Progeny of a Social Disease-COVERGenre: Death Metal
Label: MDD Records
Veröffentlichung: 01.10.2021
Bewertung: Bombe (9/10)

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Konventionen sind dafür da sie zu brechen. Die Strömungen, die sich mittlerweile im Death Metal vereinen, sind schier zahllos und daher ist es auch kein Wunder, dass es Bands gibt, die jegliche Grenzen hinter sich lassen. Ein Beispiel dafür sind FEAR CONNECTION aus Bremen. Der Todesvierer ließ bereits 2018 die EP Raging Terror von der Kette und bewies, dass sich melodisches Riffing und traditionelle Ansätze keineswegs gegenseitig ausschließen. Über allem schwebte zusätzlich noch ein modernerer Ansatz, sodass Raging Terror bereits ein buntes Knallbonbon zeitgemäßen Metals darstellte. Bereits im April 2020 wurde das vollwertige Debüt Progreny of a Social Disease in den Soundlodge Studios unter der Regie von Jörg Uken eingekesselt, doch die Pandemie vereitelte zunächst weitere Pläne. Mit etwas Verspätung erschien die Platte jedoch nun über MDD Records und umso schöner ist es, nun endlich zu schauen, was die Herren aus dem Norden alles zusammengeschraubt haben. Schluss mit großen Worten: Rein in die Masse.

Nach dem unheilvoll verheißenden Intro scheppert es auch direkt mit „Fight the Plague“ ziemlich heftig im Gebälk. Hohes Tempo, dicke Grooves und ein gewisses D-Beat-Feeling regieren. Ohne Kompromisse klatscht das Quartett hier einen heftigen Brocken raus, der ein ums andere Mal an die schwedische Schule in den früheren Tagen erinnert.

„The Ravishment“ folgt der eingeschlagenen Route stoisch weiter und ist ein ziemlicher Motivator, was das Nackenkarussel und wüstes Geschubse im Pit angeht. Die Riffs und Rhythmuswechsel fügen sich bestens aneinander und fließen in einem fortwährenden Quell an Energie vorwärts. Während der Hauptteil des Songs recht klassisch gehalten ist, werden immer wieder melodische Parts eingeschoben, die für eine ungezwungene Auflockerung sorgen. Geiles Solo inklusive.

Auch bei „Vengeance“ geht die Rezeptur auf. Wie auch in den vorangegangenen Stücken wirkt hier nichts gekünstelt, sondern gut abgeschmeckt. Das Händchen für gute Übergänge und Songstrukturen haben FEAR CONNECTION definitiv und dieses setzen sie auch äußerst effektiv ein. Seien es nun wilde Rasereien mit punkigem Flair oder erdigere Todessalven: Alles harmoniert miteinander. Gut zu hören ist diese Kombination auch bei „Democracy Dies“, welches schöne Kniffe auf Seiten der Gitarren versteckt hält.

Der wohl beste Track, um das Spektrum von FEAR CONNECTION zu überblicken, ist wohl zweifelsohne das sechsminütige „War Inside My Head“. Cooles Riffing, kreatives Drumming, spannende Bassarbeit und variable Vocals treffen in diesem Song auf ausufernde Strukturen, schlüssiges Songwriting und handwerkliche Finesse, während unterm Strich ein melodisch wütender Up-Tempo Brecher herauskommt, der mit seinen verschiedenen Ansätzen genug Futter hergeben würde, um bei anderen Bands die Grundlage für ein ganzes Album zu schaffen.

Nach den letzten Stücken und einem fulminanten Endspurt bleibt zu sagen, dass FEAR CONNECTION hier wirklich aus allen Rohren gefeuert haben. Bis zum letzten Song scheint der Truppe das Ideenreichtum nicht auszugehen und es werden immer weiter interessante und coole Parts ausgeklinkt. Die Produktion lässt den verschiedenen Tracks Raum zum Atmen und klingt schön organisch und in sich geschlossen, kann somit das Zusammenspiel der Musiker bestens in Szene setzen und ist genauso wie man es von einer Jörg Uken Produktion erwartet: Erstklassig. Klingt die Band hie und da mal etwas nach älteren Hypocrisy? Vielleicht. Erinnern die Vocals an eine Mischung aus dem Corpsegrinder und Chris Barnes? Möglich. Sind die Passagen, in denen vornehmlich gegroovt wird, sich manchmal etwas ähnlich? Kann sein. Ist das alles überhaupt wichtig? Absolutes Nein. Ein Debüt mit dieser Durchschlagskraft kann sich mehr als sehen lassen und es bleibt zu hoffen, dass alsbald der Nachfolger erscheint, denn FEAR CONNECTION sind hörbar noch lange nicht fertig und haben noch einiges im Köcher. Das Ding lohnt!