Genre: Atmospheric Black Metal / Ambient
Label: Ván Records
Veröffentlichung: 27.11.2020
Bewertung: Durchschnitt (5/10)
Eine absolute Ausnahmeerscheinung im Untergrund der extremen (Metal)Szene sind die Niederländer URFAUST, die in ihrer Nische absolut dominieren und mich immer wieder damit überraschen, dass ihre Anhängerschaft so groß ist. Ihr Slogan „Geist ist Teufel, Teufel ist Geist“ spielt auch auf der neuen Ausgeburt ihrer ganz persönlichen Hölle eine Rolle – nicht nur im Titel “Teufelsgeist“, sondern auch – Funfact am Rande – in einem selbst kreierten Gin, der aus der Distille von Hoos London stammt. So viele Wortspiele mit „Geist“ kann man ja kaum aushalten!
Dank ihrer großen Anhängerschaft, die so einiges von dem Duo gewohnt sind, können die zwei Vögel sich auch jegliche Art von Experiment leisten. Die Platte beginnt ungewohnt harmonisch mit filigranen Keyboard-Passagen, die von Basslines und simplem Schlagzeug untermalt werden. Nach guten vier Minuten steigt Sänger IX mit cleanem choralartigem Gesang ein, die Lyrics in der Fantasiesprache bleiben unverständlich. Das Ganze klingt dann sehr pathetisch und dramatisch und wären nicht die Drums, könnte das auch ein experimenteller Popsong sein.
Der zweite Song – dessen Titel ich euch auf keinen Fall vorenthalten will: „Bloedsacrament voor de Geestenzieners“ – geht in eine weitaus doomigere Richtung, ohne die fröhlich-dudelnden Keyboardpassagen. Er lebt eher von schaurigem Hintergrundambiente und schleppenden Drums, die den Klangteppich für die Vocals bilden, auf denen das Hauptaugenmerk liegt, da sonst nicht so wahnsinnig viel passiert.
Auch der dritte „Song“ bleibt sehr atmosphärisch, als ob die drei Hexen aus Macbeth jederzeit aus dem Nebel steigen würden. Mehr ises aber auch nicht, kein Gesang oder sonstiges Instrument dürfen hier noch die nächsten vier Minuten mitspielen. Der Titel „Van Alcoholische Verbittering naar Religieuze Cult“ könnte noch einen versteckten Hinweis auf zu viel Gingenuss geben.
Der vierte im Bunde konzentriert sich auf dumpfe Basslines und scheppernde Highhats mit jeder Menge Hall on top, auch hier bleibt Gesang Fehlanzeige – außer man zählt ein kurzes Aufjaulen am Ende mit dazu. Der letzte Track ist praktisch der gleiche wie Nummer drei.
Also insgesamt finde ich die Platte tatsächlich eher enttäuschend, obwohl gerade im zweiten Song echt gute Ansätze da sind, da der Gesang wirklich Potential hat. Aber da haben URFAUST schon deutlich bessere Scheiben abgeliefert, die nicht nur spaßeshalber experimentell waren. Vielleicht macht der Gin das Ganze etwas abwechslungsreicher und musikalischer.