In der aktuellsten Ausgabe unseres Interviewformats der WILDEN 13 beantworten die US-Amerikaner von TORCHLIGHT PARADE unsere Fragen. Dass der Name Programm ist und wie man beim Joggen Songtexte schreiben kann, erzählt uns der Frontmann und seines Zeichens in der Bestattungsbranche tätig, Danny.

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TLP Promo 2

1. Wie habt ihr Bandname und Logo entwickelt?

Drei der fünf Bandmitglieder arbeiten tagsüber in einem Bestattungsinstitut. Der Leadgitarrist Doug Engel ist ein Leichenwagenfahrer, der Sänger Matt „Torch“ Engel ist Einbalsamierer und Schlagzeuger Greg Umfleet ist Bestattungsunternehmer. Nur Bassist Larry Hunter und Gitarrist Danny Nichols sind nicht in der Bestattungsbranche. Matt hat in seiner Karriere bereits über 30000 Leichen einbalsamiert. Wenn man also eine Metal Band hast, die aus lauter Totengräbern besteht, musst du das natürlich irgendwie in deinen Namen einarbeiten. Der Bandname soll das Bild einer historischen Leichenprozession heraufbeschwören, mit ein paar Sargträger, die Fackeln halten und einen Sarg zum Friedhof tragen. Wir hatten die Idee, dass das Logo eine Fackel sein sollte, mit dem Bandnamen, der Flammen auf einen Hintergrund reflektiert, der wie das Muster eines Metallblechs hat. Für das Design des Logos habe ich meinen Freund Matt Leong engagiert, der damit wie immer einen Volltreffer landete. Das Logo wurde für das Album dann von Matts und Dougs Cousin Eddie Engel, der auch ein weltklasse Künstler ist, so verändert, dass noch ein paar Flammen hinzugefügt wurden. Eddie hat auch die geniale Rückseite der Platte gestaltet. Dafür hatte er die Idee, die Songtitel auf die Grabsteine zu schreiben und hat so ein Meisterwerk erschaffen, das unsere kühnsten Hoffnungen noch übertrumpfte.

2. Was muss ein Song haben, damit er auf eurer CD landet? Welche Songs fliegen raus?

Die Band wurde 2006 von den Brüdern Matt und Doug Engel gegründet. Zu dieser Zeit spielten sie etliche Shows in der Stadt und nahmen ein paar Demoalben auf. Viele der Songs, die auf dem ersten Album zu hören sind, wurden zuerst auf den Demoalben veröffentlicht. Die Band nahm sich dann für ein paar Jahre eine Auszeit, bevor sie sich 2016 mit einem zweiten Gitarrist und einem neuen Schlagzeuger wieder zusammenfand. Vier Jahre später wurden die Songs noch verbessert und ein paar hinzugefügt, etliche Shows gespielt, der original Schlagzeuger wieder reaktiviert und ein neuer Bassist integriert, so dass wir nun ein ordentliches Album aufnehmen konnten. Da wir schon ein komplettes Set fertig hatten, war es kein Problem, zehn Tracks für ein Album zu finden. Wir haben noch drei oder vier fertige Songs, die wir auch schon live gespielt haben, aber die sind noch nicht hundertprozentig fertig für eine Studioaufnahme. Wir hoffen, dass es irgendwann ein zweites Album geben wird, so dass wir die dann auch noch unterbringen können.

3. Was darf bei einem Live-Auftritt nie fehlen?

Das Begräbnismotiv ist ein Element, das in unseren Live Shows nie fehlen darf, inklusive Särgen, Dudelsackspieler, Fackeln, Michael Myers aus Halloween, Luftballons, Konfetti und manchmal auch Trompeten. Unser Ziel ist es, eine Show abzuliefern, die im Gedächtnis bleibt und im Fahrwasser der Großmeister KISS und ALICE COOPER schwimmt. Leider ist Rock, der Theaterelemente hat, weitestgehend in Vergessenheit geraten, aber wir versuchen, diese Tradition wieder zurückzubringen.

4. Welches Ziel verfolgt ihr mit eurer Musik?

Wir spielen klassischen Heavy Metal, der stark in den Anfängen des Genres in den 70ern verwurzelt ist und einen starken Anklang an die 80er hat, als das Gitarrensolo König war. Unsere Einflüsse sind in jedem Song zu hören. Bands wie TWISTED SISTER, JUDAS PRIEST, BLACK SABBATH, KISS, WASP und ALICE COOPER beeinflussen unseren Sound, aber wir versuchen auch, dem klassischen Genre einen neuen Touch zu verleihen.

