Human Prey - Grave Robbers From Outer SpacecGenre: Death Metal/Slam Death Metal
Label: Rising Nemesis Records
Veröffentlichung: 24.06.2021
Bewertung: Bombe (9/10)

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Schnallt euch in euren UFO’s gut an und setzt euch die Pferdekopfmaske auf! Die Leipziger Slam/Brutal Deather von HUMAN PREY haben mit ihrem neuen zweiten Longplayer ein Feuerwerk für Fans des Kultkinos in Form gegossen. Namenspate für das Album ist der gleichnamige, 1959 erschienene Thrash-Kultstreifen „Grave Robbers From Outer Space“ bzw. „Plan 9 From Outer Space“ oder im deutschen „Plan 9 aus dem Weltall“. Im Film geht es im Groben um den Erstkontakt zwischen Außerirdischen und Erdlingen, der massiv nach hinten losgeht, obwohl die extraterrestrischen Besucher lediglich davor warnen wollen, das Universum nicht mittels einer Solarbombe in die Luft zu jagen. Durch die eher mäßige schauspielerische Leistung der Darsteller (unter anderem Maila Nurmi a.k.a Vampira) und etliche Logikfehler kam der Streifen damals nicht besonders gut weg, doch wird mittlerweile als Kultfilm gefeiert. Textlich wird also aus allen Rohren gefeuert und das Erbe des Werks gebührend zelebriert. Mit ihrer letzten EP „Return of the True Kings“ verstärkte die Truppe zusehends ihren Status in der deutschen Szene und machte eine dezente Kurskorrektur geltend, die nunmehr wesentlich spielerisch ausgereifter und aus Sicht des Songwritings handfester war. Laden, entsichern und anvisieren: Erst schießen, dann fragen!

Mit dem theatralischen Intro des namensspendenden Films beginnt die Schlacht um das Sonnensystem auch direkt fulminant mit „Grave Robbers From Outer Space“. Der Sound drückt ziemlich amtlich und direkt der erste Groove und Blastbeat klatscht einen die Visage breit wie den Oriongürtel. Der anschließende Slam und die abartigen Vocals (Ich liebe es) lassen sowohl Bizeps als auch Wadenmuskeln kräftig durchbluten. Guter Einstand, so darf es weitergehen.

„Brutal Death“ geht sogar noch einen Schritt weiter als der Vorgänger und feuert einen derben Hammer aus dem Köcher, der live den Bewegungsdrang ziemlich triggern sollte. Die Grooves sind meterhoch und machen erneut klar wofür HUMAN PREY stehen: Hier wird nicht gefrickelt, hier wird gescheppert bis der letzte Dübel aus der Wand fällt.

Mit der Vorabsingle „Solaranite“ behält die Truppe ihre Marschroute auch stoisch bei, wobei man festhalten muss das klassischere Death Metal Momente durchscheinen und nicht nur durchgängig in Brecheisenmanier versucht wird möglichst irgendwie einen Tempochange einzubauen. Nicht dass das nicht trotzdem passiert und es erneut eine Passage mit finsterem Geröchel in den Song geschafft hätte, aber die Rezeptur wird hier etwas aufgepeppt.

Sicherlich sind die Vocals von Sänger Flexxxer nicht jedermanns Sache und das man nicht allzu viel erwarten braucht, was man tatsächlich versteht oder auch nur an klassische Death Metal Vocals denken lässt, allerdings fügt sich das Goldkehlchen perfekt in die Szenerie ein und mal ganz ehrlich: Wenn ich mir eine Brutal Death Metal Scheibe reinschmeiße will ich keine glattpolierten Standardvocals sondern abgrundtief böses und bis zur Unkenntlichkeit übertrieben brutales Gegurgel und Gebelle das selbst den größten Katapult schleppenden Troll aus Mordor zurück in die modrige Erde flüchten lässt. Und genau dies beweist Flexxxer auch in Songs wie „Fried Dead Brains“ oder „TJH Dissection“ in Reinkultur.

Auch in der zweiten Albumhälfte lassen die Leipziger kein bisschen nach und lassen das Energielevel stets weit oben. Besonders das knapp unter zwei Minuten laufende „That Was Too Close“ kickt mit einem ziemlich schnellen Blastbeat rein, der die Tachonadel einmal um 360 Grad rotieren lässt. Hier und dort muss man selbstverständlich an die populärsten Vertreter und Wegbereiter dieser musikalischen Gattung DYING FETUS oder SUFFOCATION denken, allerdings haben sich HUMAN PREY im Verlauf ihres Bestehens deutlich vom Sound dieser Bands gelöst und haben ihre eigene Brauanleitung für ihr Süppchen gefunden. Mit „The Ruler“ erwartet den Hörer ein schöner schmissiger Tanzflächenfeger, der abermals die Rhythmik und den Groove in den Vordergrund stellt.

Nach dem Rausschmeißer „If a Little Green Man Pops Out At Me I’m Shooting First And Asking Questions Later“ und einem kurz eingeworfenen Sample, welches direkt für lautes Lachen sorgt, bleibt der Eindruck zurück das HUMAN PREY mit „Grave Robbers From Outer Space“ ihre absolute Wohlfühlzone erreicht haben und auch keinerlei Absichten haben, zu viel zu experimentieren. Es lässt sich haarspalterisch sagen, dass die Songs untereinander in ihren Abläufen oder gewählten Stilmitteln austauschbar sind und jeder Titel im Grunde genau klingt wie der davor und bla bla bla. Man kann aber auch einfach aus seinem Elfenbeinturm herauskommen und das alles irrelevant finden und mit dem Album eine Menge Spaß haben, denn genau dafür ist es gedacht: das Konzert startet, Bier in der Kralle und einfach von der Brachialität mitreißen lassen. Und wenn dies nicht den Kerngedanken des kompletten Subgenres Brutal Death Metal trifft dann weiß ich auch nicht.