allerlei Dinge zum Erzeugen ihres ganz eigenen Sounds zu benutzen). So kann man noch einiges lernen, was durchaus ein bedeutender Aspekt ist und „Futha“ somit noch interessanter und greifbarer macht. Zusätzlich sind verschiedene Sprachen auf dem Album vertreten, sodass man sich unweigerlich irgendwann in die vorchristliche Welt im rauen Norden versetzt fühlt. Auch dieses Mal erzeugt die Mischung aus Liedern, Instrumentalabschnitten und eingesprochenen Texten einen Hörbuchcharakter – die Band scheint also ihren Stil gefunden zu haben. HEILUNG erzeugen eine magisch mystische Atmosphäre ohnegleichen.

Während „Ofnir“ eher die männliche Seite dargestellt hat, bildet „Futha“, laut HEILUNG, nun das weibliche Pendant dazu. Dies ist auch durchaus hörbar – beide Alben sind miteinander verbunden und trotzdem gleichzeitig das Gegenstück des anderen.
Wer die Band schon vorher mochte und generell dieser Musikrichtung zugeneigt ist, wird absolut begeistert sein. Diejenigen, die diese Musik nicht erreicht, werden weiterhin skeptisch gucken und den Kopf schütteln.