Wir bieten mal wieder eine weitere Diskussion aus dem Metalbereich an. Dieses Mal geht um folgende These:

„Spaß – und Comedy-Metal sind weder unterhaltsam, noch haben sie eine Daseinsberechtigung als eigenständiges Subgenre.“Chris: Da regt mich ja schon die Formulierung auf. Was ist denn bitte Spaß- und Comedy-Metal? Doch kein eigenständiges Genre, sondern höchstens ein musikalischer Aspekt einer Band, die sich einem Metalgenre zugehörig fühlt. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass damit Bands gemeint sind, die nicht nur über „trve“ Themen schreien, sondern auch humoristische Aspekte in ihrer Musik und ihren Texten verarbeiten. Und warum zum Geier sollte es das nicht geben dürfen? Für jede Stimmung gibt es die passende Musik. Und wenn es nach „Depressive Suicidal Black Metal“ eben mal ein bisschen „Pirate-Metal“ zum Mitschunkeln sein muss, ist das doch perfekt. Ich würde diesen Kapellen auch nicht weniger musikalisches Talent zusprechen, als irgendeiner „Tod- und Teufel“ Gruppe. Wenn es einem nicht gefällt, muss man die Band ja nicht hören… aber gleich verbieten?

Juli: Wie bei fast allem im Leben gilt auch hier: Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Comedy-Metal (u.ä. Bezeichnungen) kann auf jeden Fall unterhaltsam sein, da es viele verschiedene humoristische Ansätze gibt. Die einen kreieren ihre Texte und ihr Auftreten um ein bestimmtes Leitmotiv herum, während andere auf die chaotische Schiene setzen. Dann gibt es natürlich die, die einfach nur rumalbern, und andere wiederum geben sich richtig Mühe und bauen auch viele durchdachte Witze ein. Zugegeben, es gibt einige Bands, denen dann irgendwann das Material und die Kreativität ausgeht und sich am Ende nur noch im Kreis drehen, diese sind aber auch meist nur ein zeitweise auftretendes Phänomen.
Ob man das nun als eigenständiges Genre bezeichnen kann bzw. sollte, ist auf jeden Fall eine Diskussion wert. Aus meiner Sicht kommen viele Bands aus einem bestimmten Genre und fügen dann ihre Texte und gegebenenfalls ihr Auftreten noch hinzu, wodurch das Attribut „Comedy“ oder „Spaß“ erst hinzukommt. Aber Genres sind eh flexible Begriffe, die immer mal wieder neu definiert werden müssen, sodass man sich nicht allzu sehr auf ihnen pochen sollte, letztendlich sind es Richtlinien, die es uns vereinfachen, Musik zu kategorisieren.

Alex: Die Aussage gehört für mich in den Bereich „Stammtischparole“. Sonst bin ich immer gerne ganz vorne mit dabei, wenn es ums wilde Pöbeln geht, dennoch finde ich, dass auch diese Genre eine Daseinsberechtigung als eigenständigesGenre haben. Wieso auch nicht? „Metal muss böse, laut und satanisch sein“ wäre ja quasi das komplette Gegenteil zu dieser Aussage und, da stimmt mir sicher jeder zu, genau so ein Nonsense. Nur weil die Gitarren laut und schnell sind, heißt das ja nicht, dass Fun Metal und deren Vertreter nicht auch eine Bühne geboten werden sollte. Obgleich ich das Genre und so ziemlich alle Vertreter dieses Genre zutiefst verabscheue und ich mir dabei am liebsten einen Mixer langsam in den Gehörgang schieben würde.

Iris: So unterschiedlich wie Jedermanns Musikgeschmack ist, so unterschiedlich sind die Bands, die den Markt bedienen. Manche Combos legen mehr Wert auf hochkomplizierte Gitarrenriffs, manche mehr auf Atmosphäre und Show, andere auf Aussage und Texte. Die Metalszene ist eigentlich schon immer dafür bekannt gewesen, unfassbar facetten- und abwechslungsreich zu sein, wie auch tolerant und freundschaftlich (oder misanthropisch wie im Black Metal, aber das heißt für mich eigentlich nur Intoleranz gegen Idiotie). Ebenso funktioniert Musik im Allgemeinen für jeden auf eine andere Art und Weise: Ventil für Wut, Depression, Angst, aber auch Freude und Spaß. Um auf den Punkt zu kommen: jeder, wie er mag, und wenn sich für so etwas ein Markt findet, mit dem sich Fans erreichen lassen, dann hat es auch irgendwie eine Daseinsberechtigung. Hier sollte keiner die Arroganz besitzen, anderen vorzuschreiben, was okay ist und was nicht. Man kann es ja für sich persönlich trotzdem kacke finden und es ignorieren – das ist meine Art von Toleranz.