5. Wie seht ihr euren Platz in der Szene?

Es ist gerade eine sehr schwierige Zeit für die Musikindustrie, vor allem für den Rock. Es ist wahnsinnig schwer, den Durchbruch in diesem Genre zu schaffen, wenn die Plattenfirmen mit ihrem begrenzten Budgets einfach nicht das Kapital haben, um etwas anderes als eine sichere Sache auf den Markt zu bringen – und diese sichere Sache ist einfach Pop Musik. Gott sei Dank sind Metalheads die wahrscheinlich hingebungsvollsten und loyalsten und hören nicht auf, ihr Genre zu unterstützen, auch auf einem überfrachteten Musikmarkt ohne eine Plattenindustrie, die ihr Augenmerk auf sich richtet. Alles, was wir tun können, ist, unsere Musik herauszubringen und hoffen, dass es ein Publikum dafür gibt. Wir schätzen Journalisten wie euch, die den Unterstützern helfen, neue Bands und Musik zu finden.

6. Was nervt euch am Musik-Business am meisten?

Leider ist Musik heutzutage meist frei zugänglich, aber immer noch sehr teuer in der Produktion. Leute wurden darauf konditioniert zu glauben, dass Musik kostenlos sein sollte, und dieses Geschäftsmodell hat zur Zerstörung der Musikindustrie geführt. Es gibt nur eine ganz kleine Chance auf Erfolg in jedem Musikgenre und alle Zugänge für Metalbands sind fast komplett versperrt. Auf der anderen Seite gibt es so viele Möglichkeiten für Bands ohne Vertrag, ihre Musik zu präsentieren. Es ist immer wieder aufregend für uns, wenn wir herausfinden, dass sich irgendjemand aus Deutschland oder Brasilien oder Spanien daür interessiert, was wir tun. Also ist das Musikbusiness gleichzeitig das tollste und das schlimmste für die Musik.

7. Wer sind eure Vorbilder?

Wir haben alle unsere Lieblingsbands und verschiedene Einflüsse. Ich persönlich stehe total auf Power Metal aus Europa. Bands wie HAMMERFALL, IRON MAIDEN und HELLOWEEN sind ganz oben auf meiner Liste. Greg hat Thrash und Death Metal Einflüsse, vor allem von SLAYER. Matt, Doug und Larry sind vor allem beeinflusst von klassischen Metalbands wie JUDAS PRIEST, TWISTED SISTER und frühem Rock ’n‘ Roll wie z.B. Elvis. Aber die beiden Bands, die wir alle als Einfluss auf unseren Sound und unsere Bühnendarbietung nennen, sind wohl KISS und ALICE COOPER.

8. Wie entstehen eure Texte?

Im Zuge unseres Beerdigungsthemas bestehen unsere Songs oft aus Botschaften von Tod und dem Leben danach, manchmal mit einer Anspielung auf einen Hot Rod oder dem Abfeiern des Landes, das den Rock ’n‘ Roll gegründet hat.

9. Wenn alles möglich wäre – wie würde euer ultimatives Musikvideo aussehen?

Wir haben gerade die Aufnahme zu einem Musikvideo abgeschlossen, das wir in den nächsten paar Wochen veröffentlichen werden. In St. Louis gibt es ein privates Gothic Schloss, auf dem ein paar mal im Jahr epische Partys stattfinden.Wir haben schon ein paar Mal auf diesen Partys spielen dürfen und haben deshalb die Erlaubnis erhalten, dort unser Musikvideo zu drehen. Es ist einer der coolsten Orte auf der Erde und eine perfekte Kulisse für unsere Band.

