Genre: Black Metal / Folk / Ambient Label: Ván Records Veröffentlichung: 22.5.2020 Bewertung: Heavy! (10/10) Facebook
Wundert ihr euch nicht auch manchmal, was dieses kleine Volk von knapp 365000 Einwohnern auf dieser Insel von Feuer und Eis auf Island nicht alles hervorbringt? Und da gibt es nicht nur jede Menge gute Fuß- und Handballer, sondern auch jegliche Art von Musik (siehe ESC). In den Metal Archives sind für die Insel 150 Einträge gelistet, die bekanntesten aus dem Genre sind vielleicht Sólstafir, Skálmöld, Svartidauði und nicht zu vergessen Árstíðir lífsins, die bereits ihr fünftes Album auf den Markt werfen.
Die ersten zwei Songs sind akustisch und recht meditativ, die isländische Sprache wird einem wie aus einer anderen Welt ins Ohr geflüstert. Erst ab ‘Sem járnklær nætr dragask nærri’ knallt die Scheibe im schwarzmetallischen Bereich und glänzt mit Blastbeats, aber auch klassischen dissonanten Riffs und einem zwischen krächzigem Keifen und gurgelnd-vibrierendem Gesang. Der Sound ist zwar Black Metal typisch etwas verschwommen und nebulös, weil die Gitarren wie in einem klassischen Bienenschwarm schwirren und die Drums dumpf im Hintergrund bleiben, dennoch zeigen sich die Melodien deutlich und unchaotisch. Das Tempo wechselt von blastig bis ruhig-meditativ und es tauchen nur wenig Effekte und Schnickschnack auf, so dass sich die Musik ganz auf ihre majestätische und erhabene Stimmung verlassen kann. Unterstützt wird das Ganze noch durch eine Art Wikingerchor (okay, das ist jetzt mehr Klischee als Wirklichkeit, aber so kann man sichs vielleicht vorstellen), der das Getragene noch unterstützt. Genial ist die Verbindung mit akustischen Gitarren, die keineswegs die Härte herausnimmt. Dazu schnarrt der Gesang wie eine Snare.
‘Saga á tveim tungum’ ist Teil der nordischen Geschichte, die um den norwegischen König und Heiligen Óláfr Haraldsson (995-1030) kreist. Das Album erzählt die Geschichte der beiden Geschwister und ihrer unterschiedlichen Erfahrungen währende der turbulenten Zeiten im frühen elften Jahrhundert in Norwegen. Die Story basiert natürlich auf den Skalden, aber auch auf de Edda, so dass verschiedene historische Schlachten und Geschehnisse dargestellt werden. Gesungen wird das ganze komplett in Alt-Isländisch und stellt den Nachfolger zum 2019 erschienenen ‘Saga á tveim tungum I: Vápn ok viðr’ dar.
Alles in allem gibt es hier nicht viel zu mäkeln. Es handelt sich hier um ein wirklich gelungenes Black Metal Opus, das auf satanische Klischees verzichtet und sich vielmehr der heidnischen Tradition verschrieben hat. Hier atmet man die raue Luft Islands und die blutige Vorgeschichte der Nordmänner. Genial!