Neue Runde in unserem Interviewkarussell – diesmal sind die Jungs von GRAND MASSIVE auf dem Grill und stellen sich unseren kniffligen Fragen. Ihr Labeldebüt „III“ gaben sie bereits 2016, danach gingen sie mit Bandgrößen wie OVERKILL, MUSTASCH oder CROWBAR auf Tour. Musikalisch bewegen sie sich im Stoner Bereich. Lest hier, was ihren Bandnamen mit Bergwelten verbindet, auf welche Odysseen sie sich für ein Album begeben und wie sie zwischen der Oberpfalz und München pendeln.

1. Wie habt ihr Bandname und Logo entwickelt?
Es sollte was Gewaltiges sein, weil wir mit fetten Gitarrenriffs und Grooves arbeiten wollten. Darum war Massive mit die erste Wahl. Ich hatte immer Bergwelten oder Riesenwellen im Hinterkopf, Naturgewalten sollten es sein. Und zu dem Massive kam dann halt noch die Steigerung dazu, Grand. Das Logo hat ein guter Freund von mir entworfen, aber das Logo hat sich auch über die letzten Jahre einige Male verändert. Zur Danzig-Tribute-Scheibe wurde es etwas angepasst und mit dem Logo der ersten Scheibe hat das aktuelle auch nicht mehr viel damit zu tun. Mit der Sleepwalker-Single hat sich das aktuelle Logo in der heutigen Form etabliert.
2. Was muss ein Song haben, damit er auf eurer CD landet? Welche Songs fliegen raus?
Es fliegt so gut wie nie ein Song raus, wir arbeiten schon an den Songs so lange, bis er für gut empfunden wird. Wenn was nicht passt, wird daran gar nicht weitergearbeitet.
3. Was darf bei einem Live-Auftritt nie fehlen?
Der Spaß und die Freude, unsere Songs dem Publikum zu präsentieren. Wir sind über jeden Auftritt glücklich, genießen die Zeit zusammen und wollen auf der Bühne immer das Beste geben für uns und die Zuhörer.
4. Welches Ziel verfolgt ihr mit eurer Musik?
Wir hatten und haben viele kleine Ziele, einige davon sind schon abgehakt, z.B. ein Interview im Metal Hammer. Oder für einige meiner Lieblingsbands eröffnet zu haben. Mustasch, Crowbar, Warpath, Overkill, COC um nur ein paar zu nennen. Auf bestimmten Bühnen zu stehen, wo man sich selbst schon hunderte von Shows angeschaut hat. Oder mit einigen Szenegrößen zusammenzuarbeiten, z.B. mit David von Mustasch, John von Mother Misery, Dan Swanö und Andy Classen. Und natürlich ist das Hauptziel, dass man auf seine eigene Musik stolz ist. Alles andere kann man nicht beeinflussen und lenken. Wir möchten mit jeder Veröffentlichung einen kleinen Schritt vorwärts kommen und das ist uns in meinen Augen bisher gelungen.
5. Wie seht ihr euren Platz in der Szene?
Ich weiß gar nicht, welche Szene das sein soll. Eine Szene war für mich in den 80ern und 90ern, wo man auf den Gigs und privat immer die gleichen Leute traf und mit denen man seine Liebe zur Musik geteilt hat. Wenn es heutzutage noch so etwas gibt, dann auf jeden Fall ohne mich. Meine Szene spielt sich vor dem Plattenspieler ab.
6. Was nervt euch am Musik-Business am meisten?
Nach all den Jahren nervt mich eigentlich nichts mehr. Ich weiß mittlerweile, wie der Hase läuft und was möglich ist und was nicht. Und ohne die richtigen Kontakte ist sowieso nicht viel möglich. Durchhaltevermögen ist wohl das Wort, dass es trotz allen Rückschlägen zu nennen gibt. Das Musikbusiness ist nicht fair und den Glauben und die Träume vieler junger Bands hätte ich gerne noch einmal ;-).
7. Wer sind eure Vorbilder?
Wirkliche Vorbilder, dass wir sagen, wir wollen wie diese oder jene Band klingen oder orientieren uns an denen, gibt es bei uns nicht. Ich denke eher, es ist ein Mix aus vielen Hörgewohnheiten. Und da kommt die Liebe zu den ganzen NOLA Bands wie Crowbar, Down, Pantera genauso durch wie zu Metal-Klassikern aus den 80er sowie den 90ern und Bands á la Type O Negative, Life of Agony, Cathedral oder Alice in Chains. Ich denke, wenn man so lange Musik konsumiert und fabriziert wie wir, dann lässt man einfach seinen ganzen Gefühlen und Eindrücken freien Lauf.
