Noch völlig am Anfang ihrer Geschichte stehen DARRAGH aus Mecklenburg-Vorpommern. Doch hinter dem noch recht unbekannten Namen stehen versierte Musiker, welche unter anderem bei der Pagan Metalband STRYDEGOR Erfolge einfahren konnten und sich somit ein gutes Standing in der härteren Musiklandschaft erspielt haben. Doch Stagnation ist dem Musiker sein kreativer Tod. Daher entschloss sich Sänger und Gitarrist Florian Kunde neue Wege einzuschlagen und widmet sich mit seinem neuen Projekt keineswegs der Mythologie, sondern vielmehr eigenen Befindlichkeiten und dem Weg zur Selbsterkenntnis. Musikalisch verwurzelt ist DARRAGH, im Gegensatz zu STRYDEGOR, daher nicht im Death Metal, sondern in progressiven und rockigeren Gefilden, die eher die Möglichkeiten bieten, komplexe Gedankengänge zu verarbeiten. Florian (Vocals/Gitarre) stand uns Rede und Antwort und bietet einen äußerst offenen Einblick in seine Gefühls- und Erlebniswelt und das konzeptionelle Vorgehen der Band.
1. Zunächst vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt.
Mit DARRAGH hat sich, im Prinzip, eine Gruppe formiert, die aus verschiedenen
musikalischen Backgrounds besteht. Wie gestaltete sich da die Richtungsfindung?
DARRAGH: Die Richtungsfindung war eigentlich gar nicht so schwierig, da DARRAGH ja ursprünglich als Solo-Projekt gedacht war und die Musik auch schon fertig geschrieben und größtenteils produziert war.
Der Großteil des Albums wurde bereits von mir komplett eingespielt – so konnte man den Fokus auf die eigentliche Album-Produktion legen.
2. So ziemlich alle Mitglieder sind oder waren in verschiedenen Bands aktiv.
Wie habt ihr euch da zusammengefunden?
DARRAGH: Auch dieser Background war gar nicht so verschieden, da sowohl Christian und
auch Florian E. in der Vergangenheit bereits bei meinem Metal Projekt STRYDEGOR
involviert waren und Ronny als Studio Chef uns alle Möglichkeiten zur musikalischen
Entfaltung gibt. Einzig Christopher, den ich noch aus meiner Lehrzeit kenne, ist
ein Neuling im Team und auch für ihn ist es eine Herausforderung, da er bisher
noch keinerlei Banderfahrungen hat. Aber der Rest von uns kann ihm mit der Erfahrung,
auf die wir zurückschauen, die Ängste nehmen. Und wir harmonieren alle sehr gut,
weil wir alle die Tiefe und Schwere der Musik von DARRAGH in uns aufnehmen.
3. Mit Christian habt ihr einen versierten Mann hinter den Kesseln, der in vielerlei
Projekten aktiv war und ist. Wie kam diese Union zustande?
DARRAGH: Wie gesagt, Christian und ich kennen uns schon sehr lange, noch bevor er Teil von
DARRAGH wurde. Seine ehemalige Band aus Neubrandenburg und STRYDEGOR haben so einige Konzerte gespielt und als wir uns 2013 von unserem Schlagzeuger Sven trennten,
wurde er unser neuer Drummer, bis er dann 2016 aus privaten Gründen ausstieg.
In der Zwischenzeit hatten wir aber stets Kontakt und als ich ihm das Demo-Album
von DARRAGH vorspielte, war er sofort Feuer und Flamme und hat eigentlich erst den
Grundstein gelegt, nicht nur das Album noch einmal komplett neu aufzunehmen, sondern
ist auch immer noch treibende Kraft, wenn es darum geht das Projekt voranzuführen.
Und für diese Freundschaft und diesen Enthusiasmus bin ich sehr dankbar.
4. Wenn man den musikalischen Brotkrumen folgt, die ihr gestreut habt, fällt auf,
dass es streckenweise sehr minimalistisch zugeht. Wie wichtig ist euch persönlich
diese erdige und weniger hektische Herangehensweise und was beinhaltet „Stille“
für euch?
