Natürlich haben sich auch unsere Freunde aus Hamburg von SURFACE auf unseren heißen Stuhl gewagt, um unsere messerscharfen Fragen zu beantworten. Was es mit der Bro-Fist und Disneys „Herkules“ auf sich hat, wird sich im Folgenden enthüllen.
- Wie habt ihr Bandname und Logo entwickelt?
Das war tatsächlich ganz wichtig. Stelle dir vier 15-16-jährige Jungs vor, die eine Metalband gegründet haben. Einer (ich) brachte einen ausgedruckten DIN-A4 Bogen mit, auf dem, in einer für die Zeit typischen „ganz bösen“ Schriftart, verschiedene Namen aufgeschrieben waren. Surface hat uns da am besten gefallen. Ich glaube wir haben sogar abgestimmt. Damit hatten wir unser erstes Logo gleich mit, davon liegt irgendwo in irgendeinem Keller oder Club noch ein billiges PVC Banner rum (lach). Unser „richtiges“ Logo hat unser guter Freund und Ex-Gitarrist von Meister Scheisze Eike Braselmann für uns designt. Er schrieb uns damals über MySpace an und sagte nur „Wenn ihr mal ein richtiges Artwork haben wollt – schreibt mir“. Tja, so kamen die ersten Artworks, das Logo und eine bis heute enge Freundschaft zustande.
- Was muss ein Song haben, damit er auf eurer CD landet? Welche Songs fliegen raus?
Das kann ich gar nicht so genau beantworten. Ich denke, er muss uns einfach einfangen. Er muss uns als Musikliebhaber gefallen. Wenn wir einen Song schreiben, müssen wir Lust haben, ihn auch live zu spielen. Wir müssen quasi richtig Bock darauf haben! Trotzdem gibt es immer auch „Ladenhüter“, die immer noch gute Songs sind, aber es nicht ins Live-Set schaffen oder live nicht die Wirkung haben, wie wir es uns vorstellten. Das hat, glaube ich, jede Band. Songs, die einfach lieber auf Platte angehört werden. Ganze Songs fliegen eigentlich nie raus. Höchstens Songfragmente oder Riffs. Wenn eine Idee nicht zündet, entwickeln wir sie nicht zu einem ganzen Song weiter.
- Was darf bei einem Live-Auftritt nie fehlen?
Vor, während oder nach der Show? Vor der Show geben wir und eigentlich immer nochmal die gute alte „Bro-Fist“ und lächeln einfach (lach). Natürlich gehört auch das Bierchen dazu. Ich persönliche habe eigentlich immer auch Tee auf der Bühne – auch wenn es spießig klingt.
Ansonsten gehören natürlich immer unsere eigene Lichtshow und unser Bühnenbild dazu. Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Live-Show auch schön anzusehen ist. Dazu gehört nicht nur mein obligatorisches „Night-Light-Tank-Top“, mit dem, so könnte man meinen, ich noch nicht verwachsen bin. Nach der Show ist es für uns eine eigene Pflicht, immer an den Merch-Tisch zu kommen und mit dem Publikum anzustoßen und zu quatschen. Ansonsten passiert natürlich ganz viel auf der Bühne….kommt gern mal vorbei!
- Welches Ziel verfolgt ihr mit eurer Musik?
Wir möchten Spaß haben. Einfach unterwegs sein, so viele Konzerte wie möglich spielen, Menschen mit unserer Musik erreichen und gemeinsam eine gute Zeit haben. Im optimalen Fall mit steigender Tendenz! Es ist für uns alle ein unglaublich toller Ausgleich zum Alltag und wir sind äußerst glücklich, diese Möglichkeit zu haben.
5. Wie seht ihr euren Platz in der Szene?
Es gibt unglaublich viele Metalbands allein in Hamburg oder in Deutschland. Das ist es unglaublich schwer, auf sich aufmerksam zu machen. In einer Zeit, in der es total einfach ist, sein erstes Demo am Laptop aufzunehmen und jeder irgendwie was mit Medien macht oder machen will, muss man sich verdammt anstrengen – vor allem ohne Kontakte. Wir haben mit 15-16 angefangen – ohne einen Plan, ohne Geld und ohne Kontakte. Es hat wirklich Jahre gedauert, bis man uns wahrgenommen hat. Ich weiß nicht genau, wo unser Platz ist. Irgendwo wird er sein. Aber die Resonanz, wenn wir touren, ist immer gleich: „Ich kannte euch noch gar nicht – aber ihr habt mich völlig überzeugt!“ Langsam aber sicher wird der Kreis der Titanen größer. Dafür sind wir sehr dankbar! Dazu gibt es natürlich viele Leute, die uns über Jahre, teilweise von Anfang an, unterstützen und begleiten. Das ist die größte Ehre des Musikers.
6. Was nervt euch am Musik-Business am meisten?
Ha! Das ist wirklich total einfach: Unzuverlässigkeit und leere Versprechen!