8. Wie entstehen eure Texte?
Der Alex macht sich da immer viele Gedanken und die Platte erhält aber durch die Lyrics einen „roten Faden“, der von Verlust, Aufgabe und die dadurch wiedergefundene Stärke jeder Persönlichkeit handelt. Es geht um falsche Prediger, Propheten, Religion und die täglichen Hindernisse in der modernisierten Welt. Zusammengefasst also um eine moderne Odyssee, eine Irrfahrt durch das Leben und die Welt.
9. Wenn alles möglich wäre – wie würde euer ultimatives Musikvideo aussehen?
Da, denke ich, würde jedes Bandmitglied andere Vorstellungen haben. Mir persönlich wäre mal ein Video auf einem Hochhaus mit der Skyline der Stadt als Hintergrund eine tolle Idee. Videos, die nur die spielende Band zeigen, haben für mich aber mittlerweile auch ihren Reiz. Früher hat mich sowas eher angeödet. Aber mittlerweile, vielleicht auch deswegen, weil es keine Konzerte mehr gibt, finde ich sowas wieder spaßig. Aber ja – ein Dreh auf den alten World Trade Center in New York in der Dämmerung…das wäre was! Ansonsten gibt es von uns schon fast alles. Ein Video mit Livematerial von „Taurus“, einen Horrormovie ohne Band von „The Collector“, einen düsteren Lagerfeuerfim von „In the Woods“, Landschaftseindrücke in „Horsemen“ und „The Hunter“, ein animiertes Ungeheuer-Video von „Sound of War“, ein „Band spielt im Untergrund“ zu „Devourer of Time“ bis hin zu den üblichen Lyricvideos.
10. Welche Band(s) haltet ihr gerade für völlig unter-/überbewertet? Warum?
Das ist schwierig, da es ja so viele gute Bands gibt und schon immer gab, die es nie richtig nach oben geschafft haben. Nine oder Chum oder Only living Witness möchte ich hier mal nennen. Überbewertet sind für mich fast 90%, die gerade in der aktuellen Metalpresse gehypt werden. Da bekommen die ganzen Bands fast Höchstnoten und werden in den Himmel gelobt und dann höre ich mir das an und kann einfach nichts Herausragendes daran entdecken. Vieles ist ein Abklatsch der Klassiker, die ich dann auch bevorzuge. Vielleicht liegt es an meinem Alter, dass einen die alten Sachen einfach mehr geprägt haben. Ich höre mir weiterhin neue Sachen an, aber fesseln tut mich da nichts mehr wirklich.
11. Wie sieht euer Proberaum aus?
Wir nutzen zwei verschiedene Proberäume, einen in München und einen in der Oberpfalz. Je nach Zeitpunkt wird einer von beiden Räumen in Beschlag genommen. Wir als Band haben gar keinen eigenen Proberaum, der nur uns gehört. In der Oberpfalz benutzen wir den Proberaum von Peters anderer Band und in München die Räumlichkeiten von Raphael oder früher von Alex‘ Band. Das funktioniert so relativ gut und unproblematisch und gibt uns auch viele Freiheiten.
12. Wann habt ihr die meisten/besten Ideen für neue Songs?
Zeitlich spielt Musik natürlich nicht mehr die erste Rolle im Leben, aber wenn man mal eine freie Minute hat und die Muße dazu, dann nützt man die Zeit natürlich, um an neuen Ideen zu arbeiten. Aber einen bestimmten Zeitraum gibt es da sicherlich nicht.
13. Was ist der Stoff, aus dem eure Alpträume sind?
Da uns die Live-Shows sehr wichtig sind, denke ich da an technische oder gesundheitliche Probleme auf der Bühne.
Corona Bonus Frage:
Wie nutzt ihr die Zeit während der Pandemie?
Für mich hat sich nicht viel geändert, die Arbeit ist fast noch mehr geworden. Also hatte ich auch weniger Zeit. Auch war ich durch die ganze Situation auch etwas „leerer“ im Kopf als gewöhnlich. Aber wir arbeiten grad an neuem Material, dass schon weit fortgeschritten ist. Außerdem hatten wir letzten Sommer ein Abstandskonzert in München und haben eine kostenlose Live-EP veröffentlicht. Aber alle zusammen getroffen haben wir uns seit letztem Sommer leider nicht mehr.