10. Welche Band(s) haltet ihr gerade für völlig unter-/überbewertet? Warum?

Ich bewundere Bands, die es schaffen, eine große Fangemeinde aufzubauen, deswegen glaube ich, keine Band kann als überbewertet gesehen werden. Aber natürlich gibt es jede Menge Bands, die unglücklichweise unterbewertet sind. Ich höre regelmäßig neue Musik von Bands, die mit dem gleichen Album immensen Erfolg im Jahr 1987 gehabt hätten, aber heutzutage unbekannt sind. Um solche Bands einmal aufzulisten, die einem europäischen Leser vertraut sein dürften, aber in den USA absolut unbekannt sind: Volbeat, The Sword, Hammerfall, Ex Deo, High on Fire, the Struts und Airbourne. Das sind sicherlich alles erfolgreiche Bands, aber ich bin immer wieder überrascht, wie viele Menschen ich treffe, die noch nie von ihnen gehört haben. Sie sollten Stadien füllen!

11. Wie sieht euer Proberaum aus?

Unser Proberaum ist mit vielem dekoriert, was ich in ähnlicherweise in meinem Zimmer hatte, als ich 12 war: eine Collage mit Postern, Flaggen, Setlisten und Alben. Der einzige Unterscheid ist jetzt, dass da jetzt noch eine rieser Wuscht an Equipment und Kabeln dabei ist.

12. Wann habt ihr die meisten/besten Ideen für neue Songs?

Ich habe ganze Ordner voll mit Songs, die ich geschrieben habe, während ich laufen bin. Ich versuche immer mindestens einmal pro Woche, eine Strophe oder einen Refrain für verschiedene Musikprojekte, an denen ich gerade arbeite, in meinem Kopf zu schreiben, während ich durch die Straßen von St. Louis jogge. Allerdings wurden die meisten Songs für TORCHLIGHT PARADE hauptsächlich schon vor Jahren von Doug und Matt geschrieben. Ich wünschte, ich wüsste immer genau, welche Magie Doug befällt, wenn er seine Gitarrensoli schreibt, denn diese sind ein solch wichtiger Bestandteil von jedem TORCHLIGHT PARADE Song.

13. Was ist der Stoff, aus dem eure Alpträume sind?

Meine größte musikalische Sorge ist, dass das Equipment während einer Show ausfallen könnte. Sobald wir alles aufgebaut haben und der Soundcheck gelaufen ist udn wir wissen, dass alles funktioniert, sind wir weniger nervös und können uns einfach auf den Spaß konzentrieren und Rock’n’Roll spielen. Obwohl – einmal haben wir mitten im Song eine Sicherung überlastet und der ganze Strom ist ausgefallen. 15 Minuten später mussten wir bei genau dieser Note weiterspielen, mit der wir vorher aufgehört hatten.

—— English version ——

1. How did you develop your band name and logo?

Three fifths of the band have day jobs at a local funeral home.   The lead guitarist Doug Engel is a hearse driver, the lead singer Matt “Torch” Engel, is an embalmer and the drummer Greg Umfleet is a funeral director.  Only bass player Larry Hunter and guitarist Danny Nichols are not in the funeral business.  Matt has embalmed over 30,000 bodies in his career. When you have a metal band full of actual morticians, you have to work that into your name.

The band’s name, Torchlight Parade,  is meant to invoke the image of an ancient funeral procession. A bunch of pallbearers holding torches and carrying a coffin into a graveyard. We had the idea of the logo being a torch, with the band name reflecting flames on the backdrop of steel sheet metal. I hired my buddy Matt Leong to design us a logo, and as he always does, he knocked it out of the park. The logo was modified to add some flames for the album cover by Matt and Doug’s cousin, Eddie Engel, who is a world class artist as well. Eddie did the amazing artwork for the back cover too. He took the idea of having the song titles on headstones and made a masterpiece far greater than our highest hopes.

2. What makes a song suitable for your album? Which songs will not make it onto your album?

Torchlight Parade was first formed in 2006 by brothers Matt and Doug Engel.  At that time they played several shows around town and recorded a couple of demo albums.  Most of the songs which appear on the new album first appeared on the demo albums.  The band then went into hiatus for several years before being reformed in 2016, with a second guitarist and a new drummer. Four years later, after refining the songs, adding a couple of new ones, playing many shows, bringing back the original drummer and getting a new bass player, we finally recorded a proper album.  Since we had a fully formed set list, it was no problem to find ten tracks for an album. We have three or four other finished songs, some of which we have played live, but they maybe weren’t a hundred percent ready for the studio. Hopefully, there will be a second album down the road and we can put them on there.

