Genre: Metalcore/Modern Metal/Groove Metal
Label: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 20.11.2020
Bewertung: 10/10 (Heavy)
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Das wurde aber auch Zeit! Geschlagene sechs Jahre musste man auf den Nachfolger vom grandiosen Debütalbum Killer Be Killed warten. Zugegeben, die Terminkalender der Musiker, die sich hinter dem Pseudonym KILLER BE KILLED verstecken, sind durchaus mehr als stattlich gefüllt. Sei es nun Max Cavalera mit Soulfly, Troy Sanders mit Mastodon, Greg Puciato mit The Dillinger Escape Plan oder Ben Koller mit Converge, jeder Beteiligte hat diverse Eisen im Feuer, die verhinderten das sich ein Zweitling in die Diskographie der amerikanischen Supergroup gesellen konnte. Doch schlussendlich sollte es doch noch klappen und so liegt in Form von Reluctant Hero jetzt die Fortsetzung der multidimensionalen Genre-Reise vor. Lyrisch ist man sich treu geblieben, denn die Inhalte sind nach wie vor politische Schieflagen, persönliche Probleme und Dämonen, sowie die Suche nach sich selbst. Die besondere Mischung aus den drei verschiedenen Gesangsstilen und Stimmfarben der Band ließ damals noch gehörig aufhorchen, da man auf derartiges nicht wirklich vorbereitet war. Die damalige erste Single „Wings of Feather and Wax“ (Link) schlug ein wie eine Bombe und hinterließ reihenweise offene Münder aufgrund der absolut barrierefreien musikalischen Leistung. Ob nun auch die zweite Platte zu überzeugen weiß, lest ihr in den folgenden Absätzen.
Mit der ersten Singleauskopplung „Deconstructing Self-Destruction“ geht es auch direkt so los, wie man KILLER BE KILLED kennt und mag. Grooviges Riffing, griffige Melodien und das Dreigestirn der Vokalisten. Bereits in diesem Song macht die Band alles richtig und changiert zwischen modernem Hardcore und leichten Thrash-Ansätzen hin und her. Besonders die lange Leadstelle in der zweiten Songhälfte macht richtig Spaß.
„Dream Gone Bad“ ist das beste Beispiel dafür, wie sich unterschiedliche Songwriter kohärent einbringen können, ohne das dabei ein Durcheinander entsteht. Passagen, die man sowohl bei Mastodon oder bei Soulfly finden könnte, halten hier Einzug und machen mit dem melodischen Refrain eine moderne Metalnummer klar, die man sich diverse Male geben kann. Anders verhält es sich auch beim anschließenden „Left of Center“ nicht, der seinerseits mit coolen punkigen Riffs auftrumpft.
Die originellen Ansätze, welche die Band hier verfolgt, sorgen dafür das sich die Songs deutlich voneinander unterscheiden und zu keinem Zeitpunkt allzu vorhersehbar sind. Ein perfektes Beispiel hierfür ist „Inner Calm From Outer Storms“, welches den Hörer anfangs ziemlich einlullt und dann mit dem Dampfhammer den Scheitel nachzieht, ohne das man ahnen konnte was passiert und mit einer großartigen Performance von Greg Puciato aufwarten kann.
Ob vertrackter und mehrschichtiger wie in „From A Crowded Wound“ oder „The Great Purge“ oder harscher und schiebender wie in „Comfort From Nothing“ oder „Animus“, jeder Song hat eine eigene Identität, seine eigenen Highlights und unterscheidet sich von den anderen. Daran Schuld ist unter anderem ebenfalls das starke Drumming von Ben Koller, der sich geile Fills aus den Armen schüttelt und immer dem Vibe des Songs entsprechend auf- und abdrehen kann. Dies alles macht Reluctant Hero in der Summe zu einem mehr als würdigen Nachfolger des großartigen Debüts und setzt am Jahresende nochmal ein starkes Ausrufungszeichen. Moderner, kreativer und vor allem fett klingender Metal, der Subgenres mühelos überwindet und sich mit Varianz in den Kopf brettert. Dazu dann noch der abschließende Titeltrack, der die Emotionen noch einmal in die Achterbahn setzt und dem Rang des titeltragenden Stückes äußerst gerecht wir und fertig ist Hitalbum. Bedingungslose Empfehlung!