Weiter geht’s mit unserem illustren neuen Format, in dem uns verschiedene Bands Rede und Antwort stehen und euch so einen Einblick in ihr Schaffen ermöglichen. Heute mit Gitarrist und Sänger Steffen Kummerer von OBSCURA und THULCANDRA, mit denen er Anfang 2020 auf Europa-Tour gehen wird. Hier erklärt er uns nicht nur, warum THULCANDRAS Live-Auftritte eher spärlich gesät sind, sondern noch einige weitere Dinge mit AHA-Effekt.
- Wie habt ihr Bandname und Logo entwickelt?
Der Name Thulcandra stammt von einem der ersten Darkthrone Demos das ich Ende der 90iger irgendwann in meinen Händen hielt. Da es bereits Anfang 2000 schwer war, einen noch nicht genutzten Bandnamen zu finden, lag es auf der Hand unsere Band „Thulcandra“ zu taufen. Das Logo selbst wurde im Anschluss von Christophe Szpaidel angefertigt. Christophe ist einer der bekanntesten Logo Zeichner der Szene und hat bereits für viele namhafte Künstler wie Emperor, Dark Fortress oder auch Limbonic Art gearbeitet.
- Was muss ein Song haben, damit er auf eurer CD landet? Welche Songs fliegen raus?
Grundsätzlich steht Feeling über Technik oder sklavisch korrekten Skalenformen. Ein Stück fühlt sich fertig an, wenn der Komponist dem Song nichts mehr hinzuzufügen hat und das Arrangement flüssig wirkt, live funktioniert und sämtliche Instrumente ineinander greifen. Halbgare Ideen oder nicht zu Ende gedachte Arrangements finden keinen Platz auf einem
Tonträger. Diese Fragmente werden vorübergehend behalten und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt wiederverwendet. Manche Ideen trägt man über Jahre hinweg mit sich, wenn die Zeit reif ist fühlt es sich richtig an diese Fragmente zu verwenden und etwas Neues daraus zu formen.
- Was darf bei einem Live-Auftritt nie fehlen?
Energie seitens der Musiker und die Bereitschaft der Zuhörer sich dem Auftritt hinzugeben. Manchmal bedarf es einige Zeit, um das Publikum zu überzeugen, doch mit entsprechend zwingender Darbietung der Band und guten Rahmenbedingungen reißt man die Besucher mit und gewinnt oft Fans und Freund für das Leben.
- Welches Ziel verfolgt ihr mit eurer Musik?
In erster Linie Selbstverwirklichung jedes eingebundenen Musikers auf verschiedene Weise. In Konsequenz enge Freundschaft der Bandmitglieder und Zusammenhalt bei allen Themen rund um die Band. Musikalisch bringt sich jeder ein und benötigt auch entsprechend Freiraum, um sich auszudrücken und Teil des großen Ganzen zu werden.
- Wie seht ihr euren Platz in der Szene?
Seit 2003 ist viel Zeit vergangen und wir sind weiterhin aktiv, treten auf die Bühne und produzieren hochwertige Alben, die auf große Resonanz stoßen. Wir denken nicht über unseren Status nach, sondern arbeiten hart daran den eingeschlagenen Weg weiterzuführen und gegen alle Hindernisse und Hürden Lösungen zu finden. Unsere drei Alben und das einzige Demo haben sich weltweit verbreitet und Thulcandra genießen großes Ansehen. Gleichzeitig machen wir uns rar und spielen nicht an jeder Steckdose, um Konzerte der Band als ein besonderes Ereignis beizubehalten.
- Was nervt euch am Musik-Business am meisten?
Egoistische Lautsprecher, bei denen fehlende substanzielle Arbeit mit mehr Schein als Sein überdeckt wird.
- Wer sind eure Vorbilder?
Wir arbeiten an unseren Zielen und Ansprüchen, ohne zu jemanden aufzusehen. In diesem Sinne gibt es keine Vorbilder.
- Wie entstehen eure Texte?
Auf den letzten Alben variierte die Aufgabenverteilung teilweise deutlich. Auf dem letzten Album „Ascension Lost“ wurde sämtliche Texte vom mittlerweile ausgeschiedenen Gitarristen Sebastian Ludwig verfasst, um einem übergeordnetem Konzept zu entsprechen. Auf der kommenden Aufnahme verteilen wir die Texte dagegen auf mehrere Schultern. Grundsätzlich schreiben einzelne Personen an einem Text, in diesem Bereich sehe ich
Teamarbeit nicht als passend an, da Lyrics, vor allem seriöse Lyrics, eine persönliche Ausdrucksform darstellen und entsprechend gewürdigt werden. Eine Zusammenarbeit Mehrerer verwässert diesen Ansatz zu sehr.
- Wenn alles möglich wäre – wie würde euer ultimatives Musikvideo aussehen?
Über dieses Thema bestehen unterschiedliche Ansichten. Aus meiner Sicht spiegelt ein ultimatives Video nicht zwingend ein großes Budget wieder, sondern eine interessante, passende Story, die durch einen Regisseur eingefangen und abstrakt wiedergegeben werden kann. Gleichzeitig steht der visuelle Charakter der Band im Vordergrund, wird eingefangen und an den Zuseher in allen Facetten übermittelt.
- Welche Band(s) haltet ihr gerade für völlig unter-/überbewertet? Warum?
Anderen Bands ihren Status abzusprechen oder negativ auszulegen halte ich nicht für sinnvoll. Es gibt heutzutage genügend Alternativen und Bands die brennen, ohne Zweifel ihre eigene Vision verfolgen und bestmöglich umsetzen. Ich würde mich freuen, wenn mehr unkonventionellen Gruppen, die wirklich etwas neues Schaffen, mehr Gehör geschenkt wird.
- Wie sieht euer Proberaum aus?
Wir arbeiten in einem Proberaumkomplex mit mehreren gut ausgestatteten Räumen und mieten uns für die Vorbereitung von Konzerten, Tourneen oder Albumproduktionen entsprechend ein. Regelmäßige Proben in wöchentlicher Taktung ist sehr erstrebenswert, aber aufgrund der räumlichen Trennung leider nicht möglich. Wir nutzen die gemeinsame Zeit dagegen umso besser und genießen diese umso mehr.
- Wann habt ihr die meisten/besten Ideen für neue Songs?
Mit genügend Abstand von alltäglichen Aufgaben in einer ruhigen Umgebung bei konzentrierter Arbeit. Der nötige Gemütszustand ist zwingend nötig und Alben entstehen an einem Stück, in einem zusammenhängenden Zeitraum.
- Was ist der Stoff, aus dem eure Alpträume sind?
Albträume entstehen aus verdrängten Ängsten. Stellt man sich diesen und reflektiert man über sein eigenes Tun, bleibt man ausgeglichen und führt ein von Zwängen freies Leben.