DARRAGH: Minimalistisch würde ich das Ganze nicht bezeichnen, denn auf dem Album befinden sich viele verspielte Elemente, die sich vermutlich erst beim zweiten Hören
erschließen. Aber was du als „weniger hektisch“ bezeichnet, ist meinem Drang zu
emotional fesselnden Melodien geschuldet. Mit DARRAGH gehe ich bewusst einen
bodenständigeren, ruhigeren Weg, da ich finde, dass gerade in unserer heutigen
Zeit alles viel zu schnell und zu hektisch ist und die Menschen dadurch vergessen,
sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – und das sind meiner Meinung nach die
eigenen Wünsche, Träume und Emotionen. Und DARRAGH soll der Schlüssel sein, sich
diesen Emotionen zu öffnen und – zumindest für den Moment – in sich zu hören.
Der Mensch braucht die Stille, um sich neu zu ordnen und nicht umsonst macht uns
fehlende Stille irgendwann krank.
5. Textlich gebt ihr euch wahrscheinlich auch eher weniger mit oberflächlichem
Phrasengedresche zufrieden. Um was geht es in den Texten und wie persönlich sind
diese?
DARRAGH: Die Texte auf dem Album sind sehr persönlich, denn größtenteils habe ich damit
in der Zeit gerade um 2017 herum versucht mich meinen größten Ängsten und Problemen
zu stellen,was schlussendlich daraus hinauslief, dass ich mich aufgrund von
Depressionen in Therapie begeben habe. Ich finde, diese Ehrlichkeit und emotionale
Nähe hört man der Musik auch an. Nicht ohne Grund bezeichne ich DARRAGH immer noch
als meine persönliche „Selbsttherapie“.
Die Songs handeln von Verlust, Angst vor Veränderungen, der Sehnsucht nach
seelischer Freiheit – gerade unter dem Druck einer Depression einer der Hauptwünsche,
was man wahrscheinlich nur als Betroffener am besten nachvollziehen kann.
Schlussendlich geht es zwischen den Zeilen immer um den Wunsch, den grauen Schleier
vor dem inneren Auge endlich abzulegen, was mir im Zuge meiner Therapie dann
schlussendlich auch gelungen ist. An der Stelle einen großen Dank an die Median
Klinik Schweriner See in Lübstorf. [Link]
6. Ist es wichtig besonders viele Emotionen in die Musik zu stecken oder denkt ihr,
dass man auch tiefgreifende Dinge komponieren kann, ohne viel von seiner eigenen
Person einfließen zu lassen?
DARRAGH: In meinen Augen ist Musik oder Kunst im Allgemeinen immer ein Ausdruck von
Emotionen. Wenn man schlecht drauf ist, schreibt man eher aggressive oder schnelle
Musik – in meinem Fall Metal – oder wenn man eher nachdenklich und in sich versunken
ist, entstehen eben langsamere und aufwendigere Stücke, um den Druck, der sich in
einem aufbaut, auf eine kreative Art herauszulassen. Ich denke schon, dass man
tiefgründige Musik schreiben kann, ohne viel von sich selbst preiszugeben – die Frage
ist nur, wie glaubwürdig ist das Ganze, und ich bin sicher, dass dies auch die Hörer
schnell merken werden, dass diese Authentizität fehlt.
7. Inwiefern spielen das Artwork und die allgemeine Optik eine Rolle im Gesamtbild?
DARRAGH: Das Album Cover welches in Kürze veröffentlicht wird, spiegelt die Komplexität
der Musik aber auch der eigenen Gedanken wieder. So viel kann ich verraten: Jeder
Mensch hat verschiedene Facetten in sich, welche seine Persönlichkeit gestalten.
Und klar wir legen bei DARRAGH schon wert darauf, dass eine gewisse Ausdrucksstärke
auch optisch dargestellt wird, auch was das Auftreten jedes Einzelnen angeht.
