Genre: Melodic Death Metal
Label: Black Lion Records
Veröffentlichung: 20.11.2020
Bewertung: Heavy! (10/10)
Was fällt wohl jedem deutschen als erstes bei dem Wort „Mallorca“ ein? Sicherlich viel mit der Schinkenstraße, Eimern und Alkoholkonsum, doch sicherlich nicht allerfeinster Melodic Death Metal – und das obwohl die kleine Baleareninsel mindestens eine grandiose Melodic Death Metal Band hat.
AEOLIAN legen auf ihrer neuen Scheibe „The Negationist“ mit dem Song Momentum gleich von Anfang an richtig los. Hier werden keine Gefangenen gemacht und brachiale Gitarren und drückende Drums schallen dem Hörer um die Ohren. Der Gesang ist, typisch AEOLIAN, zwar gekeift und kratzig, dennoch vollkommen klar und absolut verständlich. Ich würde mal behaupten dieser Gesang ist beinahe Einzigartig in dem Genre und definitiv etwas Besonderes. Dass die Band musikalisch auf höchstem Niveau ist, merkt man, wenn man sich ein wenig mehr auf die einzelnen Instrumentalisten konzentriert. Hochanspruchsvolles Riffing trifft auf schnelle, sehr tighte Drums. Untermahlt mit einem omnipräsenten Bass.
Weiter geht es mit We Humans, der ebenso kraftvoll daherkommt, allerdings viele ruhiger Passagen hat und ein wenig nautisch angehaucht klingt. Gitarrenmelodien, die unheimlich eingängig sind und zum Feiern anregen warten hier an jeder Ecke. Beinahe schon ein wenig Ensiferum-artig. Wo das ganze Album sehr auf den Melodic Teil ausgelegt ist, kommt Blackout mit richtig fettem Geballer daher. Das Ganze klingt wie eine Mischung aus Arch Enemy und Kreator. Klingt komisch? Nein – klingt geil! AEOLIAN probieren gerne neue Sachen aus und beschränken sich nicht nur auf ein Genre. So klingt Golden Cage ordentlich Black Metal lastig, hat jedoch genauso viele ruhige Passagen. Auch der Song Children of Mud mag es nicht, sich auf ein Genre zu beschränken. Ruhige Akustikgitarren läuten den Song ein, bis man dann hinterrücks von den E-Gitarren und anständigen Gangshouts erschlagen wird. Und wenn man dann denkt, man hätte langsam das Konzept von AEOLIAN verstanden, dann kommen Songs wie Ghosts Anthem mit einem massiven Aufgebot an Streichern oder Blechbläsern daher, die einem das Gefühl geben inmitten einer riesigen Konzerthalle zu sein und headbangen zu wollen. Oder aber ein Song wie Reborn, der einfach mal mit einem klassischem Piano-spiel beginnt. Die Band ist immer für eine Überraschung gut.
„The Negationist“ von AEOLIAN erinnert mich ein wenig an einen Eintopf. Es wird einfach alles reingeworfen, was man noch so rumfliegen hat und hofft, dass es am Ende irgendwie halbwegs schmeckt. Und wenn nicht, wird es einfach mit Käse überbacken, dann schmeckt es schon. Doch Käse ist der neue Silberling der sympathischen Spanier definitiv nicht. AEOLIAN mischen mehr Einflüsse und Stile, als es Sterne am Himmel gibt zusammen und erschaffen etwas absolut Wunderbares. Selbst ein 10-Seiten Review würde „The Negationist“ nicht gerecht werden, denn hier findet der Hörer selbst nach 20 Mal hören immer wieder neue Nuancen in den Songs, die sie noch perfekter machen.
AEOLIAN machen definitiv keinen typischen Melodic Death Metal. Sie kreieren ihre ganz eigene, moderne Version, die sich wirklich sehr schwer in Worte fassen lässt.