Beneath The Massacre - Fearmonger AlbumcoverGenre: Technical Death Metal/Brutal Death Metal
Label: Century Media
Veröffentlichung: 28.02.20
Bewertung: 9/10 (Bombe!)

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Das Feld des technischen und extremen Metal wurde ein ums andere Mal kräftig umgepflügt. Seit der Gründung von BENEATH THE MASSACRE im Jahre 2004 wurden so einige Manifeste der rasanten Art auf Platte gebannt und man möchte meinen, dass sich die Virtuosen so allmählich doch mal ausgebockt haben müssten. Doch dem ist bei weitem noch nicht so. Nach einer siebenjährigen Pause vermeldet das franko-kanadische Frickelkommando seine Rückkehr und hat dabei direkt das neue vierte Vollwerk „Fearmonger“ im Schlepptau. Nachdem die Truppe, mit Hilfe einiger weiterer, das Genre Deathcore und Brutal Death Metal erst so richtig auf die Landkarte gesetzt und etabliert hat und sich inzwischen zahlreiche Vertreter beider Gattungen finden lassen, gehört den „Altmeistern“ natürlich besonderes Gehör. Eindrucksvoll nachzuvollziehen war dies bereits bei der ersten vorab ausgekoppelten Single „Rise of the Fearmonger“, nach der dann selbst NDW-Künstler MARKUS wohl eine mehrstündige Rast brauchte. Reifendruck prüfen und Schleudersitz checken, wem es zu fix wird, der kann gerne vorzeitig den Flug verlassen.

Es wird auch gar nicht lange gefackelt und so bricht in Form von „Rise of the Fearmonger“ unmittelbar die erste Noten-Kaskade über einem herein. Der Sound ist rasiermesserscharf und die einzelnen Instrumente haben anständig Platz im Mix gefunden. Ein nicht unwichtiges Kriterium im Bereich des technischen Todesstahls. Das Drumming grenzt hier beinahe an Wahnwitz und man kann die Snaredrum beinahe um Gnade winseln hören. In der Mitte gibt es einen kurzen atmosphärischen Einschub bevor der Sack lautstark zugemacht wird.

Bei allem brutalen Geraspel muss man BENEATH THE MASSACRE jedoch zugute halten, dass sie nie vergessen einen dezenten Hauch Melodie einzuflechten. Gut zu hören im Mittelteil von „Hidden in Plain Sight“, bei dem die Gitarre streckenweise an den Gitarrenvirtuoso BUCKETHEAD erinnert. Hier wird zwar ebenfalls grandios gnadenlos gehämmert, jedoch fangen die Musikanten das Konstrukt gut auf und geben Raum für epische Breakdown ähnliche Riffs, die keinesfalls erzwungen wirken. Selbiges kann man „Of Gods and Machines“ zuschreiben. Hier ist das Wechselspiel aus Drums und Vocals ziemlich interessant, die rhythmisch oft eng zusammenliegen.

Wenn man bei einer Tech-Death Band einen Song erspäht, der gerade einmal zwei Minuten und 22 Sekunden Spielzeit aufweist, weiß man bereits im Voraus, dass es jetzt ziemlich heftig wird. Diesem Omen folgend brettert „Treacherous“ in feinster Manier a la BRAINDRILL in die Synapsen und sortiert die Hirnwindungen einmal kräftig um. Die Details in der Gitarrenarbeit sind ziemlich cool und zeugen davon, dass sich Gittarrero Christopher Bradley keineswegs nur mit geisteskranken Griffbrett-Gewische zufrieden gibt, sondern sich gut darin versteht Lücken zu füllen und die Riffs spannend zu halten.

„Autonomous Mind“ streift mit seiner spacigen Leadgitarre und dem breitbeinigen Stampf-Rhythmus die Sphären von RINGS OF SATURN, allerdings ohne die 8-bit-mäßigen Gitarrenläufe und mit deutlich mehr Deathcore in der Blutbahn. „Return to Medusa“ präsentiert im Anschluss genau den Sound, den man vom kanadischen Tech-Death kennt. Deutlich hörbar dem Klang von Vorreitern wie NECROPHAGIST erlegen und mit extrem schnellen und dennoch melodiösen Riffing, das in dieser Form klassisch für den Nordamerikanischen Kontinent ist. Als Referenz kann man hier auch neuere Werke von CRYPTOPSY nennen, die grob eine ähnliche Grundlinie aufweisen.

Mit „Tarnished Legacy“ schießen BENEATH THE MASSACRE die letzte Patrone ab. Diese ist jedoch keineswegs versöhnlich, sondern ebenso martialisch wie auch der Rest des Materials. Würden die Kanadier Autos bauen, dürfte man sicher sein, dass es im Fußraum weder Bremse noch Kupplung geben würde, sondern lediglich zwei weitere Gaspedale. Besonderes Highlight (zumindest für mich): Etwa bei 1:46 im Song kann man gut hören, wie sich Drummer Anthony Barone mittels Fußmaschine die Zählzeit vorgibt um besser in den nächsten Part zu kommen. Ja, das ist technisches Musiker-Bla-Bla, dennoch sollte dies nicht unerwähnt bleiben, da gerne das fadenscheinige Argument hervorgebracht wird, dass derart extreme Bands gerne mal im Studio schummeln würden.

Nach einer halben Stunde purem Geballer darf man froh sein, dass BENEATH THE MASSACRE wieder zurück sind. Im Gegensatz zu einigen Genre-Kollegen versuchen sich die Musiker nicht in allzu vielen Experimenten, sondern werfen einem das auf den Plattenteller was man schließlich in diesem Metier hören möchte: Kompromisslosen und knallharten Tech-Death bei dem einen die Ohren wegfliegen. Das alles ohne an Intensität zu verlieren oder zu langweilen, auch wenn man im Nachhinein wahrscheinlich erstmal ein Baldrian-Dragee braucht um die Herzfrequenz wieder in einen Bereich zu bringen, der mit dem Leben vereinbar ist.