GloomGenre: Death Doom Metal
Label: Century Media Records
Veröffentlichung: 30.07.2021
Bewertung: Bombe (9/10)

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Im Jahr 2000 gründete Juha Raivio in Finnland eine Band, die sich stetig eine loyale Fangemeinde erarbeiten sollte. 20 Jahre später sollte die Gründung mit einer Geburtstagstour gefeiert werden, doch wir alle wissen, was dazwischen kam. Zehn Shows konnte SWALLOW THE SUN spielen, bevor die Welt stillstand. Doch glücklicherweise wurde der Auftritt in Helsinki gefilmt, sodass die Band nun ihr erstes Live-Album bzw. Live-DVD veröffentlicht hat.

Das Konzert besteht aus zwei Elementen: Der erste Teil ist akustisch und enthält Songs from the North II in seiner vollen Länge. Spätestens wenn Juha mit seiner Akustikgitarre die Bühne betritt, weiß der Zuschauer, dass erst einmal die sanfteren Töne angeschlagen werden. Außerdem hat die Band ein Streicherquartett eingeladen, um die Band live zu ergänzen. So ein Akustikkonzert kreiert immer eine besondere, intime Atmosphäre und verbindet das Publikum und die Musiker noch mehr als sonst. Optisch wird dieser Teil in schwarz-weiß gehalten, nur die eingeblendeten Landschaftsaufnahmen sind in Farbe. Passend zur Musik sieht man mal eine winterliche, mal eine spätsommerliche Landschaft. Über den Song „66°50’N, 28°40’E“, der im Zusammenhang mit diesem Live-Album als Single erschienen ist, sagte Juha, dass er seine Kindheit im hohen Norden Finnlands verbrachte und er wollte sowohl diesen dunklen, erbarmungslosen Winter mit den Nordlichtern, sowie die endlosen Sonnenstunden im Sommer musikalisch festhalten. Das ist ihm unweigerlich gelungen. Die Musik zusammen mit den Landschaftsbildern macht die Natur Finnlands förmlich greifbar, auch wenn man sich zu Hause auf dem eigenen Sofa befindet. Kurz vor „Before the Summer Dies“ hält Sänger Mikko eine kurze Ansprache, in der er auch das 20-jährige Bestehen der Band erwähnt.

Nach einer kurzen Pause folgt der zweite Teil der Show und SWALLOW THE SUN eröffnen das Set mit „Lost & Catatonic“, ebenfalls aus dem Songs from the North Zyklus. Nun wird zum ersten Mal der ganze Saal beleuchtet, das Bild ist ab jetzt in Farbe und mit dem dunklen Dröhnen der Gitarren wird der Atmosphäre mehr Spannung und Düsternis hinzugefügt. Die Intensität ist noch immer da, doch sie hat sich nun verändert. Es folgt „Empires of Loneliness“, das aus dem Funeral-Doom-Teil des eben zuvor erwähnten Albums stammt. Elf Minuten voller niederschmetternder Dunkelheit. Aber genau dafür ist das Publikum gekommen und zelebrieren entsprechend die Musik und Musiker. „Falling World“ bietet darauffolgend den melodischen Kontrast, wenngleich es natürlich weiterhin düster zugeht – weniger Verzweiflung, mehr Melancholie. Die Fans konnten aus allen bisherigen Veröffentlichungen der Band ihre Lieblingslieder wählen, die dann zur Setlist für diese Show werden sollten. Da durfte „Falling World“ selbstverständlich nicht fehlen. Aber auch die Plague of Butterflies EP ist auf der Setlist vertreten, dafür wurde der zweite Abschnitt des 35-Minuten-stücks ausgewählt. Vom (noch) aktuellen Album When a Shadow Is Forced into the Light hat es „Stone Wings“ in die finale Auswahl geschafft, der bis dato wohl emotional stärkste Song der Band. Zum Abschluss gibt es vom ersten Album den Song „Swallow (Horror pt. I)“, der ebenfalls sichtlich enthusiastisch vom Publikum aufgenommen wird. Als Zugabe spielen SWALLOW THE SUN „Here on the Black Earth“. Die Lyrics des Songs hallen noch lange nach Beenden der Show nach. Und so endet eine Doom-Geburtstagsparty – zum Glück für die Ewigkeit festgehalten.

Die erste Live-DVD von SWALLOW THE SUN überzeugt auf ganzer Linie: Stilistisch repräsentiert sie die Band, die Tonqualität ist sehr gut und die Setlist lässt kaum Wünsche offen. Jedes Bandmitglied hat die Musik mit all ihren Facetten auf der Bühne leidenschaftlich und intensiv gelebt, was sich in der Darbietung der Lieder widerspiegelt. Einzig der Gastauftritt von Anette Olzon bei „Cathedral Walls“ hat gefehlt. Aber sonst hat die Band sich und den Fans ein wunderschönes Geschenk gemacht und ein Denkmal gesetzt. Definitiv ein Must-Have für jede Albumsammlung.