Aber schlussendlich liegt auch da wieder die Authentizität im Vordergrund – denn
statt sich zu verkleiden (was ja größtenteils in der Welt „da draußen“ von uns
erwartet wird) ist das Ziel bei DARRAGH, eben sich als Mensch und Musiker so zu
zeigen wie man wirklich ist.

8. Florian, du nimmst ebenfalls bei STRYDEGOR die Frontposition ein und warst, soweit erkenntlich, Hauptinitiator der Band. Was hat dazu geführt mit der nordischen Mythologie zu brechen und es auf ganz anderen Wegen zu versuchen? Letztlich leitet sich das Wort
„Darragh“ vom irischen Wort für „Eiche“ und dem keltischen Gott der Unterwelt ab,
was wiederum den Rückschluss auf Mythologie zulässt.
DARRAGH: DARRAGH entstand 2012 aus einem Song, welcher musikalisch nicht zu STRYDEGOR passte. Und dieser lag lange Zeit unberührt auf der Festplatte und staubte vor
sich hin. Dazu gesellte sich dann ein weiterer Song und anschließend noch eine
Ansammlung von Riffs. Und da erkannte ich, dass ich das Ganze auf eine höhere
Ebene bringen muss, statt es einfach nur als Datenmüll auf dem PC verkommen lassen.
Das erste Line Up von DARRAGH war dort bereits schon in der Mache, scheiterte aber
schlussendlich an vielerlei Dingen (fehlende Motivation von allen Seiten, andere
Prioritäten, dazu noch räumliche Veränderungen).
Irgendwann habe ich realisiert, dass zwar noch ein Interesse für Mythologie
vorhanden ist, allerdings nur noch sehr oberflächlich und heutzutage passieren
genug wichtige Dinge, über die man singen kann. Über das Wort DARRAGH sind wir
damals schon im ersten Line Up gestolpert und ich fand dieses Wort nicht nur
optisch ansprechend (ja es klingt halt sehr mystisch) sondern vor allem dieses
Bild einer alten Eiche, die vielen äußeren Einflüssen trotzt und doch in sich
ruhend bestehen bleibt – das passt einfach perfekt zu dem musikalischen Kontext.
Ein Bezug zur Mythologie besteht in diesem Fall nicht.
9. Inwieweit beeinflusst euch das derzeitige Weltgeschehen und die Konflikte, die
rund um den Globus herrschen?
DARRAGH: Ich kenne keine(n), der mit Überzeugung behaupten kann, dass das Geschehen in
der Welt keinen Einfluss auf sie/ihn hat. Und auch wenn DARRAGH keine politische
Band ist, so können auch wir nicht die Augen davor verschließen, was bei uns und in
der Welt los ist. Gerade in dem Song „Dignity Before Dawn“ geht es im Grunde darum,
mit dem zufrieden zu sein, was man hat, und sein Selbstbild nicht auf Grundlage von
schlechten Erfahrungen aufzubauen, sondern sich wieder zurückbesinnen auf die Würde
aller Menschen und der Umwelt um sich herum. Denn unterm Strich ist das – zumindest
in meinen Augen – der größte Reichtum: In einer Welt in Freiheit und ohne Angst vor
welchen Extremen auch immer zu leben.
10. Muss Musik Wettkampf sein, um sich anzuspornen oder weiter zu entwickeln?
DARRAGH: Ich würde sagen ja: Ein Wettkampf mit sich selbst. Wer sich nicht selbst hohe
Ziele steckt, wird an irgendeinem Punkt im Leben stagnieren und gerade dieser
Ansporn voranzukommen im Leben und diese vielen kleine Schritte zum persönlichen
Erfolg – wie auch immer der aussehen mag – treiben uns Menschen an. Und was gerade
mit Musik ein großer positiver Nebeneffekt ist: Es bringt Menschen dazu zusammen
etwas zu erschaffen, was für die Ewigkeit ist. Viele haben heutzutage Angst vor
Veränderungen und ruhen sich auf ihren bisherigen Erfahrungen aus und merken dabei
nicht, welche spannenden Erfahrungen sie verpassen. Und ja, auch Scheitern gehört
mitunter zu diesen Erfahrungen dazu – dann versucht man eben etwas anderes. Mir
persönlich wäre es viel zu langweilig, immer wieder dasselbe zu machen. Konkurrenz
ist für mich allerdings nicht förderlich, sondern eher eine Begegnung auf Augenhöhe.
