CoverGenre: Melodic Death Metal
Label: Century Media
Veröffentlichung: 20.11.2020
Bewertung: Bombe (9/10)

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Kaum eine Band habe ich bereits so häufig live erlebt, wie die symphytischen Schweden rund um Frontman Jesus. Ähm sorry, Mikael Stanne meinte ich. Wo die Jungs nun endliche ein neues Album – ihr mittlerweile 12. – raus haben, stellt sich jedoch die Frage, ob sie den mittlerweile sehr hohen Erwartungen gerecht werden und inwieweit die neue Bandkonstellation zu hören ist.

Los geht der Silberling mit dem Song „Phantom Days“ und ja, das sind DARK TRANQUILLITY! Der unverkennbare Sound der Band ist von der ersten Sekunde an zu hören und mit „Phantom Days“ legt die Band den perfekten Opener für ein hoffentlich grandioses Album hin. „Phantom Days“ führt den Hörer musikalisch durch verschiedene Ären der DT History. So lassen sich Passagen finden, die sehr an Haven oder Fiction, aber auch Passagen, die genauso auf Construct oder Atoma hätten veröffentlich werden können.

Mit „The Dark Unbroken“ kommt an vierter Stelle des Album der erste Song, auf dem Mikael Stanne seine klare, gefühlvolle Seite zeigt. Der Song startet sehr langsam mit leichtem Keyboardspiel und driftet dann kurz in den Death Metal Bereich ab, sodass man denkt, hier kommt als nächstes richtiges Geknüppel. Doch gerade, wenn man den Zopf aufgemacht hat, um mit dem Headbangen anzufangen, kommt der abrupte Wechsel und Mikael singt in alter Manier unfassbar gefühlvoll. Absoluter Gänsehautmoment auf dem Album schon beim vierten Song, wie soll das noch gesteigert werden? Nun, ganz einfach: Mit dem Song „Standstill“. Einer meiner absoluten Lieblingssongs aus der gesamten DT Diskographie ist und bleibt „ThereIn“, doch mit „Standstill“ haben DT hier einen neuen, gefestigten Platz 2 veröffentlicht, wenn nicht sogar einen neuen persönlichen Platz 1. Die harmonischen Passagen mit dem Clear-Gesang passen sich perfekt in das aggressive Gekeife des Mulitalents am Mikrofon an und bilden ein sagenhaft harmonisches und wundervolles Zusammenspiel, das von der ersten Sekunde an zum Mitsingen anregt.  

Wem das Ganze jetzt zu viel Geschwurbel und viel zu viel „Melodic“ als „Death Metal“ ist, dem sei „Failstate“ ans Herz gelegt. Hiermit zeigen DARK TRANQUILLITY erneut, warum sie so erfolgreich sind. Der Song ist aggressiv, kraftvoll, eingängig und hat einen interessanten Groove-Einschlag. Dazu noch sehr eingängige, teils vielleicht etwas zu stumpfe Lyrics, und man hat hier einen DT Song, wie er schon oft produziert wurde, auch wenn er jedes mal aufs Neue komplett anders ist. Das einzig Schlechte an „Failstate“ ist nur, dass der Song zu kurz ist, obwohl er 3:21 lang ist. Doch dem Song, könnte ich noch deutlich länger zuhören.

„In Truth Divided“ bildet den Abschluss dieses neuen Werks von DARK TRANQUILLITY. Wie auch schon auf vorherigen Alben, wird sich nicht mit einem Knall verabschiedet, sondern man fährt langsam zum Ende runter. So auch auf Moment, denn „In Truth Divided“ ist der mit Abstand langsamste Song des ganzen Albums. Ein wenig fragt man sich nach den letzten Tönen, ob es das schon war, oder ob da noch was kommt. Man hofft, dass noch ein weiterer Song auf diesem Machtwerk ist, doch leider ist dem nicht so.

Mit Moment haben DARK TRANQUILLITY ein weiteres, grandioses Album abgeliefert, dass sich keineswegs vor seinen Vorgängern verstecken muss. Die Kost ist zwar etwas härter und man muss das Album erst zwei oder drei Mal hören, bis alle Songs so richtig zünden, doch dann ist es einfach genial. Hier muss man sich Zeit nehmen und mehrfach die Songs hören, bis man sich in das Album verliebt. Für mal eben zwischendurch ist die Scheibe nicht. Dennoch, mit eines der besseren DARK TRANQUILLITY Alben. Doch leider fehlt der letzte Funke, der es einfach perfekt machen würde.