Asphyx - Necroceros AlbumcoverGenre: Death Metal
Label: Century Media
Veröffentlichung: 22.01.21
Bewertung: sehr gut (7/10)

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Im Universum existieren mehrere Konstanten: Wo Wasser ist, ist auch immer Leben. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Necrophagist sind immer technisch und die letzte lautet: ASPHYX liefern immer geilen Death Metal. Nachdem sich die niederländische Truppe etwa um die Jahrtausendwende zunächst in den Winterschlaf verabschiedete und danach im Jahr 2007 einen furiosen Wiedereinstand feierte, ging es rund im Hause von Frontbeller Martin Van Drunen. Jede weitere Veröffentlichung beschränkte sich auf das Wesentliche und das lautete: Purer Death Metal ohne Kompromisse. Jetzt erscheint mit „Necroceros“ (Wortspiel-Award des Jahres) das zehnte Album über Century Media und dieses verspricht, anhand der vorab veröffentlichten Singles, seinen Vorgängern in nichts nachzustehen. Personell gibt es keinerlei Änderungen und so finden sich an den Instrumenten erneut Stefan Hüskens (Drums, u.a. ex-Sodom, ex-Desaster, Metalucifer), Alwin Zuur (Bass, u.a. Grand Supreme Blood Court) und langjähriger Mitstreiter Paul Baayens (Gitarre, ex-Pestilence, ex-Hail of Bullets). Aufgenommen wurde die Platte in den Tom Meier Studios in Enschede und in Paul Baayens Heimstudio. Das Mixing und Mastering geht auf die Kappe von Sebastian „Seeb“ Levermann, welcher u.a. auch den Mix der aktuellen Brainstorm-Platte zu verzeichnen hat. Genug der Worte, rein den Teller und auf 11 gedreht, der Nachbar muss mithören.

Ohne Umschweife klatschen die Niederländer einem direkt die erste Keule in Form von „The Sole Curse Is Death“ in den Nacken. Zuerst schiebend, dann aggressiv treibend und mit flottem Drumming garniert schießen einem direkt Bilder von verschwitzen Clubs, meterweise fliegenden Haaren in den Kopf und der Geruch von altem Bier in die Nase. Einfach gesagt: So geht Death Metal. „Molten Black Earth“ wandelt darauf in guter alter Six Feet Under-Manier vorwärts und groovt sich herrlich die Knie wund. Martin Van Drunen, der klingt wie eine Mischung aus sterbendem Marder und rostigem Trabbi-Motor, gießt seine Stimme mit schönem Druck in die Takte und zaubert allerlei böse Wörter hervor.

ASPHYX wären aber nicht ASPHYX wenn nicht auch der eine oder andere doomige Moment verbastelt werden würde und so kommt der martialische Beginn von „Mount Skull“ sehr erhaben daher. Man könnte sogar von einer gewissen „Melodie“ sprechen, die die Gitarre hier webt, das jedoch ohne wirklich euphorisch oder gar fröhlich zu wirken, sondern immer noch passend für ein Massenbegräbnis. Wirklich große Innovationen braucht man allgemeinhin jedoch nicht zu erwarten, denn die Band geht seit ihrem Bestehen immer ihren eigenen, musikalisch eher minimalistischen Weg. Drei Instrumentalisten plus Gesang, mehr braucht es nicht. Sei es nun bei fiesen Stampfern wie „Knights Templar Stand“ oder das erbarmungslos groovende „Botox Implosion“, alles ist übersichtlich und auf den Kern reduziert. Wo andere Bands gerne mal in die orchestrale Kiste greifen, um Stimmung zu erzeugen oder Spannungsbögen zu ziehen, gibt es bei ASPHYX einfach nur hart ins Gesicht.

Auffällig ist, dass sich im Verlauf der zweiten Albumhälfte sowohl die schnellen als auch die langsameren Passagen die Waage halten. Klar gibt es genug Futter für den Nackenmuskelkater, aber ASPHYX scheuen nicht davor zurück, den Dampfhammer auch mal stecken zu lassen und Raum für atmosphärische Einwürfe zu lassen, wie in „Blazing Oceans“ oder „The Nameless Elite“. Hier erkennt man hin und wieder, dass die Hälfte der Band ebenfalls im Nebenprojekt Hail of Bullets vertreten war, wo es ähnlich oft um Fläche ging. Schlussendlich bleibt der Eindruck zurück dass „Necroceros“ keineswegs das Rad neu erfindet, sondern niederländischen Death Metal in Reinkultur liefert. Die Songs gehen alle runter wie ein dickes Kind auf ’ner Wippe und ergänzen die Diskographie der Truppe um weitere zehn bitterböse Banger und eine handwerklich gut getrümmerte Platte. Wo ist das Bier? Da kriegt man ja Durst.