Symbiotic Growth - Symbiotic Growth CoverGenre: Experimental Progressive Black Metal
Label: Independent
Veröffentlichung: 27.03.2020
Bewertung: 6/10 (Gut)

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Oh Kanada, Heimat von unverhältnismäßig netten Leuten und Auffangbecken für umtriebige Musiker, die die Wege des Bekannten gerne verlassen. Mit dem selbstbetitelten Debütalbum „Symbiotic Growth“ der in Ontario ansässigen Progressive Black Metal Truppe SYMBIOTIC GROWTH liegt ein Klumpen vor einem, der es definitiv nicht auf die einfach Tour will. Nicht viel ist über das Trio bekannt, was nicht immer unbedingt schlecht sein muss. Seit 2015 existiert das Projekt und dieses kanalisierte die Kreativität nun im ersten Langspieler, welcher mit gerade einmal fünf Songs aufwartet, es jedoch auf stattliche 40 Minuten Spielzeit bringt. Lasst die Elche und die Mounties los, jetzt ist Schluss mit lustig.

Das Instrumental „_neurolink_run“ eröffnet die Scheibe stilecht mit schönem Vogelgezwitscher und einigen Rabenschreien. Was direkt auffällt, ist der klare und möglicherweise fast schon etwas zu komprimierte Sound. Das Stück baut eine bedrohliche Atmosphäre auf, die ziemlich cool klingt, allerdings nichts allzu Atemberaubendes ist.

Das anschließende „Technological Singularity“ hingegen bietet den einen oder anderen Moment. Der Gesang von Gitarrist und Bandchef Aaron Barriault fügt sich gut ins Gesamtbild ein und bedient dankenswerterweise nicht den typischen Krächzgesang, sondern changiert zwischen Growls und Screams gekonnt hin und her. Das Bass-Solo in der Songmitte lässt aufhorchen und auch die unkonventionelle Art des Riffings passt sich angenehm den Synapsen an. Unterm Strich: Cooler Song, vielleicht einen Tick zu wenig zwingend um Begeisterung auszulösen.

Im Anschluss benötigt man Kondition. Mit knapp 10 Minuten ist „Consumed By Digital Light“ alles andere als ein Leichtgewicht. Der Song weist viele Struktur- und Stimmungswechsel auf und SYMBIOTIC GROWTH scheuen sich auch nicht klandestines Geflüster einzubinden, was dem Song gut zu Gesicht steht. Trotz aller Bösartigkeit weben die Kanadier dennoch nicht nur aggressive Elemente mit in den Teppich, sondern verknüpfen auch die eine oder andere melancholische und beinahe hoffnungsvolle Masche. Der Klargesang ist zwar etwas schwachbrüstig vorgetragen, doch die Wirkung, die er erzielen soll, geht trotzdem auf. Ein, trotz der Spielzeit, kurzweiliger Song mit einigen spannenden Kniffen.

Dennoch fragt man sich schlussendlich, wo die Herren denn nun den Black Metal versteckt haben? Ein bisschen Tremolo und langgezogene atmosphärische Passagen allein machen noch keinen Schwarzstahl aus den Stücken. Man könnte sogar das eigens gewählte Attribut „Experimental“ aus der Genrebezeichnung streichen, denn das was hier passiert, ist nichts anderes als progressiver Death Metal. Was nicht schlecht gemeint sein soll, denn diesen beherrschen die Nordamerikaner durchaus solide. Besonders gut wissen SYMBIOTIC GROWTH jedoch zu gefallen, wenn sie große Akkorde auspacken und stimmige Leads darüber streuen. Gut zu hören im letzten Drittel von „The Wilting Shroud Of Latent Automata“.

Nach Ende des 13 Minuten Epos „Dissented“ bleibt ein kanadischer Eindruck zurück: Ganz nett. Das hier Gebotene ist handwerklich gut gemacht und durchdacht, hat einen anständigen Klang und leistet sich keine Totalausfälle. Jedoch fehlt der berühmte Funke. Das letzte Bisschen Eigenständigkeit oder das Gefühl, dass man die Scheibe noch einmal hören muss, da einen die Passagen wirklich gefangen haben. Da es sich hier um das Debüt einer jungen Band handelt, ist entsprechend noch Luft nach oben und es bleibt abzuwarten, ob SYMBIOTIC GROWTH ihr Potenzial nutzen um miteinander weiter zu wachsen und vielleicht in Zukunft doch noch ein Ausrufungszeichen setzen können.