Genre: Melodic Death Metal
Label: Kernkraftritter Records
Veröffentlichung: 26.03.21
Bewertung: Heavy! (10/10)

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YEAAHHHH Melo Death!!! Was soll ich sagen, gefühlt saß ich, was das Genre anbetrifft, in letzter Zeit ganz schön auf dem Trockenen. Neben meinen Helden THE BLACK DAHLIA MURDER dümpelt die Szene etwas vor sich hin. Aber jetzt habe ich die Finger auf die Ostdeutschen von BURN DOWN EDEN bekommen, die ich bis jetzt zu meiner Schande gar nicht kannte. Sie veröffentlichen mit ihrer selbst betitelten Scheibe bereits ihr drittes Album seit ihrem Erstling im Jahr 2016. Manchmal muss man sich ja erst in etwas reinhören, aber manchmal reicht bereits ein halbes Riff und man weiß, dass man auf Gold gestoßen ist.

Der Opener „Sadomasochists From Beyond the Grave” (herrje, was soll mir der Titel sagen?) startet nach wenig Intro (ein bisschen akustische Fingerspiele auf der Gitarre zum Warmwerden, könnte aber auch ein Jingle aus einem Konsolenspiel sein) aber sowas von souverän. Die Jungs knallen gleich das volle Melo Death Programm raus – mehrstimmige, virtuose Gitarrenmelodien, ein Schlagzeuggewitter und wütende Growls, was zwischen hasserfülltem Keifen und höllischem Gegurgel changiert. Der Bass bleibt gut hörbar im Hintergrund und dient nicht nur als Deko, sondern spielt seine eigenen kleinen Ausflüge. Zwischen wenigen kleinen Atempausen wird mächtig gewirbelt und geprügelt, die Manier heißt hier eine Mischung aus 90er Schweden Melo Death á la SOILWORK, EBONY TEARS oder GATES OF ISHTAR und Neuerem wie THE BLACK DAHLIA MURDER, ARSIS, THE ABSENCE oder ANTERIOR. Kracher also.

Der Titel „A Prepper’s Prophecy” klingt mir stark nach amerikanischen Zombieverschwörungen, musikalisch bleibt die Schiene aber in melodischem Geklopfe und erinnert mich immer mehr an THE BLACK DAHLIA MURDER, nur die Melodien sind etwas sanfter und der Gesang nicht so kreischig-piepsig, sondern tiefer. Die Stärke liegt hier sicher in einem ausgefeilten Songwriting und der arthritisfreien Fingerfertigkeit der Gitarristen. Auch der Schlagzeuger scheint gut im Saft zu stehen und galoppiert uns mit der typischen Doublebass und dem Highhat klopfen durch den Track. Der Song ist definitiv zu schnell vorbei.

„Bizarre Circus“ schließt daran allerdings nahtlos an. In den Strophen erinnert mich das Ganze total an THE ABSENCE, überhaupt klingt das Ganze zwar nach klassischer Weise schwedisch, aber halt auch modern-amerikanisch. Die Melodien machen hier total Spaß und auch das hohe Tempo laugt nicht aus, sondern lädt zum Grooven und Kopfnicken ein. Ein klassisches Solo geht sofort in die mehrstimmigen Melodien über (ich kann vor meinem inneren Auge sehen, wie die Gitarristen sich live im Duett synchron einen abschrubbeln – nicht was ihr meint… – und sicherlich danach ein Bier vertragen können).

„A Bloody Pool of Angels” klingt jetzt schon eher nach einem amerikanischen Narrativ, und der Black Dahlia Fan in mir wird definitiv nicht enttäuscht. Auch die fette Produktion tut ihr Übriges – soundtechnisch wie ich es mag, fett, aber ausbalanciert, jedes Instrument darf. Verschiedene Arten des Growlens wurden im Studio miteinander verwoben, so dass auch hier keine Langeweile aufkommt. Im gleichen Fahrwasser bewegt sich auch „Witch’s Scorn“, das zwischen fetten groovigen und virtuosen Friemelpassagen schippert. Nach knapp zwei Minuten gibt es die erste Verschnaufpause in Form eines kurzen Interludiums, wonach es aber Vollgas weitergeht.

„Abducted Reality“ (Peter Tägtgrens Alienwahn??) fordert den Hörer mit diverser Rhythmuswechsel (schnelles Midtempo vs. Blastbeats, Galopp vs. Doublebass) heraus, bleibt aber natürlich der Klopflinie treu. Ein paar klassische AT THE GATES Anklänge sind auch noch eingebaut.

„Hurricane of Greed“ und „Law Enforcement Übermensch” (wie bitte?) bieten keine Atempause und knüppeln sich munter durchs Set. Keine Experimente – find ich gut. „The Five Horsemen“ (endlich ein Titel, den ich verstehe) galoppiert mich weiter durch alle Töne der Saiteninstrumente, während der Schlagzeuger unermüdlich seine Felle traktiert. „Encounters of the Unkind“ (ahhhh – Tägtgren, ich wusste es) zeigt noch einmal, wie viel Black Dahlia in der Band steckt. Die halte ich im Übrigen für die unterschätzteste und musikalisch talentierteste Band überhaupt – nur mal so zur Einordnung.

Fazit: WAAAAAAASN Brett. Nachdem ich mich in letzter Zeit fast ausschließlich dem Black zugewandt hatte, lässt mich die Scheibe wieder den Glauben an den all mighty Melo Death zurückgewinnen. Saubere Produktion, klasse Songwriting, genügend Geklopfe, Virtuosität und groovige Melodien ist alles was ich brauche. Für Fans des klassischen schwedischen/amerikanischen Melo Deaths (sorry, Finnen-Liebhaber, keine Keyboards) ein absolutes Muss. Und noch dazu aus heimischen Landen! Grandios.