Genre: Post Metal
Label: Seeing Red Records
Veröffentlichung: 28.05.2021
Bewertung: Schwach (4/10)
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BLEETH ist eine dieser Bands, die im schummerigen Untergrund agiert und nicht so wirklich fassbar ist. Seit 2014 existiert das Trio aus Miami bereits und in der Gesamtheit kann die Band inzwischen auf eine EP sowie ein veröffentlichtes Full Length Album zurückblicken. Schaut man sich die bislang verfügbaren Musikvideos an, fällt einem durchaus eine gewisse psychotische Note ins Auge, die die Musik der Band unterstreicht und von trippigen Sequenzen (Link) bis hin zu ausgewachsenen B-Horrofilmen reicht (Link). Mit „Harbringer“ steht nun das zweite Vollzeitalbum an der Startlinie, welches erneut mit stark Stoner geschwängertem Post Metal aufwarten will. Wobei „Vollzeit-“ in diesem Zusammenhang nicht wirklich korrekt ist. Das Album erstreckt sich letztlich „nur“ über sechs Songs und etwas über 17 Minuten, würde also auch als EP durchgehen. Tonal in Form gegossen wurde die Platte von Ryan Haft, welcher sich ebenfalls für die Klangerzeugnisse von Bands wie beispielsweise RED FANG, EYEHATEGOD oder TORCHE verantwortlich zeichnet. Insgesamt wollten die Floridianer, nach ausgedehnter Touraktivität, eine dezente Kurskorrektur vornehmen und das neue Material etwas flotter gestalten. Thematisch dreht sich alles auf dem Album um die Technologisierung der Welt und die Probleme die es mit sich bringt, sowie der Zeit nach dem Ableben und Selbstzweifeln. Doch lassen wir das Schubladendenken und das Begriffe-Ping-Pong mal beiseite und begeben uns in eine staubtrockene, düstere Ödnis, voll mit Dingen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Direkt zu Beginn fällt der organische Klang auf. Hier wurde sicherlich nichts digital krass nachbearbeitet, was man an den wuchtigen Drums gut hören kann. Der sirenenartige Gesang von Lauren Palma webt einen psychedelischen Teppich, auf dem sich die fuzzigen Instrumente austoben können. Bilder von Filmen „From Dusk Till Dawn“ spuken einem durch den Kopf, während die Gitarre durch allerlei Effekte gejagt wird und viel neblige Fläche errichtet. Direkt im Anschluss geht es auch düster-psychedelisch weiter. „Skin Of Your Teeth“ geht eher schiebend und mahlend daher, wobei hier auch wieder die atmosphärischen Gitarrenwände zum Einsatz kommen. Falls jemand den Film „Sound of Metal“ mal gesehen haben sollte und sich fragt, welche Musik die beiden Protagonisten wohl sonst so bei ihren Auftritten spielen, sollte hier die Lösung finden. Doomiger Rock mit einem leichten Hang zur Theatralik und zum Okkulten.
„False Prophet“ wandert in Richtung Kraut Rock ab, wobei über allem eine gewisse künstlerische Ästhetik schwebt. Als Einzelteil vermag „False Prophet“, wie die anderen Songs ebenfalls, jedoch nicht zu überzeugen. Vielmehr funktionieren die Stücke im Verbund als kurzer intensiver Rausch, nach Genuss von zu viel rotem Wein und grünem Tabak. „Convinient Drowning“ holzt etwas derber und zieht die Daumenschrauben hier und da auch etwas an, dennoch bleibt der kurze Song dem Hörer eine gewisse Struktur schuldig, da alles irgendwie „hingejamt“ klingt.
„Pendulum“ feuert erneut einen quälend drückenden Riff ab, über dem der raue Gesang von Bassist Ryan Rivas steht, der seine Zeilen, einem manischen Prediger ähnlich, mehr ruft als singt. Mit „Dystopia For Desert“ setzt es dann einen anfangs etwas flotteren Ausklang, der dennoch auf eine wundersame Art und Weise gehemmt und bedrückt klingt und sich vom Beginn bis zum Finale immer mehr in sich selbst einigelt und abstrakter wird.
Schlussendlich hinterlässt „Harbringer“ einen faden Beigeschmack. Möglicherweise hätte man die Songs mit entsprechenden Übergängen auch zu einem großen psychedelischen Kunstbrocken zusammenfassen können, der durchaus Sinn gemacht hätte. So wirken die sechs Songs teilweise etwas gezweckt, obwohl zu erkennen ist in welche Richtung das Material gehen soll. Mit genug flackerndem Licht im Rücken und einem dazu passenden Gemütszustand wirkt die Musik im Live-Setting sicherlich überzeugend, allerdings ist dies ein schwaches Argument, da es Genrevertreter gibt, die ähnliches leisten und dies zusätzlich auch auf ihren Platten transportieren können. Als Hintergrundmusik im Abspann eines Psycho-Thrillers oder komplett verkopften Roadmovie-Dramas trifft „Harbringer“ einen Nerv. Andernfalls heißt es: Viel Kunst, wenig Musik.