3. What is a must-have for your live shows?

The funeral motif is an element in our live shows which include coffins, bagpipers, torches,  Michael Myers from Halloween, balloons, confetti and sometimes even trumpets.  Our goal is to put on a memorable live show in the tradition of the grand masters Kiss and Alice Cooper.  Sadly, theatrical rock has fallen by the wayside for the most part, and we are trying to bring that back.

4. Do you pursue an objective with your music?

We are playing classic heavy metal, heavily steeped in the 70s foundations of the genre, with a strong nod to the 80s era where the guitar solo was king.  Our influences are there in every song.  Bands such as Twisted Sister, Judas Priest, Black Sabbath, Kiss, Wasp and Alice Cooper inform our sound, but we are striving to also bring something new to the world in the classic metal style.

5. Where do you see yourselves within the metal scene?

It is a very difficult time in the music industry right now, especially for rock.  It is very difficult to break through in this genre when the depleted record companies just don’t have the capital to get behind anything less than a sure thing, and to them a sure thing is pop music.  Fortunately, metalheads are probably the most devoted and loyal and continue to support the genre, even in a crowded market without a record industry to direct their attention.  All we can do is put our music out there and hope it finds an audience.  We appreciate journalists such as yourself that help the supporters find new bands and music.

6. What annoys you the most about the music business?

Unfortunately, music is mostly free to acquire now, but still very expensive to produce.  People have been conditioned to believe music should be free, and this business model has led to the devastation of the music industry.  There is only the slimmest of pathways to success in any genre of music, and all roads for metal bands have been almost entirely blocked.   At the same time, there are so many outlets for unsigned bands to get their music out there.  It is always exciting to us when we find out someone from Germany, or Brazil, or Spain is interested in what we are doing.  So it is both the best of times and the worst of times to be in music.

7. Who are your idols?

We all have our favorite bands and different influences.  I am partial to power metal out of Europe. Bands such as HammerFall, Iron Maiden and Helloween top my list.  Greg is has thrash and death metal influences, especially Slayer. Matt, Doug and Larry are most influenced by classic metal acts like Judas Priest, Twisted Sister and early rock-n-roll such as Elvis.  But the two bands, which all of us regularly note as an influence in our sound and performance, are KISS and Alice Cooper.

8. How do you develop your lyrics?

Following the funeral theme our songs often consist of messages of death and an afterlife, with the occasional tune about a hot rod or a celebration of the country that founded rock-n-roll.

9. If anything was possible – what would your ultimate music video look like?

We have just finished filming a music video, which we plan to release within the next couple of weeks.  In St. Louis there is a privately owned gothic castle that hosts epic parties a couple of times a year.  We have had the privilege of playing these parties, and were granted permission to shoot a music video in the castle.  This is one of the coolest places on the planet, and a perfect backdrop for our band.

10. Which band(s) do you deem to be over-/underrated at the moment? Why?

I admire any band which can build a fanbase and have followers, so in that sense, I don’t think any band is overrated.  Of course, there are so many bands which are tragically underrated.  I regularly hear new music by bands that could have been huge with the same product in 1987, but are virtually unknown today.  To list some bands, that may be well known to a European reader, but are much more obscure in the United States, I would say Volbeat, The Sword, HammerFall, Ex Deo, High On Fire, The Struts and Airbourne.  All of these are successful bands for sure, but I am always surprised by how many people I encounter who have never heard of any of them.  They should be playing stadiums!

11. What does your rehearsal room look like?

Our rehearsal space is decorated very similar to my bedroom when I was 12, a collage of band posters, banners, set lists and albums.  The only difference is now there is also a giant tangled mess of equipment and wires.

12. When do you have the most/best ideas for new songs?

I have binders full of songs I have written while out running.  I try to write a verse or a chorus in my head at least once a week while jogging the streets of St. Louis for various musical projects I am working on.  However, the songs on the Torchlight Parade were mostly written years ago by Doug and Matt.  I wish I knew what magical force Doug taps into to come up with those guitar solos.  The guitar solo is such an integral part of every Torchlight Parade song.

13. What are your nightmares made of?

My biggest musical concern is equipment failing during a show.  Once we get everything set up and sound checked, and we know everything is working, the nerves are gone and we can just have fun and play rock-n-roll.  Although once in the middle of a song, we overloaded a circuit and lost all power. 15 minutes later, we had to pick up from the same note we left off with.