Orodruin - Epicurean MassGenre: Doom Metal
Label: Cruz Del Sur Music
Veröffentlichung: 28.05.2021
Bewertung: 9/10 (Bombe)

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ORODRUIN sollten Fans des traditionellen Doom Metal auf jeden Fall ein Begriff sein. Bei der Band aus Rochester, einer Stadt im Bundestaat „New York“, handelt es sich um die vier Jungs John Gallo (Vocals/Orgel), Mike Puleo (Bass/Vocals), Nick Tydelski (Gitarre) und Mike Waske (Schlagzeug). Ihr Album „Epicurean Mass“ (2003) erscheint als limitiertes Re-Release auf Vinyl-Format.

Blicken wir etwas in die Geschichte des Doom Metal zurück. Rein soundtechnisch betrachtet und vor allem aufgrund der schleppenden Riffs des Meisters persönlich, Tony Iommi, kann man das Album „Master Of Reality“ (1971) von BLACK SABBATH als den Ursprungskern des Doom Metals und in weiterer Folge des Stoner Metals ansehen. Auf der anderen Seite spielten bereits Bands wie BLACK WIDOW oder COVEN mit dem satanischen und schwarzen Image in den späten 1960er Jahren eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des Genres. Besonders hervorzuheben wäre hier die Nummer The Satanic Mass“ von COVENs Debütalbum „Witchcraft“. Die englische Antwort auf dieses Album war natürlich das sensationelle Debütalbum „Black Sabbath“ (1970) von BLACK SABBATH. Fun fact am Rande: COVENs Bassist heißt mit Nachnamen Osbourne 🙂

Im Jahr 1971 kamen dann die Doom-Pioniere PENTAGRAM, die auf ihrem Compilation-Album „First Daze Here“ eine Zusammenstellung aufgenommener Songs aus den Jahren 1972 bis 1976 präsentieren. Der Doom Metal hat sich seitdem stetig weiterentwickelt. Ende der 1970er Jahre, also 1978 und 1979, gründeten sich Bands wie SAINT VITUS, THE OBSESSED oder WITCHFINDER GENERAL, deren Musikstil stark von Sabbaths ersten Alben beeinflusst war. SAINT VITUS und THE OBSESSED gibt es übrigens heute noch, und sie machen immer noch geile Musik!

1986 gab es dank CANDLEMASS, der wohl bekanntesten Band des Genres, ein Comeback des Doom Metals, das Debütalbum „Epicus Doomicus Metallicus“ wurde veröffentlicht und gilt bis heute noch als Meilenstein. Während bisher alles als Traditional oder Classic Doom Metal bezeichnet wurde, erschufen die Schweden mit ihrer ersten Veröffentlichung den Epic Doom. CATHEDRAL ergänzten die 1990er mit ihrer stilistischen Vielfältigkeit perfekt, sodass in den frühen 2000er Jahren die Tore für neue Bands offen waren.

Und genau zu dieser Zeit, als Bands wie REVEREND BIZZARE oder BLOOD CEREMONY das Genre erneut wieder zum Leben erweckten, veröffentlichten ORODRUIN „Epicurean Mass“. Erst ganze 16 Jahre später wurde dann das Nachfolgealbum „Ruins Of Eternity“ veröffentlicht. Ihr Live-Debüt feierten sie im Zuge des von ihnen veranstalteten Festivals Born Too Late (Anspielung auf den Song von SAINT VITUS), wo neben PENANCE, THE GATES OF SLUMBER und PALE DEVINE auch REVELATION spielten.

Nun zum Review:

ORODRUIN begrüßt den Hörer mit dem Titeltrack „The Welcoming“. Neben Regengeräuschen im Hintergrund, die eine sehr düstere Atmosphäre kreieren, liefert John Gallo mit einem epischem Orgelsolo ordentlich ab.

