685957Genre: Dark Rock
Label: Season of Mist
Veröffentlichung: 09.10.2020
Bewertung: Klasse (8/10)

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Nach guten zwei Jahren meldet sich die bunte Truppe um Justin Greaves mit einem neuen Werk zurück. Der Titel stammt aus dem Altenglischen und hat zwei Konnotationen: „starker Geist“ und „schelmischer Dämon“. Dies repräsentiert laut Band deren Dualität, da sie bereits einiges durchgemacht haben, aber auch weiterhin subversiv sind. Des Weiteren ist die Gästeliste für dieses Album absolut hochkarätig. Im Oktober vergangenen Jahres gab Daniel Änghede bekannt, dass er seine Stelle als Sänger freigeben wird, was dazu führte, dass CRIPPLED BLACK PHOENIX zunächst ohne Vocals in die Albumproduktion starteten. Doch die Band hat ihre Kontakte spielen lassen und einige Freunde für Ellengæst gewinnen können. So teilen sich den Gesang Vincent Cavanagh (Anathema), Ryan Patterson (Fotocrime), Gaahl (Gaahl’s Wyrd), Jonathan Hultén (Tribulation) und Suzie Stapleton, eine aufstrebene Solokünstlerin aus dem Vereinigten Königreich. Bei so einem Line Up sind die Erwartungen natürlich hoch, aber zum Glück werden diese auch erfüllt.

Ellengæst wird mit wehmütigen Trompetenklängen eingeläutet, was einen vermeintlich auf eine erneute, schwermütige Atmosphäre einstellen soll. Diese wird auch kreiert, doch zunächst wird man von einem geräuschüberladenden Einschub überrascht, welcher Kraft und Dynamik in die ganze Sache bringt. Richtig schön doom-lastig wird es bei „Into The Night“, für welches Gaahl seinen Part eher eingesprochen als eingesungen hat, doch es passt gut zu der drückenden Stimmung des Liedes und Belinda setzt mit ihrem Gesang wieder gekonnt Akzente. Das darauffolgende „Cry of Love“ wurde bereits veröffentlicht und zeigt alle Facetten, die diese Band zu bieten hat: Eine gekonnte Mischung aus Darkwave-Einflüssen, leichten melodischen Gitarrenmotiven, kraftvoll treibende Drums und diese hervorragend austarierte Instrumentierung, die nicht zu sauber aber auch nicht zu chaotisch klingt. CRIPPLED BLACK PHOENIX wissen genau, wie man am besten verschiedene Genres miteinander verbindet, um so eine ganz eigene Signatur zu erhalten.

Ein weiteres Detail, was auffällig ist, ist die Anzahl der Songs. Nur acht Tracks scheinen wenig, doch wie immer hat man sich hier nicht an die hörerfreundliche Vier-Minuten-Marke gehalten, sondern fordert auch mal den Hörer heraus. Das längste Stück beträgt stolze 11:26 und kann durchaus als Highlight des Albums gesehen werden. Die Vocals bei „The Invisible Past“ übernimmt Jonathan Hultén und fügt dem nachdenklichen Stück eine passende melancholisch-sphärische Note hinzu. Die anfänglichen Gitarren-Akkorde lassen einen nostalgisch werden, ohne dass man mit diesem Lied persönliche Erinnerungen verbindet. Das schafft auch nicht jeder. Mittendrin wird es dann wieder schleppend und deprimierend. Als Abschluss gibt es ein gelungenes Bauhaus Cove, welches sicherlich auch den zahlreichen Einflüssen weiteren Tribut zollt.

CRIPPLED BLACK PHOENIX haben ein sehr gutes Händchen für düster-dystopische Klanglandschaften, die sich mit introspektiven Textinhalten verbinden und so eine oftmals traurige, aber irgendwo auch Trost spendende Atmosphäre schafft, die auch vom technischen Standpunkt her immer interessante Aspekte bietet. Auch Ellengæst ist voller spannender Kompositionen, denen man sich aber genauer widmen muss, um alle Details erfassen zu können.