Genre: Death Metal
Label: Redefining Darkness Records
Veröffentlichung: 13.11.2020
Bewertung: Heavy (10/10)
Manche Dinge verdienen das Prädikat: Was lange währt, wird endlich gut. Genau so steht es auch um HUMANITY IS CANCER. Ursprünglich sollte die selbst betitelte Debüt-EP bereits vor gut fünf Jahren erscheinen. Jedoch hatte Thomas Haywood, Urheber und Gitarrist der Band, alle Hände voll mit seinen zu diesem Zeitpunkt gegründeten Labels Redefining Darkness Records und Seeing Red Records zu tun, welche im Folgenden mit diversen starken Veröffentlichungen anderer Bands punkten konnten. Es sei ihm verziehen, denn schlussendlich hat es ja doch noch geklappt, die Tracks auf einen Silberling pressen zu lassen und der Welt zu präsentieren. Für das Mixen und Mastern konnte man auf die Arbeit von JB Van Der Wal vertrauen. Dieser weiß, wie eine brutale Death Metal-Platte zu klingen hat, denn JB bediente etwa von 2009 bis 2016 den Bass bei den belgischen Abrissexperten Aborted. Auf der EP erwarten den Hörer vier Titel mit einer Laufzeit von knapp 17,5 Minuten. Vorhang auf, hier kommt der Landvoigt.
Kein langes Drumherum, sondern unmittelbar fettes Geballer erwartet einen beim ersten Stück „Cancer Is Humanity (A Future of Violence and Death)“. Der Sound ist druckvoll und klar, während das Riffing ein wenig mit Kataklysm-esken Flair besticht. Das Solo in der vorderen Songhälfte atmet hingegen schwedische Luft und lässt Querverweise zu Bloodbath zu. Sänger und Bassist Noah Buchanan wechselt gekonnt zwischen höheren Screams und sonoren Growls hin und her und bietet eine schöne Dynamik.
„Harlot“ feuert mit geilen Blastbeats los, während das Riffing irgendwo zwischen groovigen Cannibal Corpse und dezent modernen Morbid Angel liegt. Mit hundsgemeiner Ingrimm pflügt sich „Harlot“ seinen Weg ins Ohr frei und lässt keinen Stein auf dem anderen. Das kurze Solo bringt angenehme Farbtupfer in die pechschwarze Suppe und trägt, im Vergleich zu vielen Death- Metal-Soli, etwas sinnvolles zum Song bei. Als Outro gibt es verzweifelte Geräusche von Menschen, die scheinbar in großer Pein versuchen, sich ihrem Ende zu widersetzen. Idyllisch.
Als dritter Kandidat im Vierer der Amerikaner tritt „The Punishment Due“ an, welcher mit vielen Stopps versehen ist und bei dem sich bis zum Refrain eine gewissen Spannung aufbaut. Leider geht der Knalleffekt ein wenig flöten, da die anschließende Rhythmik zwar zum Mitnicken taugt, sich allerdings nicht sofort schlüssig in Szene setzt. Nichtsdestotrotz ist der Riff, der zu hören ist, ein echtes Schmankerl amerikanischer Death-Metal-Kultur. Fies, zäh und angenehm disharmonisch.
Eine Sache, die sich so auch beim letzten Stück „Beyond Salvation“ fortsetzt, denn auch hier wird kiloweise Todesstahl in den Gehörgang verlegt. Hier wählen HUMANITY IS CANCER einen etwas luftigeren Ansatz und schaffen es sogar, eine melancholische, aber dennoch bösartige Melodie einzubauen, was sich sehr organisch dem Rest des Materials anpasst. Am Ende werden die Daumenschrauben in Sache Härte nochmal etwas fester angezogen und mit einem langen Fadeout verabschiedet sich die Band aus Ohio auch schon wieder.
Kurzum: Die EP, die HUMANITY IS CANCER hier rausgehauen haben, geht gut ins Ohr, ist mit allem ausgestattet, was Death Metal haben muss und hat prinzipiell keinerlei Schwachstellen. Zugreifen lohnt und man kann hoffen, dass sich Herr Haywood nochmal ein paar Tage Urlaub nimmt, um an einem vollwertigen Album zu schrauben, denn da ist definitiv Pfeffer vorhanden.