Weiter geht es mit „Peasants Lamen“, und ich sag nur eins: das ist schleppender Doom, wie man ihn liebt! Die Lava Riffs erinnern hier stark an die aus Maryland stammenden IRON MAN. Man merkt zudem von der Gitarrentechnik her einen starken Einfluss von BLACK SABBATH und SAINT VITUS heraus. Die Vocals reichen von hoch (vergleichsweise wie Scott Reagers von SAINT VITUS) bis ganz tief, fast schon Death Vocals, wie man sie beispielsweise in CATHEDRALs „Endtyme“ von Lee Dorian hört.

„Melancholia“ klingt, wie der Titel es bereits verät, zu Beginn sehr melancholisch. Ein vergleichend langsamer, packender Rythmus, wobei die Vocals hier meiner Meinung etwas unpassend klingen. Sie wirken entgegen der Grundstimmung des Songs fast schon zu schön. Das hätte man, wenn dann, in einem eher Epic Doom-lastigeren Song packen können. Zur Hälfte der Nummer gibt es plötzlich einen Tempowechsel, der recht unerwartet kommt, dennoch passend erscheint. Zum Ende hin dann wieder „back to normal“ mit einem kleinen Gitarrensolo zum Drüberstreuen. Wenn es auf diesem Album sowas wie eine schwächere Nummer gibt, dann wäre es wohl diese.

„Pierced By Cruel Winds“ haut ordentlich rein, der erste Part ist sehr stark an üblichem Stoner Metal bzw. Stoner Doom angelehnt. Hier ergänzt sich die Stimmlage von Mike Puleo wieder perfekt zu den Gitarren von John Gallo und Nick Tydelski. Das sind echt grandiose Riffs, die hier präsentiert werden! Sie ziehen sich auch noch durch den ganzen Song, werden zum Schluss sogar etwas langsamer, um den Song optimal abzuschließen.

Einen zu Beginn unscheinbaren Eindruck macht der Track „Unspeakable Truth“. Es folgt ein effektiver Übergang vom Intro zu einem Mid-Tempo Riff, der ordentlich reinhaut. Bis auf die Vocals zu Beginn bleibt es hier bei einer Instrumentalnummer, eine gelungene und erfrischende Abwechslung!

Der Titel „Burn The Witch“ lässt auf ganz schaurige Stimmung hoffen, doch es kommt anders als gedacht: Die leisen Drums zu Beginn leiten die Nummer perfekt ein, die anschließend recht flott fortgesetzt wird. Dazwischen rafft sie sich dann wieder dahin, wechselt aber immer wieder in einen schnelleren Teil, der von Gitarrensolos geprägt ist. Die Nummer ist im positiven Sinne gesehen ein Auf und Ab der Gefühle. Besonders hervorzuheben sind hier die Drum Parts von Mike Waske, sie verleihen dem Song den BLACK SABBATH Touch, Bill Ward wäre bestimmt stolz 🙂

„War Cry“ ist eine senstimentalere Nummer, die von den prächtigen Vocals von Mike Puleo begleitet werden, ganz großes Kino! Besonders hier hört man im Gittarensound Parallelen zu REVEREND BIZZARE, die ihre Alben allerdings erst ein paar Jahre später veröffentlichten.

„Epicurean Mass“ beendet das Album mit Stil, wieder werden hier Lava-Riffs vom Feinsten abgeliefert. Eine idyllische Acoustic Gitarre mit Orgel im Hintergrund geben dem Album zum Abschluss noch einen kleinen Southern Rock-Geschmack. Das ist wirklich ein schönes Ende!

Fazit: Viel Fantasie und das Schaffen einer entsprechenden Atmosphäre für den Zuhörer sind die Quintessenz eines jeden Doom Albums. Viel mehr gibt es nicht zu sagen, „Epicurean Mass“ demonstriert, wie man den Sound aus den primären Elementen des Doom und Stoner Metals perfekt vereint. Das Album wirkt fast schon wie ein Medley der prägensten Bands des Genres. Es ist fast schon schade, dass dem Genre so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.