Genre: Black Metal
Label: Dark Descent Records
Veröffentlichung: 2.7.21
Bewertung: Gut (6/10)
Ich weiß nicht, ob es ein Vorurteil ist, dass je weiter nördlich man die Lande bereist, umso verschrobener wird nicht nur die Landschaft, sondern auch die Leute, und das ist gar nicht despektierlich gemeint, schließlich kann langweilig ja jeder. Island ist auf jeden Fall schon ziemlich weit im Norden und es wundert einen doch immer, wie dieses kleine Volk es schafft, nicht nur gute Sportler hervorzubringen, sondern immer wieder auch geniale Musiker und das nicht nur eine Handvoll davon. Das gilt auch für den Metal und vor allem für den Black Metal Bereich. MANNVEIRA (eine leichte Abwandlung des isländischen Wortes für „Mensch“) gibt es bereits seit 2010, haben aber vier Jahre gebraucht, um ihre erste EP Von er Eitur zu veröffentlichen. Nun gibt es den ersten Longplayer, dessen Aufnahme schon 2018 startete.
Es wäre jetzt übertrieben zu behaupten, dass man einen typischen isländischen Sound erkennen kann, nichtsdestotrotz unterscheidet sich das Ganze musikalisch schon von anderen europäischen Produktionen. Der Sound ist sehr rau und unbehauen, aber nicht garagig-rumpelig. Die Riffs sind sehr einfach gehalten, durchgehend dissonant und repetitiv. Das Schlagzeug ist meist ein recht unauffälliges Getrommel, kann aber durchaus Blastbeats, die aber manchmal etwas zu sehr in den Hintergrund gerutscht sind. Hier hört man dann vor allem allgemeines Geschrammel, nur die Gitarren krächzen dissonant aus dem Soundnebel hervor. Im Großen und Ganzen konzentriert sich die Band auf Sänger Illugi, der – Black Metal untypisch – growliges Gekrächze hervorwürgt und nicht allzu viel Luft zur Verfügung hat. Man hat schon Angst, dass es seinen letzten Züge sind. Das Reibeisen dominiert also, textlich ist alles auf Isländisch.
Ich bin beruhigt, dass sich kein überflüssiges Geschnörksel auf der Platte findet, sondern alles reduziert ist. Der Fokus liegt unbestritten auf der düsteren Atmosphäre, die oft etwas von einem Trauerzug hat. Im Gegensatz zu anderen Black Metal Combos herrscht hier also nicht das Gefühl der Wut oder Aggression vor, sondern eher der düsteren Melancholie, was einen Hauch Doom in die Sache bringt. Melodien kann man wenig entdecken, auf dem Titelsong allerdings schwingt sich die Leadgitarre in unerwartete Harmonien auf.
„Framtíðin myrt“ beginnt doomig und driftet dann in Schrubbeleien ab, die der Band weniger gut stehen. Erst wenn es dann wieder eine Tempostufe zurückgeht, findet man zur Linie zurück.
Die Platte ist insgesamt zwar nicht sperrig, aber bringt in den Songs nur wenig Abwechslung auf den Plattenteller. Wer auf feine Riffs, Melodien oder variable Screams steht, sollte hier besser die Finger von lassen. Wenn die Szene gerade heiß auf Post Metal ist, dann ist das Ganze hier sicher eher eine Art punkiger Pre Black Metal. Ein bisschen Democharme wird zudem schon auch irgendwie versprüht. Je nach Trveheitsgrad könnte der Band ein bisschen mehr Professionalität nicht schaden.