11. Mit drei Gitarristen eröffnen sich schier unzählige Möglichkeiten zur akustischen Gestaltung. Welche Hürden birgt eine derartige Instrumentierung allerdings?
DARRAGH: Ja, das stimmt. Gerade was die rockigen Parts angeht, ist die dritte Gitarre eine
absolute Wucht – da man somit, ähnlich wie auf CD, den Druck und Prägnanz zweier
Rhythmusgitarren erzielen kann, während die dritte Gitarre die Melodien vorgibt.
Allerdings benötigt es viel Fingerspitzengefühl, diese Akzente bewusst und nicht
aufdringlich einzusetzen und gerade bei den Proben muss man so umso mehr ein
Augenmerk darauf haben, dass alle Gitarren stimmig zusammenpassen. Ansonsten überwiegen aber doch die Vorteile – vor allem, da ich mich in den Clean-Passagen dann NUR um den Gesang kümmern muss, während Flo E. und Christopher die Stellen begleiten. Vermutlich wird der Soundcheck mit einer Gitarre auf fünf Minuten mehr dauern – aber wann effektiv mit Konzerten zu rechnen ist, ist ja aufgrund der derzeitigen Lage eher mehr als fraglich.
Ich bin dennoch zuversichtlich und zu DARRAGH passt die Instrumentierung mehr als perfekt.
12. Würdet ihr DARRAGH als eine „Konzeptband“verstehen?
DARRAGH: Das kann man an der Stelle noch nicht sagen. Aufgrund der „Bandgeschichte“ und
des kommenden Albums ist klar ein Konzept zu erkennen – aber schlussendlich sind
die musikalischen und textlichen Themen viel zu umfangreich, als bei DARRAGH von
einer reinen „Konzeptband“ zu sprechen. Schlussendlich wollen wir rockige, ehrliche,
progressive Musik spielen und mit Texten schmücken, welche uns tief im Inneren
bewegen. Wir sind selbst gespannt wohin die Reise mit DARRAGH geht.
13. Was rotiert momentan auf euren Plattentellern?
DARRAGH: Bei mir ist es sehr stimmungsabhängig, ich denke mal ich spreche da für uns alle
in der Band. Ein weiterer Vorteil, da wir eigentlich alle einen breitgefächerten
Musikgeschmack haben. Klar jeder hat so seine Vorlieben, gerade was Metal-Musik
angeht, da das ja unser Hauptbackground ist. Aber auch Rock der 60er, 70er und 80er
spielen wir rauf und runter – je nach Tagesform. Ich höre in letzter Zeit viel
verträumte, tragende Musik Richtung KATATONIA oder PARADISE LOST. Es gibt aber auch
zwischendurch Momente, da hab ich Lust auf HENDRIX oder JEFFERSON AIRPLANE – manchmal aber auch DISSECTION oder EMPEROR. Wie gesagt, je nach Tagesform.
14. Wenn ihr jedem aus der Band eine mythologische Figur zuordnen müsstet, wer würde welche sein und warum?
DARRAGH: Schwierige Frage in welcher Mythologie man sich da so umschaut. Zählt „Herr der
Ringe“ auch als Mythologie? Dann würde ich mich ganz klar als Gimli, den wütenden
Zwerg, bezeichnen haha.
15. Vielen Dank für eure Zeit und viel Erfolg auf eurer Reise!
DARRAGH: Ich danke dir vielmals für die Möglichkeit, uns mit DARRAGH vorstellen zu dürfen
und freuen uns auf viele spannende und interessante Erfahrungen mit dir und euch
da draußen. Ein wenig Werbung in eigener Sache noch zum Schluss – schaut euch unser
erstes Musikvideo zu „Surrounded by Light“ auf Youtube an [Link], folgt uns auf Social
Media und vor allem: Hört auf euer Herz! Love and Peace!