Genre: Black Metal
Label: Iron Bonehead
Veröffentlichung: 15.10.2021
Bewertung: Unterirdisch (2/10)
Bandcamp
Kanada. Eisige Winter, viele Regentage (zumindest an der Ostküste), Unmengen an Wald, weite Ebenen, wenig Zivilisation (zumindest in der nördlichen Region) und wenige Sonnenstunden (außer im südlichen Territorium). Welch besseren Nährboden kann es geben, um Black Metal zu machen? Zumindest für das Duo SORGUINAZIA scheinen die Gegebenheiten passend zu sein. Bereits im Jahr 2017 erschien das erste Demo via Kassette in limitierter Stückzahl und schon damals fiel die Band Iron Bonehead ins Auge, welche auch direkt das Demo neu verlegten und als CD-Version und ein Jahr später als Schallplatte auf den Markt warfen. Nun bringen SORGUINAZIA ihr reguläres Debüt an den Start und dieses hört auf den vielsagenden Titel Negation of Delirium. Beschrieben wird die Musik der Kanadier als eine Mischung aus absolut primitiven, allerdings auch perfekt nuanciertem Black Metal, der sich zwar seiner Wurzeln bedient, allerdings auch die Mixtur mit Okkultismus auflockert und somit mehr Einflüsse hinzuzieht, um nicht in die Falle der Eintönigkeit zu laufen.
Mit “ Black Spell of Supremacy“ steigen die Musiker in den Ring. Direkt auffällig ist, dass der Sound ziemlich ungeschliffen ist. Die Drums klingen etwas dumpf und die Gitarren sägen ziemlich weit im Vordergrund. Kann man jetzt mögen und cool finden, jedoch sind die Zeiten des Pioniergeistes im Black Metal lange vorbei und heutzutage muss eigentlich nichts mehr rumpeln, um trotzdem ernst genommen werden zu können. Die Vocals wabern in bester Darkthrone-Manier gespenstisch im Hintergrund herum und bilden eher atmosphärisches Beiwerk. In den schnelleren Passagen fällt es eher weniger auf, aber im gedrosselten, melodischen Part am Ende des Songs fallen bei den Stopps schon teilweise arge Timingprobleme auf. Insgesamt eher mäßig.
„Conquering Skies“ überrascht indes allein schon damit, dass die Instrumente plötzlich völlig anders klingen als vorher. Sowohl Gitarre als auch Drums liegen jetzt sogar etwas hinter dem Gesang. Keine Ahnung wie sowas passieren kann, besonders positiv ist dies jedoch nicht. Eine wirkliche Struktur lässt sich ebenfalls kaum ableiten, da stets Rhythmuswechsel in den Drums unternommen werden und so einen Fluss ziemlich blockieren und die Gitarre derart wischiwaschi geschrammelt wird, dass auch so etwas wie Riffs nur zu erahnen sind.
Spätestens bei „Ecstatic Karmic Impunity“ reißt einem dann doch die Hutschnur. Erneut macht jeder der Musiker auf „3“ was er will und das Ziel der Band scheint weniger zu sein, einen Song zu spielen, sondern vielmehr am Ende gleichzeitig aufzuhören. Sicherlich ist Black Metal eine spezielle Unterart des Metals, allerdings braucht man mir nicht erzählen, dass es bereits damit getan ist, möglichst schnell zu spielen und irgendetwas auf den Instrumenten zu machen, egal was dabei herauskommt. Ziel sollte es sein, ein Gefühl zu transportieren, eine Antithese zum allgemein Akzeptierten abzubilden und sich einen feuchten Dreck um Konventionen zu scheren. Aber es ist auch immer noch Musik und diese unterliegt, egal welche Sparte man bedient und welche persönliche Lebenseinstellung man hat, gewissen Regeln und Gesetzmäßigkeiten, die unumgänglich sind, um entsprechend ein Werk zu erschaffen, was dazu dient, etwas im Hörer auszulösen.
Black Metal ist unter Umständen, neben Grindcore, sicherlich eine der Musikgattungen, die sich ohne viel Knowhow produzieren lässt und bei der es nicht darauf ankommt, besonders filigran spielen zu können oder das Hauptaugenmerk auf Klangästhetik zu legen. Das macht die Sache auch so einfach zugänglich für jedermann und das ist auch eine tolle Sache, aber wenn aus absichtlicher Rohheit und aufgebauschter Edgy-ness etwas wird, das einfach nur im Gehörgang stört und nichts Konstruktives oder in irgendeiner Form gut Adaptiertes darstellt, dann muss man sich schon fragen, warum um alles in der Welt man so eine Hirse auch noch verbreiten muss. Die Musik liefert weder Melancholie, noch die berühmt berüchtigte „Kälte“, sondern produziert lediglich entnervtes Durchatmen und Zornesfalten.
Im Titeltrack gibt es wenigstens Ansätze von gutem Songwriting, da durch die Gitarre der Versuch unternommen wird, ätherische Fläche zu zaubern, allerdings geht dies alles den Bach herunter, sobald die Drums und die ausgesprochen störenden Vocals einsetzen. Selbiges gilt für das anschließende „Death Entrancing“, welches sich über drei Minuten damit aufhält, eine Atmosphäre zu erzeugen und kläglich daran scheitert. Je öfter und länger der Gesang übers Feld schwadroniert, desto mehr bekommt man den Eindruck, dass es sich eher um Zufallsaufnahmen einer noch nicht vollständig abgeheilten Bronchitis, als um bewussten Gesang handelt. Daran ändern auch die Tempowechsel im Mittelteil des Tracks wenig.
Am Ende steht mit „Neuromancy“ das rumpelige Ende dieses Höllentrips an und nichts und niemand bringt mich dazu, diese Platte noch einmal zu hören. Es gibt so viele gute Black Metal Bands da draußen, die kreativ sind, die wissen wie ihre Musik funktioniert und die gutes Handwerk mit pechschwarzer Atmosphäre verbinden können UND dabei noch gut klingen. Leider gehören SORGUINAZIA nicht zwangsläufig dazu.