Um im Metal Bestand zu haben, bedarf es künstlerisches Können, Alleinstellungsmerkmale und den Willen trotz widriger Umstände kreativ zu sein. All das vereint die Berliner Death Metal-Truppe MAAT par exellence. Mit ihrem Mix aus pfeilschnellen Todesblei-Salven und der Anlehnung an die ägyptische Mythologie sowie zwei Full Length Alben und einer EP haben sich die Musiker ein pfundiges Fundament erspielt und sich in vielen Ecken einen Ruf als professionelle und technisch höchst versierte Band erarbeitet. Doch wer oder was ist MAAT nun genau? Was macht die Band aus und weshalb sollte man mehr als nur zwei Ohren riskieren?

Das erste Klangerzeugnis der Band ist die EP Born In Sand. Zu diesem Zeitpunkt der Bandgeschichte war alles noch ein wenig roher und ungeschliffener. Nichtsdestotrotz konnte man bereits gut erkennen, in welche Richtung sich die Truppe im Folgenden entwickeln würde. Schon beim Beginn des ersten Songs „Sobek“ fällt die Nähe zu den Tech-Deathern Nile auf. Diese benutzten den Namen „Maat“ bspw. bereits auf ihrem vierten Album Annihilation of the Wicked. Allerdings steht hinter dem Gesamtkonstrukt mehr oder minder ein Gesamtkonzept.

Das war im Grunde von Anfang an so. Die Idee, altägyptische Mythologie und Historie als Inspiration für Musik zu nutzen, kam vor der eigentlichen Gründung einer Band. Die Grundidee war auch damals gewiss nicht neu – ganz im Gegenteil war die Motivation: „So wie Nile, nur eben doch ganz anders!“. Es entstanden die ersten 2-3 Songs, und erst dann die Idee, daraus eine Band zu machen. Seit dem ist das der genannte rote Faden, den wir immer weiter spinnen.“ So die Band selbst.

Vier Jahre nachdem die Born In Sand EP das Licht der Welt erblickte, folgte das erste vollwertige Album. Mit As We Create The Hope From Above schlugen MAAT im Underground mächtig ein. Die Symbiose aus ausgereiftem Songwriting, der einheitlichen Ästhetik (mit der Anlehnung an Mumifizierung), dem allgemeinen Klangbild und der technischen Finesse war bei Erscheinen der Platte bereits auf einem immens hohen Level, mit dem viele Kollektive mit gleichem Bekanntheitsgrad kaum mithalten konnten. Doch trotz der messerscharfen Performance auf dem Album, ist ein spontaner Ansatz und ein gemeinsames Arbeiten die absolute Maxime.

Da wir Songs grundsätzlich gemeinsam und im Jamming schreiben, geht es kaum ohne. Über einiges davon haben wir uns schon oft ausgetauscht. Allgemein ist uns natürlich das gute menschliche Zusammenspiel wichtig, und dass wir uns immer die Meinung sagen, ob uns ein Part, ein ganzer Song, ein Riff oder was auch immer gefällt oder nicht. Das Letzte was wir beim Songwriting gebrauchen können, sind Kompromisse.“

Interessant wird es, sobald es ins Detail geht. Jede Band hat verschiedene Problemlösungsstrategien, wenn es darum geht Songs abzurunden. Statt im Alleingang Dinge festzulegen, funktioniert MAAT hier als geschlossene Einheit, was durchaus hörbar ist.

„Ein Klassiker sind Übergänge im Song zwischen zwei Parts. Dem Einen kommt es zu abrupt oder künstlich, dem Anderen passt es perfekt. Das sagen wir uns dann auch genau so. Meist probieren wir ein paar Varianten durch, nehmen alle auf und entscheiden uns dann direkt oder lassen es sacken, um bei der nächsten Probe weiter daran zu arbeiten. Spektakulär sind die Diskussionen aber selten, dafür immer sehr konstruktiv.

Spannenderweise spiegelt dies indirekt das wider, wofür die Namensgeberin steht. Die ägyptische Göttin Maat steht bspw. für Balance, Wahrheit, Harmonie und Ordnung. Wobei auch die Aspekte Gerechtigkeit und Moral in ihren Zuständigkeitsbereich fallen. Lyrisch ergeben sich, in Zusammenspiel mit der schier unendlich großen Welt der ägyptischen Mythologie, viele Möglichkeiten, welche durchaus auch zur Sprache kommen. Doch wenn man eine Sache von MAAT erwarten kann, dann definitiv kein stupides „name dropping“ oder nüchterne Abhandlungen über alte Gottheiten.

Anfangs standen schlicht Geschichten aus der altägyptischen Mythologie und Historie Pate, aber schnell fingen wir an, auch eigene Ideen einzubauen. Daher sind die Texte meist keine einfachen Nacherzählungen, sondern – durchaus auch aktuelle – philosophische, kulturelle oder auch persönliche Themen, eingebettet in textliche „Bilder“ einer alten Zeit. Auch wenn unsere beiden bisherigen Alben keine reinen Konzeptalben waren, verbindet jedoch der Albumtitel die Songs miteinander. Auf „Monuments Will Enslave“ z.B. dreht es sich in allen Songs um Facetten davon, in irgendeiner Form (von einem Menschen, einer Idee oder was auch immer) versklavt zu sein, und dem kritischen Hinterfragen dessen.

Mit ihrem letzten Album Monuments Wil Enslave, aus dem Jahre 2017, setzte sich die Band bislang die Krone auf. Sowohl das rasante Spiel als auch die inzwischen typischen Trademarks befinden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Höchststand. Allein die Riffs im Opener „March For A Dying God“ lassen mehr als aufhören und reißen mächtig ab. Spielerisch haben sich MAAT mit diesem Album einen weiteren großen Schritt vorwärts bewegt. Death Metal bedeutet für die Band Freiheit und Schönheit im Hässlichen finden zu können, sich nicht zu limitieren, sondern mit einem offenen Geist seinen Pfad zu beschreiten. Dieser Pfad führte unter anderem auch über den Verlust von Gründungsmitgliedern. Doch MAAT sind nicht einfach nur eine Band die aus ihren Mitgliedern besteht, sondern ein Konzept, welches größer ist, als die Beteiligten.

Wenn man die passenden Leute am Start hat, um gute Musik zu machen und dazu eine Band mit einem Konzept und einer kleinen Historie sind das immer gute Gründe, das Ganze nicht wegzuwerfen.

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen und unterstreicht, mit welcher Vehemenz das gemeinsame Ziel verfolgt wird. Solltet ihr nun neugierig geworden sein, könnt ihr gerne hier MAAT bei Facebook folgen oder direkt auf der Website vorbeischauen. MAAT sind zwar nach wie vor noch eine Undergroundband, jedoch sollte man in Anbetracht der Energie und der Disziplin, sowie der kreativen Leistung, in jedem Fall mehr Aufmerksamkeit auf die Truppe lenken. Genau diese Art von Idealismus zeichnet eine Band aus, die zu Größerem im Stande ist.