Genre: Heavy/Power Metal
Label: Napalm Records
Veröffentlichung: 09.11.2018
Bewertung: Gut (6/10)
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Es gibt Bands da draußen, die das Metal-Lager deutlich spalten – Bands aus dem Comedy Metal gehören oft dazu. Die einen feiern es hart, andere finden es einfach nur albern. NANOWAR OF STEEL gehören wohl ebenfalls zu diesen Bands. Stairway to Valhalla ist das vierte Album, obwohl die Italiener bereits seit 2004 aktiv sind.
Mit 18 Songs sieht die Tracklist imposant aus, aber bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass viele Songs doch eher von der kurzen Sorte sind und einige Zwischenspiele eingeschoben wurden. Das Album beginnt stilecht mit Keyboardklängen und Chören, damit es auch ja an Epik nicht fehlt, denn das darauffolgende „Barbie, MILF Princess of the Twilight“ wartet mit passendem Instrumentalgewitter auf. Da lacht das Power-Metal-Herz. Und ja, der Titel springt einem förmlich ins Auge, aber darauf soll später Bezug genommen werden.
Die nächste Ulknummer ist „The Call of Cthulu“ und passend dazu wird die Atmosphäre düsterer gestaltet. Doch spätestens bei den Telefongeräuschen im Song wird dem Zuhörer bewusst, dass die Band den Titel wörtlich interpretiert hat – wat ein Brüller. Im anschließenden „Heavy Metal Kibbles“ wurde dem Sänger wohl ein Eierquetscher angelegt, damit auch die hohen Töne auf diesem Album nicht fehlen. Das geht dann schon in den Painkiller-Bereich, wenngleich längst nicht so gut. Ist aber wahrscheinlich Absicht.
Hinter einem der griffigsten Titel, nämlich „…and Then I Noticed That She Was a Gargoyle“, verbirgt sich sogar eine Ballade, in der eine etwas andere Liebesgeschichte besungen wird. „The Quest for Carrefour“ bietet einen überraschend harten Einstieg und der letzte Song „Hail to Liechtenstein“ bietet zu guter Letzt noch eine Portion Sabaton-Vibes.
Musikalisch ist das Album größtenteils klar strukturiert und da gibt es nicht viel zu meckern: Man bekommt eine solide Mischung aus Heavy und Power Metal, welche auch gut abgemischt ist. So an sich nichts Herausragendes.
Das Comedy-Element ist vor allem inhaltlich, also textlich, zu finden. Dort toben sich NANOWAR OF STEEL aus und schöpfen aus den Vollen. Kein Klischee wird ausgelassen, und natürlich geht es um den geschlechtlichen Verkehr und alles, was irgendwie damit zu tun hat. Das kann man schon in den recht simplen, lateinischen Zeilen des Intros hören. Und wie schon der weiter oben genannte nachfolgende Songtitel verrät, bedient man sich einiger bekannter und populärer Begriffe. Dafür wird sogar Herr der Ringe vereinnahmt, um dem Text noch eine weitere Metaebene hinzuzufügen:
„Barbie, MILF princess of the twilight
The mistress of the moonlight
With botox made in China by Mattel
Barbie, your boobs of carbon-iron
Beguile the Dino-Sauron
With Dildo faggins always at your side“
Geniale Poesie, nicht wahr? Ähnlich geniale Lyrics finden sich auch bei „Heavy Metal Kibbles“, ein Lied über Katzenfutter, damit Katzen auch voll metal sind:
„Chicken power pet’s desire
Make your “Kitty” become
A bloodthirsty nightcrawler of doom
With the heavy metal
Kibbles Kibbles
Meow! Meow! Meow! Meow!“
Es gibt aber auch durchaus sozialkritische Texte, wie z.B. „Tooth Fairy“, in dem es darum geht, dass die Zahnfee mit ihren Geldgeschenken die Inflationsrate steigen lässt, oder aber „Vegan Velociraptor“, in dem der Bio- und Veganhype aufs Korn genommen – letzteres ist wirklich äußerst originell, sowas hat es noch nicht gegeben.
Zugegeben, für „The Quest For Carrefour“ sollte man wissen, worauf sich der Titel bezieht, ansonsten ergibt der Text auch wenig Sinn.
Der einzige Song, der tatsächlich gute Lyrics bietet, ist „In the Sky“. Hierbei handelt es ich um eine Ansammlung aller möglichen Zusammensetzungen mit der Phrase „in the sky“, die oft in Metal-Texten zu finden ist. Außerdem kann dies durchaus auch als selbstkritische, sich auf die Schippe nehmende Auseinandersetzung gesehen werden.
Die Texte sind sicherlich Geschmackssache, aber sie bieten immerhin Diskussionsmaterial. Naja, manchmal. Vermeintlich lustige Lyrics sind schnell geschrieben, doch die wahre Kunst liegt darin, musikalisch seinen Humor spielen zu lassen. Und da kommen die Intermezzi ins Spiel. Denn nur die sind der Grund, warum dieses Album eine halbwegs gute Bewertung bekommt.
„Images and Swords“ klingt erstmal nach Power Metal, doch ist das eine Dream Theater Verarsche, über die man sogar schmunzeln möchte. In „Tooth Fairy“ kann man in der zweiten Hälfte des Songs die Cancan-Melodie heraushören und in „Uranus“ hat man eine Anspielung auf die BeeGees eingebaut. Aber den schönsten Kniff findet man wohl bei „Another Drill in the Wall“, welches nicht nur aus Heimwerker-Geräuschen besteht, sondern auch noch aus einem anderen Pink-Floyd-Song besteht, als der Titel ankündigt. Da braucht man doch tatsächlich Hintergrundwissen, um den Witz zu verstehen. Bravo! Geht doch. Im darauffolgenden „Ironmonger“ wurde das bekannte Saxophon-Solo aus dem Song „Baker Street“ von Gerry Rafferty auf Gitarre übertragen und „Bum Voyage“ ist eine Parodie auf das Star Trek Intro.
Was ist hier also das Fazit? Hat es Spaß gemacht, dieses Album zu hören? Geht so. Der instrumentale Teil ist auf jeden Fall mehr als vorzeigbar. Kenner des Genres werden hier einige Anspielungen auf Größen des Power und Hevay Metals finden. Auch wenn es in einigen Texten Zeilen gibt, die einiges an Wissen verlangen, bleibt oft ein oberflächlicher Eindruck zurück. Doch auch hie und da gibt es mal eine Zeile, die zum Schmunzeln oder Schnauben verleitet. Die musikalischen Anspielungen machen da deutlich mehr Spaß und sorgen für fröhliche Aha-Momente. Da sind neuere Produktionen wie „Norwegian Reggaeton“ schon viel weiter und vielschichtiger. Dass sowas nicht jedem gefällt, ist eine Sache. Aber wenn man sich schon humoristisch präsentiert, dürfte es ruhig auch mal über die üblichen, klischeebehafteten Themen hinausgehen.