Genre: Heavy Rock
Label: AFM Records
Veröffentlichung: 09.04.2021
Bewertung: 10/10 (Heavy)
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Unsere Gebete wurden erhört! Mit ihrem neuen Album „Hellbreaker“ setzt es Modell Nummer Sieben aus der Mönchengladbacher Musclecar-Werkstatt. Nach erfolgreichen Abschlüssen mehrerer Touren mit Bands wie DER W, PRONG oder den Schweden von MUSTASCH, sowie der Veröffentlichung ihres bis Dato erfolgreichsten Albums „Race To Resurrection“ , nebst einer Chartplatzierung auf Rang 41, gehen die Heavy Rocker keinesfalls zum Reifenmuttern nachziehen in die Boxengasse sondern brettern munter weiter die Strecke entlang. Nach einem Besetzungswechsel um den Kern der Band herum, setzt die Truppe um Sänger und Goldkehlchen Chris „Howling“ Birx dieses Mal auf eine kompromisslose Ladung Energie. Keine Balladen, keine großen Experimente: Dreckig, nach vorne und immer feste druff heißt die Devise. Aufgenommen in den Watermountain Studios und erneut durch die Hände von Produzenten-Legende Dan Swanö, was er klangtechnisch veredelt hat, erwartet den Hörer genau die Kost, die man von der Band gewohnt ist, jedoch niemals langweilig wird. Der „Motorjupp“ weiß genau wo er seine eiserne Faust platzieren muss, um den größten Effekt zu erzielen. Doch der Reihe nach. Seitenspiegel checken, Sitz bequem einstellen und die StVO beiseite geschmissen. Die Fahrt geht los.
Direkt der Opener „Drive Through Fire“ zeigt deutlich wo die Stärken der Band liegen: Fette Grooves, große Melodien und Ohrwurm-Refrains wohin das Auge hört. Durch einen theatralischen Chor eingeleitet weist „Drive Trough Fire“ allerdings auch eine gewisse Entwicklung der Band aus. Zwar sind alle bekannten Trademarks der Truppe enthalten, jedoch sind diese noch zielsicherer angebracht, als sie es ohnehin schon waren. Mit dem nächsten beiden Titeln „Battlezone“ und dem Titeltrack „Hellbreaker“ vollenden MOTORJESUS einen ziemlich durchschlagkräftigen Hattrick, den man ihnen wohl nicht so schnell nachmachen kann. Etwas JUDAS PRIEST hier, ein bisschen MOTÖRHEAD’sche Punkattitüde dort und das alles gepaart mit den IRON MAIDEN ähnlichen Leadgitarren sorgen für breit gezogenes Grinsen. Bei Letzterem kommt die Anspielung auf das Album „Wheels of Purgatory“ gut an, eine schöne Reminiszenz an etwas ältere Großtaten.
Nach diesem Auftakt kommt mit „Beyond The Grave“ ein lässig groovender Stampfer um die Ecke, der das Tempo zwar etwas drosselt, jedoch einen guten Kontrast zu den vorherigen Titeln bietet, gleichwohl aber ein wenig mehr Rock’n’Roll aus dem Auspuff pustet. Der Einstieg in das Solo kommt richtig fett und man wünscht sich unmittelbar einen unbeschränkten Führerschein der Klasse A, um das Feeling amtlich zelebrieren zu können. „Dead Rising“ schlägt im Anschluss wieder in die punkige Richtung und könnte genauso gut auch auf dem letzten Album „Race to Resurrection“ enthalten sein, was nicht heißen soll, dass der Song hier fehl am Platze ist, sondern die beeindruckende Kontinuität von MOTORJESUS unterstreicht. Denn trotz dessen dass man sich in der Karriere inzwischen bei Album Nummer Sieben eingefunden hat, ist es immer wieder bemerkenswert, wie die Qualität stets sehr weit oben angesiedelt ist. Was genauso auf die Intensität und Energie gemünzt werden kann, denn „Car Wars“ lässt dem Hörer keine Pause, sondern schaufelt noch mehr Kohlen ins Feuer.
Auffällig ist, dass das Songwriting der Band derart ausgereift und kompakt ist, dass die Länge der Songs nicht ein einziges Mal gekünstelt wirkt. Egal ob kurze dreieinhalb minütige Kracher oder an die fünf Minuten gehende Breitbeiner. Jeder Part hat seine Berechtigung und kommt genau da, wo man ihn benötigt. Über allem thront die dynamische und markante Reibeisenstimme von Sänger Chris Birx, der hier wohl eine seiner besten Performances abliefert, die bislang aufgenommen wurde und der ein Händchen darin beweist mit seinen verschiedenen Facetten zu arbeiten. Kurzes Musiker-Blabla: Coole Idee bei „Firebreather“ den Akkordwechsel im Refrain länger hinauszuzögern, dadurch entsteht eine stimmige Spannung die sich gewinnbringend entladen lässt. Doch auch der Text weiß zu gefallen, da die Message des Songs >Mach dein Ding, lass dir nichts sagen und halte durch, egal wie viel Gegenwind auch kommt< sich vom Rest der Lyrics abhebt. „Lawgiver“ ist hingegen eine coole Heavy Rock-Ode an die Sci-Fi-Actionfigur Judge Dredd mit einer fantastischen Gesangsleistung.
Man könnte jetzt mit jedem der Titel derart differenziert auf Tuchfühlung gehen, da MOTORJESUS hier ein echtes Manifest in Sachen erdigen und ehrlichen Heavy Rock hingelegt haben, welches in der Reihenfolge der besten Alben aus der Motorjupp-Schmiede mit Leichtigkeit die Spitzenposition einnimmt. Es wird auf ewig ein Rätsel bleiben wo die Herren die Ideen hernehmen um immer wieder aufs Neue so gute Alben zu produzieren, die gleichzeitig soundtechnisch so hervorragend klingen (in den Klang Akustikgitarre bei „Black Hole Overload“ und dem Outro „The Outrun“ könnte man sich hineinlegen) und wiederholt zum Mitgröhlen und Abfeiern einladen. Gewissermaßen ist MOTORJESUS der gute Kumpel der einen einfach immer wieder dazu bringt Spaß zu haben und dem man dankbar dafür ist, dass er das macht. Auch wenn es einen mordsmäßigen Kater mit sich bringt. Wedelt mit der schwarz-weiß karierten Flagge, das Rennen ist vorbei und MOTORJESUS haben alles dominiert, was nicht bei drei auf dem Gaspedal stand. Hut oder Helm ab, dieses Album ist jetzt schon Anwärter für eines der besten Alben des Jahres. Basta.