SIONGenre: Metalcore
Label: Independent
Veröffentlichung: 26.11.2021
Bewertung: Bombe (9/10)

Bandcamp

Lange haben die Fans gewartet, doch nun endlich hat das erste Album von SION das Licht der Welt erblickt. Hinter dem Projekt verbergen sich niemand geringere als Sänger Howard Jones (Light the Torch, ex Killswitch Engage) und YouTuber Jared Dines. Und falls einige sich jetzt fragen, ob so eine Liaison überhaupt funktionieren kann, denen kann ich nur sagen: Aber sowas von!

Zu Beginn dieses Jahres veröffentliche Jared auf seinem YouTube-Kanal die erste Single „The Blade“, die sofort wie eine Bombe einschlug. Positive Rückmeldung aus allen Ecken des Internets prasselten auf beide Musiker ein. Zurecht, denn „The Blade“ hat ordentlich Durchschlagskraft und bietet astreinen Metalcore, der durchaus an die frühen Tage von Killswitch Engage erinnert. Das ist auch das erste Lied auf dem selbstbetitelten Album, gefolgt von den bisherigen Veröffentlichungen „Drown“ und „More Than Just Myself“. Ebenfalls absolute Kracher, gerade letzterer zieht das Tempo an und teilt ordentlich aus.

„The Worst Way“ ist demnach der erste ungehörte Song und er liefert eine epische, beklemmende Atmosphäre, die den Hörer direkt in die 2000er zurückkatapultiert, wo Alternative Rock und der frühe Metalcore genau das lieferten. So ein kleiner Abstecher in nostalgische Gefilde ist eigentlich immer willkommen. Das nachfolgende „Buried Alive and Wide Awake“ holt erstmal schön das stampfende Schlagzeug raus und ist im Refrain dann wieder sehr melodisch und hat großes Ohrwurmpotential. Auch „Endless War“ hat diesen stampfenden Charakter und der Groove verleitet einen unweigerlich dazu, mit dem Kopf mitzuwippen. Bei „A Constant Reminder“ und „Dying of the Light“ gibt’s richtig schön Geballer und auf die Fresse, aber ohne ganz das Melodische außer Acht zu lassen. Und selbstverständlich finden sich auch einige Breakdowns auf dem Album wieder. Aber sie sind genau auf den Punkt und passend gesetzt, ohne dass man mit diesem stilistischen Mittel alles zuspamt. „Something To Live For“ enthält großartige, bitterböse Screams, die einem nur so um die Ohren fliegen. Überhaupt könnte man einen ganzen Absatz nur mit Lobeshymnen über Howards exzellente Sangeskunst füllen, der Mann hat einfach alles, was zu einem guten Sänger dazugehört. Doch dann würde dieses Review nie fertig, also weiter im Text.

Das Album schließt mit einer Ballade ab und gibt dem Hörer nicht nur eine kleine Verschnaufpause, sondern auch einen tollen Ausklang des Albums, der alles am Ende noch einmal abrundet. SION bieten hier wirklich ein kurzweiliges Hörerlebnis, welches nur so vor Energie und Kraft strotzt. Es gibt einen Haufen an Passagen, die sich sofort ins Ohr absetzen und dort so schnell nicht mehr verschwinden. Die Produktion lässt die Kompositionen in ihrem vollen Glanz erstrahlen und gibt dem Ganzen den nötigen Punch. Jared hat sich an der Gitarre austoben können und zeigt ein weiteres Mal, dass er absolut solide Granaten schreiben kann. Howards Stimme setzt dem Album dann noch die Krone auf und passt einfach wie Arsch auf Eimer. Außerdem ist es durchaus wert zu erwähnen, dass das Werk komplett von den Beteiligten selbst finanziert wurde und letztendlich nur auf die Fans beider Mitglieder gesetzt wurde, um dem Album zum Erfolg zu verhelfen. Diese Rechnung ist auf jeden Fall aufgegangen.

Der einzige, winzig kleine Kritikpunkt wäre hier, dass die Songs sich insgesamt doch recht ähneln, weshalb etwas mehr Mut zur Abwechslung dem Album noch besser gestanden hätte. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau, denn alle Songs hauen einfach rein und machen Spaß. Und auch wenn das Album nicht so schnell die Rotation verlassen wird, beginnt schon die Hoffnung zu keimen, dass es noch ein Album von SION geben wird, da das Debüt wirklich mehr als gelungen ist.