Genre: Death/Doom Metal
Label: Season of Mist
Veröffentlichung: 27.08.2021
Bewertung: Klasse (8/10)
Alle Jahre wieder liefern die Finnen von HOODED MENACE doomigen Death Metal mit Klasse ab. Seit Gründung im Jahr 2007 erscheint kontinuierlich ein Album nach dem anderen und baut den eingeschlagenen Pfad weiter aus. Inzwischen gelten HOODED MENACE als absoluter Geheimtipp in Sachen oldschooligem Death Metal der skandinavischen Bauart. Mit ihrem letzten Album Ossuarium Silhouettes Unhallowed fuhr die Band um Fronter Harri Kuokkanen glänzende Kritiken ein und positionierte sich, nicht unverdient, mit an der Spitze des zeitgemäßen und doch traditionellen Death Metals. Doch nicht nur zähes Riffing zählt zur Stärke der Truppe, sondern auch ein Gespür für genau das richtige Quäntchen Melodie. Auf ihrem sechsten Longplayer versuchte die Band noch mehr 80er Jahre Feeling zu etablieren, ohne jedoch allzu euphorisch oder gar flott zu agieren. Aufgenommen wurde das Album in verschiedenen Studios, letztlich klanglich veredelt und zusammengeschraubt wurde es jedoch von Andy LaRocque, seines Zeichens Gitarrist bei King Diamond und Produzent von Alben von Formationen wie bspw. Hammerfall, in den Sonic Train Studios.
Mit dem theatralischen und Unwetter begleiteten Intro „Chthonic Exordium“ beginnt die Platte schon einmal sehr stimmungsvoll. „Chime Diabolicus“ drückt im Anschluss dann auch direkt kräftig ins Gesicht. Der groovige und melodisch gehaltene Riff am Anfang macht sofort Bock auf Kühles aus dem Fass und erzeugt somit genau den richtigen Einstand. Tonnenschwer wie Tannenholz aus Helsinki und dennoch zugänglich präsentiert der Song genau den angepeilten 80’s Vibe, ohne Abziehbild dessen zu sein. Der Einfluss von Candlemass ist durchaus erkennbar, allerdings stellt dies keine Kritik dar. Wie soll ein Künstler auch ein Bild malen, ohne jemals etwas gesehen zu haben? Am Ende kredenzt der Fünfer dann noch einen obligatorischen headbangtauglichen Lava-Riff nebst Solo, der die Sache mit dem Riff aus dem Intro abrundet.
„Blood Ornaments“ schlägt an zweiter Position direkt mit knapp über neun Minuten zu Buche. Allerdings gibt, es statt eines langsam dahinsiechenden monotonen Riff-Salats, einen stampfenden, coolen Auftakt. Natürlich variiert das Tempo innerhalb des Songs mehrfach hin und her, allerdings fügen sich die Parts gut aneinander und sorgen für einen schönen Fluss, sodass man gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit eigentlich vergeht. Gerade in diesem musikalischen Bereich stellt dies eine große Herausforderung dar, die HOODED MENACE allerdings gekonnt meistern. Der eine oder andere Part lässt entfernt an härtere King Diamond Momente denken, jedoch mit genug eigenem Esprit, um nicht an Eigenständigkeit zu verlieren.
Das etwas gradlinigere „Those Who Absorb The Night“ bringt im Anschluss etwas mehr Nackenfutter mit an den Tisch, wobei gerade die zweite Songhälfte richtig Meter macht. Das Gitarrenduo aus Gründungsmitglied Lasse Pyykkö und Teemu Hannonen spult eine zweistimmige Melodie nach der anderen aus den Handgelenken und hat ein gutes Gefühl für griffige, harschere Elemente, die die Dynamik aufrechterhalten. Gut zu hören ist dies auch im folgenden „Corpus Asunder“.
Der nächste neun minütige Pfundskerl „Scattered Into Darkness“ beginnt stoisch und langsam. Das Geheimrezept aus fies übereinander gestapelten Terzen geht auch hier wieder exzellent auf und die effektiv angebrachten Leadstellen bereichern den Song zusehends. Obwohl die Strukturen ziemlich ausufernd zelebriert werden, schaffen es die Musiker zähe Längen zu vermeiden, indem stets kleinere Elemente eingebaut werden. Seien es einzelne Gitarrentöne oder der bitterböse Gesang von Schreihals Harri. Irgendetwas passiert ständig und so ziehen auch in „Scattered Into Darkness“ weitere Minuten an eine vorbei, ohne das Langeweile aufkommt.
The Tritonus Bell klingt wie eine Autofahrt durch unendlich große und dichte Wälder, die mit Lebewesen aus der Feder von H.P. Lovecraft gefüllt wurden und in denen sich Mitglieder von Paradise Lost, Asphyx und At The Gates um die klangliche Kulisse kümmern. Hinter jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken und HOODED MENACE beweisen, dass Death Doom anno 2021 keinesfalls ausschließlich mit langweiligen, repetitiven Strukturen vergesellschaftet werden sollte. Im Gegenteil: So lebhaft wie auf The Tritonus Bell hat Death Doom wohl selten geklungen. Hut ab. Gutes Moped.