Genre: Death Rock, Post Black Metal
Label: Iron Bonehead
Veröffentlichungsdatum: 05.02.2021
Rating: Schwach (4/10)
Bandcamp
WHITE NIGHTS sind irgendwie ziemlich verrückt. Ihre Musik versucht es auch zu sein, schafft dies aber nicht ganz. Überambitioniert beschreibt Solanaceae wohl noch am besten, was aber leider nicht positiv gemeint ist. Woran liegt es? Um erst einmal ein Grundverständnis der dargebotenen Musik zu bekommen, sei ein etwas alberner Vergleich angebracht: Man stelle sich vor, KING DIAMOND, THE SISTERS OF MERCY, WEDARD und GHOST machen gemeinsame Sache und wollen Musik für richtig schäbige Gothic-Clubs in westdeutschen Großstädten auf den Markt bringen. So klingt Solanaceae. Es ist an sich keine Katastrophe, aber man muss es eben mögen.
Das recht kurze Album bringt es auf vier Songs, von denen „Halluciogenic Black Cubes“ den wenig Aufsehen erregenden Anfang macht. Die Mischung aus abstraktem Black Metal mit Death Rock, einigen Psychedelic-Anleihen und Goth-Spielereien sorgt insgesamt für ein neues, aber sehr gewöhnungsbedürftiges Hörerlebnis. Das folgende „Nightshade Mornings in Bloodred Satin“ unterscheidet sich dann enttäuschenderweise fast gar nicht vom Opener, was bei insgesamt nur vier Songs nicht einfach nur schade, sondern blanke Verschwendung ist. Als hätte man für das Ende einer großen TV-Serie nur noch sechs Folgen zur Verfügung und füllt diese mit unwichtigen Dialogen und für die Handlung nicht benötigten Flugszenen (Kenner wissen, worauf ich anspiele). Die unentwegt vor sich hin dudelnde Orgel lässt in ihrer unnachgiebigen Starrköpfigkeit Erinnerungen an DANZIGS beinahe totgeschwiegenes Blackaciddevil aufkommen. Und wisst ihr was? Etwas richtig Nennenswertes passiert dann auch in „Cannabaceae III“ nicht.
Den Löwenanteil des Albums macht dann der knapp 13-minütige Titelsong aus, der schon früh mit Experimenten und Hörgewohnheiten spielt. LITURGY und CODE ORANGE lassen grüßen. Das soll auch sicher irgendwo genial sein, aber wenn so etwas dann dauerhaft auf Kosten des Hörspaßes geht, komme ich nicht umhin, mich zu fragen, warum ich Songs wie diesen denn nun mehrfach hören soll. Nach knapp vier Minuten Einleitung kommt die Nummer dann auch endlich mal aus dem Knick und klingt, o Wunder, nicht anders, als der Rest des Albums. Zugegeben, die penetrante Orgel tritt endlich ein wenig in den Hintergrund, aber an sich klingt nahezu alles auf dieser Veröffentlichung gleich.
Mir ist ja bewusst, dass es hier allem voran um Stimmung und Atmosphäre und andere vage Begriffe geht, die zähe Musik erklären und greifbarer machen sollen. Trotzdem geht die gesamte Rechnung schlussendlich nicht auf. Das Album dümpelt einfach vor sich hin und wirkt mehr gewollt, als gekonnt. Die Space-Samples am Ende sprechen dann für diesen Eindruck: Hauptsache Stimmung erzeugen. Nee, Leute, das reicht einfach nicht.