ellende_triebe-2Genre: Post Black Metal 
Label: AOP Records
Veröffentlichung: 22.01.2021
Bewertung: Sehr gut (7/10)

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In den letzten Jahren haben sich ELLENDE von einem kleinen Geheimtipp, zu nunmehr einem über die Landesgrenzen Österreichs hinaus namenhaften Projekt entwickelt. Ob Triebe jedoch an den Erfolg des Vorgängers Lebensnehmer anknüpfen kann, bleibt fraglich.

Was bei Triebe zuallererst auffällt, ist die verschwindend geringe Anzahl an Songs, die sich darauf befinden. Lediglich drei Stücke befinden sich auf Triebe. Auch wenn die Gesamtspielzeit von „Triebe II“, „Weltennach“ und „Zwischen Sommer und Herbst“ bei 29:39 Minuten liegt, ist das dennoch etwas dürftig.
Der Opener „Triebe II“ startet sehr langsam und atmosphärisch. Vollgas von Anfang an geht anders, jedoch ist dies auch keineswegs gewollt. Knapp drei Minuten baut sich der Song langsam auf, bis er dann explodiert und Mastermind L.G. mit einem das Mark erschütternden Schrei Vollgas gibt. Knapp zwei Minuten gibt es vollends Geballer, bis alles wieder langsam ausklingt und ins Atmosphärische abdriftet. Hie und da ein paar Synthis, eine gekitzelte Gitarre und ein paar einzelne Pianoschläge vermischen sich zu einem wunderbaren Potpourri an Musik. Auch dieser ruhige Part endet jedoch nicht am Ende des Songs, sondern geht erneut in einen Knüppelpart über.

Ohne einen richtigen Übergang erkennen zu lassen, geht es direkt weiter mit „Weltennacht“. Der Song hätte auch „Triebe III“ heißen können, denn dieser ist kaum vom Vorgänger zu unterscheiden. Abgesehen von einem grandiosen Basslauf ist auch dieser Song so atmosphärisch und dennoch aggressiv wie sein Vorgänger.

Mit „Zwischen Sommer und Herbst“ kommt der dritte, mit 08:22 auch kürzeste Track des Albums an den Start. Hier werden nochmal die Opa-Gitarren rausgeholt und es wird akustisch. Wieder sehr langsam startend, baut sich auch dieser Song auf. Die Explosion ist jedoch noch gewaltiger, denn ELLENDE klingen zwischenzeitlich nicht nur nach Post Black Metal, sondern nach Black Metal der alten Schule. Eingefleischte trve Black Metaller werden mich sicherlich für derart blasphemische Äußerungen in eine brennende Kirche werfen. „Zwischen Sommer und Herbst“ steigert sich zum Ende noch weiter und erinnert beinahe kurz an Immortal, bis der Song allerdings, wie erwartend, ruhig ausklingt.

„Triebe“ ist sicherlich kein Album für den 08-15 Metaller. Die Songstruktur weißt deutlich mehr Tiefe auf, als man es beim ersten Hören vermuten mag. Und auch die sich teils wiederholenden Muster sind sehr eingängig und in eine derartige Klangwand verpackt, dass man sich selbst darin verliert. Die fließenden Übergänge zwischen den Songs lassen das Gesamtwerk in sich noch stimmiger wirken.

Für Fans von Bands wie Agalloch, Waldgeflüster, o.Ä. ist Triebe definitiv ein perfekter Start ins Jahr. Burzum hörende Schweineschlachter sollten jedoch die Finger davon lassen und weiter ihrem Mixer in der Waschmaschine zuhören und dabei trve Schwarzweißfotos aufnehmen.