Genre: Post Black Metal
Label: AOP Records
Veröffentlichung: 19.02.2021
Bewertung: Heavy! (10/10)
Bandcamp
Es gibt wohl wenig, was man zu HARAIKRI FOR THE SKY sagen kann, was noch nicht zuvor gesagt wurde. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Es scheint beinahe nichts dazwischen zu geben. Dass sich HARAKIRI FOR THE SKY davon nicht verunsichern lassen und ihr eigenes Ding machen, beweißt ihr neues Album Maere ein mal mehr. Denn wie viele Post Black Metal Bands können schon PLACEBO covern und dafür gefeiert werden? Doch alles der Reihe nach.
Das beinahe 85 Minuten lange Album beginnt ganz ruhig und atmosphärisch mit „I, Pallbearer“ und versetzt den Hörer direkt in andere, ruhigere Gefilde bis einem der Song nach knapp einer Minute dann eine Wand an Klängen entgegen wirft. Der Gesang von Sänger J.J. passt perfekt in das Gesamtbild der Band hinein und man nimmt ihm den Schmerz und die Wut in seiner Stimme sofort ab. Weiter geht es mit „Sing For The Damage We’ve Done“, auch hier baut sich der Song mit einem ruhigen, einen in Sicherheit wiegenden Intro, langsam auf, bis der Song dann explodiert und der Hörer sofort angeschrien wird. Der Song ist definitiv einer der besten – wenn nicht sogar der beste – des ganzen Albums, vielleicht sogar ihrer Karriere. Allein das Gitarrenspiel in dem Song ist eine Offenbarung, dazu der schmerzerfüllte Gekeife und die immer wieder ruhigen Intermezzos, umgeben von heftigen Blast-Beast, machen den Song zu einem unfassbar geilen Stück.
Mit „Time Is a Ghost“ zeigen HFTS noch einmal ganz galant, wieso ihre treue Fangemeinde sie so sehr liebt. Die Band kann nicht eben nur Geballer und nach dem gleichen Schema-F immer wieder dieselben Songs in anderem Gewand abspielen, denn die Band kann viel mehr ihre eigenen Songstrukturen immer wieder neu erfinden und alles in einem wunderbaren Klangbild zusammenfügen. Bei „Time Is A Ghost“ verliert man sich ein wenig in der Zeit und beginnt zu träumen, bis dann der letzte Song des Albums, dass Placebo-Cover „A Song To Say Goddbye“ daherkommt und einen in die Realität zurück holt.
Viele eingefleischten richtig trve Black Metaller werden jetzt natürlich HFTS ihrer ach so geliebten Genre beinahe schon Blasphemie vorwerfen, doch die Band beweist hiermit wieder ein Mal, dass sie jeden Song in ihr eigenes Gewand stecken können.
Maere ist mit beinahe 85 Minuten eine echte Kampfansage, doch die Qualität bleibt trotz der hohen Quantität keineswegs auf der Strecke. Insgesamt ist das Album super produziert und abgemischt, es wirkt im Ganzen ein wenig runder und gefasster als die Vorgänger, verliert jedoch nichts an der Energie, die so charakteristisch für HARAKIRI FOR THE SKY ist. Hier sticht jeder Song heraus und jeder Song ist ein Kunstwerk, es gibt definitiv keine schlechten. Auch beweist das Album erneut, dass man HFTS nicht einfach „gut“ finden kann. Man muss sie lieben oder hassen. Ich liebe sie und habe mit Maere bereits jetzt eines der besten Alben des Jahre 2021 für mich entdeckt.