Genre: Blackened Melodic Death Metal
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichung: 25.06.2021
Bewertung: Klasse (8/10)

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Mehr Melodic Death Metal? Da seid ihr an der richtigen Adresse – nur her damit. Die neuformierte Combo aus Gelsenkirchen wurde zunächst als Ein-Mann-Projekt ins Leben gerufen, dann aber schnell um zwei weitere Musiker ergänzt, so dass 2020 bereits das Erstlingswerk eingeprügelt werden konnte. Der Ruhrpott ist ja nicht arm an Bands, vor allem nicht aus dem Genre des Death Metals, weshalb es vermutlich kein Problem war, die Band um zwei weitere Musiker aufzustocken, damit die Fans auch mit Live-Material versorgt werden können.

Tatsächlich klingt die Band von Anfang an nach dem versprochenen Melo Death, aber keineswegs nach Kopie oder aufgewärmtem Genudel was man schon zehn Mal gehört hat. Vor allem Sänger Andreas Gerhard trägt ordentlich dazu bei, dass ein frischer Innovationswind weht. Seine Growls sind extrem tief und erinnern eher an Old School Death Metal. Musikalisch hört man die klassischen zweispurigen, melodischen Gitarren, die im Duett mit dem Schlagzeug durch die Tracks jagen. Dieses wartet natürlich mit Doublebass und jeder Menge Speed auf verschiedenen Becken, TomToms und dem Hi-Hat auf. Die Gitarren tönen natürlich im klassisch schnellen Tremolo-Picking, wie sich das gehört, und rücken das Ganze an der ein oder anderen Stelle in den Blackened Bereich. Der Song „Servants“ dagegen zielt z.B. aber eher in die Richtung des Swedish Old School Metals, nicht nur wegen der tiefen Growls, aber auch der Rhythmik des Songs und der düsteren Gitarrenriffs.

Sehr angenehm ist, dass die Tracks ohne zu verschnörkeltes Gedöns auskommen, so dass die Songs zügig und smooth durch Strophen und Refrains laufen, ohne ständig von Akustikgeklimper unterbrochen zu werden. Natürlich fehlen diverse Intros und Outros nicht (die es jetzt für mich überwiegend nicht gebraucht hätte, aber sie stören wenigstens nicht den Fluss der Songs und beinhalten kaum andere Soundquellen als die eh vorhandenen Instrumente). Die Scheibe wartet also nicht nur mit jeder Menge Kopfnick-Groove und Handkanten-Geschüttel, sondern auch mit genügend Geschepper, zu dem ich mir schon ganz gut die wehenden, verschwitzten Metal-Mähnen und einen gediegenen Mosh-Pit vorstellen kann (in Coronazeiten muss man ja eh viel Imagination aufbringen).

Als Inspiration nennt das Trio in ihrer Bio Bands wie GATES OF ISHTAR, DISSECTION oder CEREMONIAL OATH, die alle eine ähnliche Düsterheit an den Tag legen, aber doch noch etwas anders klingen. Vor allem an (die letzte) DISSECTION erinnert es mich jetzt kaum, bis auf den Songtitel „Crimson Bloom“, aber als Inspiration darf es sicherlich genannt werden. Gedroschen wurde ja bei Nödtveidt auch nicht wenig.

Gitarrensoli tauchen in den Tracks immer mal wieder auf, aber in keinster Weise in Speed-Manier zu kreischend oder zu ausufernd. Die Tracks konzentrieren sich eher auf bodenständige Riffs, die nicht zu verschlungen angelegt sind. Wer auf Blastbeats steht wird z.B. auf dem Song „The Void’s Embrace“ nicht enttäuscht, der ganz ordentlich prügelt und drischt, aber trotzdem nicht ohne Melodie auskommt.

Alles in allem merkt man dem Debüt an, dass hier keine unerfahrenen Jungspunde zu Werke gegangen sind, die Songs sind gut arrangiert, aber nicht überladen oder zäh, ohne dass es an Abwechslung fehlt. Die Produktion ist gelungen, auch wenn sie vielleicht noch ein bisschen mehr Wums vertragen hätte. Was mir ja immer gut gefällt, ist, wenn man den Songtitel (und damit ja meist den Refrain) mitgrölbar gemacht hat, so bleiben die Songs gleich viel besser im Ohr. Tatsächlich ist mein Favorit auf der Platte bereits der Titeltrack, der gleich als Erstes zu hören ist (bis auf das Outro, das ist Mist). Wer also auf düstere Melodien, ein bisschen Geklopfe und Old School Growls steht, ist hier bestens beraten. Bonus: Das Cover erinnert mich an Caspar David Friedrich, den alten Romantiker – hier schaut der Wanderer allerdings nicht auf ein idyllisches Nebelmeer und in eine ferne Berglandschaft, sondern auf eine glimmende Ruine. Es scheint außerdem, als ob es in echt auf Leinwand gemalt wurde – erfrischend, bei der ganzen iPad-Malerei heutzutage.