7. Wer sind eure Vorbilder?
Oh da haben wir wohl alle unterschiedliche Vorbilder. Ich denke Johnnie orientiert sich viel an Thrash-Metal Bands wie Death Angel, Slayer oder Exodus. Tim ist großer Brutal Death Metal Fan und steht total auf Bands wie Stillbirth oder Dying Fetus. Marco ist sehr groovig unterwegs und liebt Bands wie Meshuggah und Lamb Of God. Für mich ist in Sachen Live-Persönlichkeit Mille Petrozza, Devin Townsend und der Größte von allen: Freddie Mercury Vorbild.
8. Wie entstehen eure Texte?
Die Texte wurden bis zum River Of Souls Album zu 95% von mir geschrieben. Ich greife meistens Mythen aus dem antiken Griechenland auf und entwickle eine ganz eigene Story daraus. Ich habe da ein großes Faible für die Antike und Monstergeschichten, seit ich als Kind Disneys „Herkules“ gesehen habe. Wir versuchen dabei nicht nur nachzuerzählen, sondern uns nur inspirieren zu lassen. Daher kommt natürlich auch unser „Untertitel“ Olympic Death Metal – was vielleicht auch mit einem Augenzwinkern zu lesen ist.
Seit „River Of Souls“ und dem Einstieg 2016 von Tim Broscheit an Bass und Vocals teilen wir uns die lyrische Arbeit etwas. Tim hat für das neue Album drei Texte beigesteuert. Damit erhöhen wir auch die Diversität unserer Texte. Tim schreibt z.B. Texte, die eher auf die Riffs passen. Ich erzähle eher Geschichten und muss dann zusehen, wie ich beim Gitarre spielen und Singen mit den arhythmischen Texten klarkomme (lach). Außerdem hat Tim auch Anteile des Gesangs live, sowie auf dem Album übernommen – Tim ist unter anderem damit eine große Bereicherung für die Band, seitdem er uns seine Ehre erweist!
9. Wenn alles möglich wäre – wie würde euer ultimatives Musikvideo aussehen?
Wir fliegen auf Pizza-und-Burger–Essenden-Klaus-Kinski-Katzen um den Olymp herum, während Zeus, Poseidon und Hades munter die Bazookas schwingen. Irgendwann kämpfen Kronos und der in Titanengröße auferstandene Klaus Kinski miteinander. Der Ausgang wäre natürlich ein Cliff-Hänger. Vielleicht lassen wir auch noch ein indigenes Volk teilhaben, die uns anbieten, Klaus Kinski zu ermorden. Mal schauen, was das Budget hergibt….
10. Welche Band(s) haltet ihr gerade für völlig unter-/überbewertet? Warum?
Uh das ist schwer und leicht zugleich. Unterbewertet sind für uns echt viele unserer Freunde im Underground. Bands wie: Godskill, Torturized, Endlevel, Crimson Death, Devastator, Hailstone, Nordic Raid, Herbstschatten, Total Violence und all die anderen guten Bands aus unserem Umkreis, die ich jetzt gerade vergessen habe, was mir nachher wieder tierisch leid tut! (Sorry Jungs und Mädels!). Überbewertet finde ich halt Bands wie Volbeat, Five Finger Death Punch, Arch Enemy (zumindest in den letzten Jahren) und so weiter. Bands, die bei der Produktion nur noch auf Schema F drücken und wieder die gleiche Platte rausbringen – das höre ich mir schon gar nicht mehr an.
11. Wie sieht euer Proberaum aus?
Haha gute Frage – ich war lange nicht mehr drin! Jungs? Wie sieht der aus? (lach). Ich denke, der wird wie immer ziemlich chaotisch sein. Wir haben von Anfang an einen kleinen Raum im Keller von Marcos Elternhaus. Dort proben und schreiben wir unsere Musik. Da steht schon echt viel Zeug rum und ja irgendwie wäre ein größerer Raum mit höheren Decken und mehr Platz toll. Aber andererseits: Das ist halt einfach unser Mutterleib.
12. Wann habt ihr die meisten/besten Ideen für neue Songs?
Wie jeder Musiker – in der Bahn, auf dem Klo und beim Filme gucken. Also immer dann, wenn man grad mal wieder kein Instrument zur Hand hat. Ansonsten können wir ziemlich gut zusammen im Proberaum schreiben. Wir bringen eine Idee mit, formulieren sie aus und Marco bastelt daraus ein Arrangement. Das funktioniert für uns ziemlich gut, muss ich sagen.
13. Was ist der Stoff, aus dem eure Alpträume sind?
Bei mir sind es immer irgendwelche komischen Krankheiten. Vielleicht liegt das an dem verstecken biologischen Wissen über Krankheiten und ihre Erreger, das sich in meinem Kopf versteckt. Ich unterstelle den Jungs mal, dass sie sowieso niemals Alpträume haben. Und wenn, dann geht es bestimmt um: Schweres Metall und Vergiftungen.