Und weiter geht es mit unseren Diskussionen rund um Metal und dessen Kultur. Dieses Mal debatieren wir die These:
„Bands sollte es erlaubt sein, Fans auf Konzerten bestimmte Verhaltensweisen zu verbieten, wie z.B. Fotos / Filmen mit dem Handy, Violent Dancing oder lautes Reden während der Songs.“
Juli: Grundsätzlich finde ich es in Ordnung, wenn eine Band die Konzertbesucher darauf hinweist, dass sie gewisse Verhaltensweisen bei ihren Shows nicht gerne sehen bzw. nicht dulden. Ich persönlich finde das ständige Gefilme per Telefon oder aber laute Gespräche während der Show auch nervig und letzteres vor allem respektlos der Band gegenüber. Wenn man sich unterhalten will, dann doch bitte woanders, dafür sind Konzerte nicht da. Es bleibt die Frage, wie man sowas kontrollieren oder auch durchsetzen möchte.
Anders sieht es natürlich bei Geschichten wie Violent Dancing aus. Zu oft werden Unbeteiligte verletzt, sodass man sich schon fragen sollte, wie nötig das ist. Moshen, Crowdsurfen und die gute alte Wall of Death sind da deutlich harmloser meiner Erfahrung nach.
Marko: Der Kontext ist der entscheidende Faktor in der Gleichung. Das beste Beispiel für die Sinnhaftigkeit dieser These stellt nach wie vor für mich TOOL dar, bei denen ein striktes Film- und Fotoverbot herrscht und sogar damit gedroht wird das man, bei Zuwiderhandlung, vom Konzert entfernt wird, da man vollständig und mit allen Sinnen in diesem Erlebnis sein soll. Allerdings halte ich es allgemein für undurchführbar Konzertbesuchern bestimmte Verhaltensweisen zu diktieren. Ein Konzert sollte immer noch ein Raum sein, in dem man sich frei entfalten kann und dieses Privileg endet nicht am Bühnenrand. Tanzen, moshen, filmen, knipsen, headbangen, reden, rufen, feiern, meckern. All das macht es letztlich aus. Doch wie bei allem gilt: Sofern ich mit der Entfaltung meiner Freiheit die eines anderen einschränke muss gegenreguliert werden. Also nehmt Rücksicht, behaltet eure wedelnden Arme bei euch und gerne auch mal das Handy in der Tasche und tragt kollektiv Sorge dafür, dass auch die nächste Person das bestmögliche Erlebnis mit nach Hause nehmen kann, dann bedarf es auch keiner Verhaltensanordnung und affektierte Diskussionen braucht letztlich niemand.
Alex: Solange es sich in einem gewissen Rahmen bewegt, sollten Bands definitiv die Möglichkeit haben, ihren Besuchern gewisse Verhaltensweisen zu verbieten. Dazu gehören zum Beispiel Fotos. Viele Fans fotografieren mit Blitz, was ziemlich nerven und ablenken kann. Jeder, der schon einmal auf einer Bühne stand, wird dies bezeugen können.
Auch Violent Dancing sollten Bands generell verbieten können, da hierbei natürlich eine Menge passieren kann und es für das ganze Team der Spielstätte und der Bands ein erhöhtes Risiko darstellt, ebenso wie für die (teils unbeteiligten Fans).
Unterhalten zum Beispiel würde ich den Bands komplett absprechen. Einem jeden sollte es erlaubt sein, sich mit seinem Stehnachbarn angeregt über die Bands zu unterhalten. Das hat nichts mit Respektlosigkeit zutun. Wenn andere Zuschauer bei einem Konzert davon gestört werden, dass sich einen halben Meter weiter jemand unterhält, dann sollte definitiv der FOH konsultiert werden und man sollte etwas an der Lautstärke ändern.
Chris: Gegen ein oder zwei Fotos schießen, sollte eigentlich niemand etwas haben. Klar gibt es auch auf den Metal-Bühnen dieser Welt ein paar Diven, die komplett ausrasten, wenn jemand sein Handy zückt. Was doch eher stört, sind Konzerte wo die ganze Zeit Handys hochgehalten und gefilmt wird. Das gibt ein dämliches Bild für die Bands auf der Bühne ab und das Publikum hinter den Filmern ist durch die eingeschränkte Sicht genervt. Leider kann man dies selbst auf Metal-Konzerten vermehrt beobachten. Zum Glück hat es aber noch keine Ausmaße wie auf einschlägigen Mainstream-Konzerten genommen. Ich frage mich darüber hinaus, ob sich irgendjemand überhaupt nochmal diese verwackelten Filmchen mit brutal schlechter Tonqualität anschaut. So viel zum nervigen Teil.
Kommen wir zum kriminellen Part. Denn nichts anderes ist Violent Dancing. Es reichen schon ein paar Deppen um es hundert anderen Konzertbesuchern zu versauen, in dem sie den kompletten Innenraum in Anspruch nehmen um sich wie Gorillas auf Crack in ihrem Pseudo-Kapoera zu messen. Macht das doch gerne bei eurer Dorf-Deppen-Hardcore-Band wo eh nur 10 Leute auftauchen und nicht in Clubs oder vor Bühnen, wo es gerne mal voller wird!
Aber letztendlich kann eine Band sowas nicht verbieten, aber mit energischem Einschreiten und Ansagen, klar machen, was sie auf ihren Konzerten haben wollen und was nicht.