Genre: Melodic Doom/Death Metal
Label: Century Media
Veröffentlichung: 19.11.2021
Bewertung: Bombe (9/10)
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Finnland – das Land der Tausend Seen und der Tausend Metal Bands. Kaum ein Land ist so sehr bekannt für dieses Genre wie die Nation im hohen Norden. Und einige Bands haben ein besonderes Händchen für das Einfangen der einmaligen Atmosphäre, die dort herrscht. SWALLOW THE SUN gehören zweifelsohne dazu. Nach zwei Jahren erscheint nun ihr neuestes Werk Moonflowers, welches von den Fans schon sehnsüchtig erwartet wird.
Gleich der erste Song „Moonflowers Bloom in Misery“ klingt unverkennbar nach SWALLOW THE SUN, diese melancholisch-hallenden Gitarrenmelodien treffen wirklich immer wieder ins Schwarze. Sänger Mikko verzaubert sogleich mit seinem Klargesang, der über die Jahre wie ein guter Wein gereift ist und ohne den man sich die Musik der Band nicht mehr vorstellen kann. Die Lyrics spiegeln den ewigen inneren Monolog wider, den jeder hat, der eine geliebte Person auf die eine oder andere Weise verloren hat. Auf den ersten Blick mögen die Worte repetitiv erscheinen, doch genau dieses Hamsterrad aus Gedanken ist typisch für so einen Trauerzustand. Und wer sich ein wenig mit der Geschichte der Band auskennt, weiß warum genau dieses Thema auch schon auf dem vorangegangenen Album allgegenwärtig war.
Im darauffolgenden Lied „Enemy“ hat man sich mehr auf den melodischen Aspekt der Komposition fokussiert, sodass dieser Song auch gut auf dem Vorgängeralbum When a Shadow is Forced into the Light hätte sein können. In dem Lied findet sich auch das zentrale Thema dieses Albums wieder, nämlich der ewige Kampf des Lichts mit der Dunkelheit. Der Einsatz des Klargesangs im Kontrast zu den Harsh Vocals verdeutlicht diesen Kampf auch stilistisch. „Keep Your Heart Save from Me“ überrascht mit einem vergleichsweise flotten Einstieg, nur um dann abrupt das Tempo wieder zu drosseln. Der Refrain thront episch innerhalb des Songs und fördert wirklich großes Kopfkino. Auf den Song folgt „All Hallow’s Grief“, auf dem Cammie Gilbert (Oceans of Slumber) zu hören ist. Ihre Stimme ergänzt sich hervorragend mit der von Mikko.
„The Fight of Your Life“ beginnt zunächst rein akustisch. In der vor kurzem erschienenen Live-DVD spielt die Band ebenfalls ein ganzes Akustikset, was der Band außerordentlich gut zu Gesicht steht. Auch akustisch entfaltet sich die Magie von SWALLOW THE SUN und ergänzt die Musik um eine gewisse Leichtigkeit, die dem Hörer eine Art Atempause verschafft. Die Streicher, die im Live-Set zum Einsatz kamen, sind auch auf Moonflowers vertreten und fügen eine weitere Facette dem Sound der Band hinzu. Und zuletzt gibt es eine weitere Überraschung: in „This House Has No Name“ holt die Band die Black Metal Keule raus und zieht die Düsternis-Schraube nochmal ordentlich an. Die Screams sind so richtig wütend und verächtlich dahingekeift, und auch diese werden mit Klargesang kontrastiert.
Moonflowers bietet eine Reise durch den klanglichen Werdegang der Band, die dadurch ihr vollen Können zeigen kann. Die Gitarrenmelodien sind ein weiteres Mal ein absolutes Juwel in den Kompositionen und zementieren erneut die musikalische Handschrift von SWALLOW THE SUN. Die Band nutzt Elemente aus verschiedenen Alben und bringt so eine gute, aber immer noch zusammenhängende Mischung an Stilistiken auf dem neuen Album unter. Musik und Inhalt sind genau aufeinander abgestimmt und kreieren eine dicht gewobene, eindringliche Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann. Gerade weil die Lyrics auf selbst erlebten Geschehnissen basieren und absolut authentisch sind. Kaum eine Band schafft es so gut, negative bzw. dunkle Gefühle und Gedanken so facettenreich musikalisch umzusetzen, wie diese. Die Finnen haben ohne Zweifel einen weiteren Meilenstein ihrer Diskographie hinzugefügt.