Genre: Hardore/Metalcore/Deathcore
Label: Independent
Veröffentlichung: 30.04.2021
Bewertung: Klasse (8/10)
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Hin und wieder nimmt das Schicksal Wendungen, die man vorher so nicht vorhergesehen hat. Als AS WE SUFFER sich seiner Zeit zusammenfanden, war die Idee lediglich ein paar Cover von Bands zu spielen, zu denen man selber aufsah, doch relativ schnell fiel die Entscheidung es doch mit eigenem Material zu versuchen. Ursprünglich verwurzelt in den Gefilden des Skate Punk oder Hardcore Punk wanderte der kreative Output durch die Vorlieben der Truppe von ganz allein den metallischen Bereich und wurde durch Bands wie KILLSWITCH ENGAGE oder BULLET FOR MY VALENTINE recht schnell auf einen anderen Kurs gebracht. Doch den bereits beschrittenen Hardcore-lastigen Pfad wollten die Musiker aus Ottawa, Kanada nicht gänzlich verlassen. Durch die jahrelange Freundschaft miteinander etablierte sich eine gut funktionierende Struktur, die zunächst mit der 2018 erschienen Demo EP die ersten Schritte machte. Nun folgt mit „The Fallen Pillars“ das Debütalbum, welches nach wie vor in Eigenregie aufgenommen wurde und veröffentlicht wird. Lyrisch ließ man sich vom Zeitgeist inspirieren, da sowohl in der Welt in der wir leben, als auch im persönlichen Mikrokosmos genug Dinge passieren, die sich bestens dafür anbieten in Worte gefasst zu werden. Eine gewisse politische Komponente war aufgrund der Wurzeln der Band unvermeidbar, jedoch wird diese keineswegs plakativ zur Schau gestellt, sondern wurde schön verschachtelt in Metaphern verpackt, sodass letztlich dennoch jeder Hörer seine eigenen Schlüsse ziehen kann.
Die angesprochene Hardcore-Affinität lässt sich beim ersten Titel „Caustic Paradigm“ sofort wahrnehmen. Flottes Riffing, coole Fills am Bass und das typisch nach vorne schiebende Schlagzeug, welches in dieser Musikgattung aufzufinden ist, macht eine gute Figur. Vocalist Matt Caldwell changiert mit seiner Stimme klanglich irgendwo zwischen James Hetfield und im Chorus des Songs nahe am ehemaligen KILLSWITCH ENGAGE Sänger Howard Jones, wobei seine Standard-Lage vergleichbar mit LANDMVRKS Sänger Florent Salfati sein sollte. Das Stück ist kurz und knackig, setzt nicht allzu viele Highlights, macht aber auch nichts verkehrt.
Die Metalcore-Schiene kommt bei „Malicious Compliance“ deutlich mehr zum Tragen. Teils zweistimmige Gitarren und drückende, groovige Riffs treiben den Song an. Stilistisch bewegt man sich hier eher nahe des Metalcore der frühen 2000-er Jahre. Besonders der Einstieg in die zweite Strophe kommt ziemlich fett, da der Groove und das gedrosselte Tempo gut in Szene gesetzt wurden.
Besonders „Open Letter (To A Bleeding Heart)“ trumpft mit facettenreichem Gesang auf. Hier kommt der KILLSWITCH ENGAGE Einfluss besonders stark hervor. Es ist nicht unbedingt leicht, den Spaß beim Musik machen auf eine Aufnahme zu transportieren, doch genau dies gelingt AS WE SUFFER ziemlich gut. Das Material klingt absolut frei und ungezwungen, was dem über verschiedene Genres springenden Songs hörbar gut tut. Egal ob dezent thrashiger und mit Chuck Billy mäßigen Vocals ausgestattet wie bei „Fucking Relentless“ oder hymnischer wie in „Invade The Host“, bei dem der Bass wohl von allen am meisten beschäftigt ist: In jedem Song hat die Band ein oder zwei coole Kniffe in petto, die die Sache spannend machen.
Darf es ein wenig Heavy Metal-Feeling sein? In „The Great Leveler“ haben AS WE SUFFER auch das im Gepäck dabei. Die Strophen sind hier ein wenig ruhiger, wenngleich nicht weniger energetisch, gehalten. „High Tide“ ist durch seine Tempowechsel und Stakkato-Rhythmen ein wenig sperriger, transportiert jedoch von allen Songs bislang wohl am meisten Aggressivität. Am Ende der Platte zieht das kollektiv.
Wie würde eine Band klingen, die aus Fans von NOFX, KILLSWITCH ENGAGE und dem eines seltsamen 90-er Jahre Thrash-Kid von der Schule besteht, wenn sie tagein tagaus nur RISE AGAINST hören würde und beim abendlichen Umtrunk zusammen in der Garage an ihren Skate- und Longboards schraubt, während sie sich über alle möglichen Idioten ärgert? Wahrscheinlich ziemlich genau wie AS WE SUFFER. „The Fallen Pillars“ ist bei Weitem keine epochale Neuerfindung und auch keineswegs allzu innovativ. Die Zutaten die hier in den Topf geworfen werden, wurden bereits in allen nur erdenklichen Varianten miteinander verschmolzen. Allerdings kann man gut hören das es den Musikern herzlich egal ist, welche Schubladen man für sie öffnet, denn die Mischung hört sich absolut natürlich an. Wie soll man auch ein Bild malen, wenn man noch nie irgendetwas gesehen hat? Der Sound des Albums ist durchweg klasse und auf das gewählte Wirkungsspektrum der Musik bestens angepasst. Vocalist Matt Caldwell hat für jeden Part den passenden Style im Köcher und ist wirklich ein super Sänger, der viele Bereiche abdecken kann, was wohl einen der größten Pluspunkte darstellt. Wo jetzt allerdings die im Pressetext versprochene Anlehnung an MACHINE HEAD gewesen sein soll; bleibt die Band einem schuldig. Darüber reden wir mal persönlich, Kollegen.